Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
der Arbeit fertig bist und mich vögelst?«
Seine Augen ruhten unverwandt auf mir, während er seinen Becher nahm und den dampfend heißen Kaffee im Zeitlupentempo schlürfte. »Gibt’s jetzt Streit?«
»Machst du die Sache unnötig kompliziert? Ich hab dir doch davon erzählt. Du weißt, ich kann Cary nach dem Vorfall gestern Abend nicht allein lassen.« Das vielarmige Menschenknäuel auf meinem Wohnzimmerboden, über das ich beinahe gestolpert wäre, hatte dem Wort Gruppensex eine ganz neue Bedeutung gegeben.
Ich räumte die Sahne zurück in den Kühlschrank und spürte, wie Gideon mich durch seine Willenskraft anzog. Vom ersten Tag an war es so gewesen. Gideon konnte mich nach Belieben dazu bringen, seine Wünsche selbst zu empfinden. Und jener Teil in mir, der darum bettelte, ihm jeden seiner Wünsche zu erfüllen, war nur sehr, sehr schwer zu ignorieren. »Du wirst dich um deine Geschäfte kümmern und ich mich um meinen besten Freund, und danach kümmern wir uns wieder umeinander.«
»Ich werde nicht vor Sonntagabend zurück sein, Eva.«
Oh … Ich verspürte einen Stich in der Magengegend, als ich hörte, dass wir so lange getrennt sein würden. Zwar verbrachten die meisten Paare nicht jede freie Minute miteinander, aber wir waren anders als die meisten Leute. Wir litten beide an gefährlichen Macken, Unsicherheiten und an einer suchtgleichen Fixierung auf den jeweils anderen, weshalb wir uns regelmäßig sehen mussten, um überhaupt normal funktionieren zu können. Ich hasste es, von ihm getrennt zu sein. Selten gelang es mir, ihn auch nur für zwei Stunden aus dem Kopf zu bekommen.
»Dir ist die Vorstellung doch selbst unerträglich«, sagte er leise und musterte mich mit diesem typischen Blick, dem nichts entging. »Spätestens Sonntag wären wir beide zu nichts mehr zu gebrauchen.«
Ich blies in meinen Kaffee, bevor ich daran nippte. Der Gedanke, das gesamte Wochenende ohne ihn zu verbringen, beunruhigte mich. Noch weniger gefiel mir die Vorstellung, dass er all diese Zeit weit weg von mir sein würde. Ein Meer an Möglichkeiten und Verlockungen wartete da draußen auf ihn, darunter unzählige Frauen, die im persönlichen Umgang weit weniger verkorkst und schwierig waren als ich.
Dennoch brachte ich hervor: »Wir wissen doch beide, wie unvernünftig das ist, Gideon.«
»Wer sagt das? Wie wir sind, begreift außer uns sowieso kein Mensch.«
Okay, in diesem Punkt hatte er recht.
»Wir müssen los«, sagte ich und ahnte, dass diese Unstimmigkeit uns beide den ganzen Tag verrückt machen dürfte. Wir würden das später in Ruhe klären, aber für den Moment steckten wir in einer Sackgasse.
Er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, schlug die Füße übereinander und ließ nicht locker: »Wir müssen vor allem erst klären, dass du mit mir kommst.«
»Gideon.« Mein Fuß tippte nervös auf die Travertin-Fliesen. »Ich kann mein Leben nicht einfach für dich aufgeben. Außerdem hättest du mich verdammt rasch über, wenn ich nur noch das süße Püppchen an deiner Seite abgeben würde. Herrgott, damit würde ich mich selbst anöden. Wir werden nicht gleich sterben, wenn wir uns ein paar Tage mit anderen Dingen beschäftigen, selbst wenn uns das nicht gefällt.«
Sein Blick hielt meinen fest. »Für ein süßes Püppchen bist du viel zu dickköpfig.«
»Die Dickschädel ziehen sich eben gegenseitig an.«
Gideon löste sich von der Arbeitsplatte, und seine nachdenkliche Sinnlichkeit wich einer mitreißenden Entschlossenheit. Er war so verflucht launenhaft – genau wie ich. »Die Presse hat in letzter Zeit häufig über dich berichtet, Eva. Es ist kein Geheimnis mehr, dass du in New York lebst. Ich kann nicht weggehen und dich so lange hier allein lassen. Wenn es sein muss, bring Cary mit. Dann kannst du ihn dir vorknöpfen, während du darauf wartest, dass ich mit der Arbeit fertig werde und dich vögele.«
»Haha.« Ich wusste es zwar zu schätzen, dass er die Anspannung mit ein wenig Humor zu lösen versuchte, aber im selben Augenblick erkannte ich, was tatsächlich hinter seinen Bedenken steckte: Nathan . Mein ehemaliger Stiefbruder. Gideon fürchtete, dass der fleischgewordene Albtraum aus meiner Vergangenheit womöglich in der Gegenwart wiederauferstand. Zu meiner eigenen Beunruhigung musste ich gestehen, dass diese Befürchtung keineswegs grundlos war. Die Anonymität, die mir jahrelang als Schutzschild gedient hatte, war durch unsere höchst öffentliche Beziehung zerstört worden.
Meine
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