Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
an. »Im Ernst? Und wenn ich dich nicht gefragt hätte?«
Er griff nach meiner Hand und drehte vorsichtig den Freundschaftsring an meinem Finger. »Dann würdest du auch nicht gehen.«
»Wie bitte?« Ich strich meine Haare zurück. Der sture Ausdruck auf seinem scharf geschnittenen Gesicht bewirkte, dass ich mich aufsetzte. »Gib mir den Kaffee. Ich brauche einen Schuss Koffein, bevor ich dich fertigmache.«
Gideon reichte mir grinsend den Becher.
»Und sieh mich nicht so an«, warnte ich. »Es gefällt mir wirklich überhaupt nicht, dass du mir vorschreiben willst, wo ich hingehen kann und wo nicht.«
»Wir reden hier nur über ein bestimmtes Rockkonzert, und ich habe auch nicht gesagt, dass du nicht hingehen kannst, sondern bloß, dass du nicht ohne mich gehen wirst. Tut mir leid, wenn dir das nicht gefällt, aber so ist es nun mal.«
»Wer hat denn etwas von Rock gesagt? Vielleicht ist es ja Klassik. Oder keltischer Folk. Oder Pop.«
»Six-Ninths sind bei Vidal Records unter Vertrag.«
»Oh.« Gideons Stiefvater, Christopher Vidal Senior, leitete die Geschäfte von Vidal Records, aber Gideon war Mehrheitseigner. Ich fragte mich schon seit Längerem, was einen Jungen dazu bringen konnte, als Erwachsener das Familienunternehmen seines Stiefvaters aufzukaufen. Welche Gründe auch immer dahinterstecken mochten, Gideons Halbruder Christopher Junior hasste ihn wegen dieses Coups aus tiefstem Herzen.
»Ich habe Videos von ihren Auftritten aus Indie-Zeiten gesehen«, fuhr er nüchtern fort. »Es ist mir einfach zu riskant für dich in einer solchen Menge.«
Ich stürzte einen großen Schluck Kaffee hinunter. »Das hab ich kapiert, aber du kannst mich nicht einfach so rumkommandieren.«
»Kann ich nicht? Schhhh.« Er legte seine Finger auf meine Lippen. »Nicht streiten. Ich bin doch kein Despot. Allenfalls äußere ich hier und da mal Bedenken, die ich an deiner Stelle jedoch schon aus reinen Vernunftgründen beherzigen würde.«
Ich stieß seine Hand fort. » Vernunftgründe heißt also, alles so zu tun, wie du es für richtig hältst?«
»Genau.«
»Das ist Schwachsinn.«
Er stand auf. »Lass uns nicht über eine hypothetische Frage streiten. Du hast mich gefragt, ob ich am Freitag mit dir zu dem Konzert gehen möchte, und ich habe Ja gesagt. Es gibt also gar keinen Anlass zum Streiten.«
Ich stellte meinen Kaffee auf den Nachttisch, trat die Bettdecke zur Seite und schlüpfte aus dem Bett. »Ich muss in der Lage sein, mein eigenes Leben zu führen, Gideon. Ich muss noch ich selbstsein, sonst kann das alles nicht funktionieren.«
»Und ich muss ich selbst sein. Ich bin doch nicht der Einzige hier, der Kompromissbereitschaft beweisen muss.«
Das brachte mich aus dem Konzept. Er hatte nicht unrecht. Ich konnte zwar von ihm verlangen, mir meinen Freiraum zu gewähren, aber er konnte umgekehrt verlangen, so akzeptiert zu werden, wie er nun einmal war. Ich durfte nicht ignorieren, dass auch bei ihm gewisse Dinge die Alarmglocken schrillen ließen. »Was ist, wenn ich mal allein mit meinen Freundinnen durch die Clubs ziehen will?«
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich auf die Stirn. »Dann nehmt ihr die Limo und bleibt in Clubs, die mir gehören.«
»Damit deine Sicherheitsleute jeden meiner Schritte überwachen können?«
»Damit sie ein Auge auf dich haben«, korrigierte er und fuhr mit den Lippen über meine Augenbraue. »Was ist daran so schrecklich, mein Engel? Ist es so unverzeihlich, dass ich es hasse, dich nicht im Blick zu haben?«
»Dreh mir nicht die Worte im Mund herum.«
Er kippte meinen Kopf nach hinten und starrte hart und entschlossen auf mich herab. »Begreif doch. Selbst wenn du die Limo nimmst und ausschließlich meine Clubs besuchst, werde ich nicht eine ruhige Minute haben, bis du wieder zu Hause bist. Sollten dir meine Sicherheitsvorkehrungen also im Gegenzug ein paar winzige Unannehmlichkeiten bereiten, gehört das dann nicht zum wechselseitigen Geben und Nehmen dazu?«
Ich knurrte ungehalten. »Wie gelingt es dir bloß, etwas Unsinniges so zu drehen, dass es Sinn zu machen scheint?«
»Naturtalent.«
Ich legte beide Hände auf seinen reizvollen, überaus knackigen Arsch und drückte zu. »Ich brauch mehr Kaffee, um es mit deinen Naturtalenten aufzunehmen, Ace.«
Für Mark, seinen Freund Steven und mich war es eine Art Tradition geworden, mittwochs gemeinsam Mittag essen zu gehen. Als Mark und ich vor dem kleinen italienischen Restaurant eintrafen, das er
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