Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
zu. »Vielleicht nehme ich sie ja mal zum Mittagessen mit meinen Bauarbeitern mit. Da könnte ich eine Menge Geld gewinnen, wenn ich drauf wette, wie viel sie verdrückt.«
Lächelnd nickte ich. »Das wäre bestimmt lustig.«
»Ha! Ich hab’s ja geahnt – Sie haben’s faustdick hinter den Ohren. Das verrät mir Ihr Lächeln.«
Schweigend schaute ich auf meinen Pappteller hinab und wehrte die aufkommenden Erinnerungen an meine rebellische, selbstzerstörerische Phase ab.
Mark rettete mich. »Lass meine Assistentin in Ruhe! Was verstehst du schon von Frauen?«
»Zum Beispiel weiß ich, dass einige gerne mit schwulen Jungs rumhängen, weil ihnen unsere Sicht auf die Dinge gefällt.« Steven setzte ein breites Grinsen auf. »Und ich weiß noch mehr … He, schaut nicht so schockiert drein, ihr zwei! Ich wollte halt mal rausfinden, ob was dran ist an dem Hype, der um den Hetero-Sex gemacht wird.«
Offensichtlich war das neu für Mark, aber wie seine zuckenden Mundwinkel bekundeten, fühlte er sich in seiner Beziehung zu Steven sicher genug, um die Konversation amüsant zu finden. »Ach ja?«
»Und was haben Sie herausgefunden?«, fragte ich neugierig.
Gelassen zuckte Steven die Achseln. »Ich will nicht behaupten, der Hetero-Sex würde überschätzt, denn ich gehöre offensichtlich nicht zur Zielgruppe und konnte auch nur begrenzte Erfahrungswerte sammeln. Jedenfalls kann ich drauf verzichten.«
Ich fand es sehr aufschlussreich, dass Steven bei seiner Erzählung Begriffe benutzte, die aus Marks Arbeitswelt stammten … Also tauschten sich die beiden über ihre Jobs aus, trotz der völlig unterschiedlichen Fachgebiete.
»Was angesichts deiner derzeitigen Lebensgemeinschaft auch ganz gut so ist …«, bemerkte Mark und nahm mit den Stäbchen ein Stück Brokkoli auf.
Als wir mit dem Essen fertig waren, war es acht Uhr, und die Putzkolonne traf ein. Mark bestand darauf, mir ein Taxi zu rufen.
»Soll ich morgen früher kommen?«, fragte ich.
Steven stieß Mark mit der Schulter an. »Du musst in einem früheren Leben eine gute Tat vollbracht haben. Womit hättest du sie sonst verdient?«
»Vielleicht damit, dass ich dich in diesem Leben ertrage«, konterte Mark trocken.
»Moment mal!«, protestierte Steven. »Ich bin stubenrein. Ich setze mich immer hin zum Pinkeln.«
Stöhnend schaute Mark mich an. Aus seinen Augen sprach tiefe Liebe zu seinem Partner. »Und was nützt mir das?«
Den halben Donnerstag rackerten Mark und ich uns ab, um den Termin mit den Leuten von Kingsman um vier Uhr vorzubereiten. Zwischendurch bauten wir ein informatives Mittagsessen mit den beiden Kreativexperten ein, die an der Präsentation mitwirken sollten, wenn die Vorabgespräche weit genug gediehen waren. Schließlich studierten wir die Internetpräsenz und das soziale Engagement der Firma.
Um halb vier wurde ich ein bisschen nervös, als ich mir die Verkehrsdichte um diese Tageszeit bewusst machte. Aber Mark arbeitete immer noch weiter, auch nachdem ich ihn auf die Uhrzeit hingewiesen hatte. Um Viertel vor vier stürmte er grinsend aus seinem Büro und schlüpfte in sein Jackett. »Kommen Sie, Eva!«
Verunsichert sah ich ihn an. »Wirklich?«
»Hey, Sie haben hart genug für das Projekt geschuftet. Wollen Sie nicht sehen, wie so was abläuft?«
»Doch, natürlich!« Hastig stand ich auf. Da mir klar war, dass mein Aussehen auch auf meinen Chef abfärben würde, glättete ich noch schnell meinen schwarzen Bleistiftrock und zupfte die Manschetten meiner langärmeligen Seidenbluse zurecht. Zufällig passte das Purpurrot genau zu Marks Krawatte. »Danke.«
Wir eilten zu den Aufzügen, und ich war kurz etwas irritiert, denn wir fuhren nach oben statt nach unten. Als wir in der obersten Etage ausstiegen, betraten wir einen Rezeptionsbereich, der wesentlich größer und luxuriöser war als der in der zwanzigsten. Hängekörbe voller Farnkraut und Lilien verbreiteten einen angenehmen Duft. Auf der Rauchglaswand vor dem Empfang prangte in kühnen, maskulinen sandgestrahlten Buchstaben der Schriftzug CROSS INDUSTRIES. Wir wurden per Summer eingelassen und gebeten, kurz zu warten. Wasser und Kaffee lehnten wir dankend ab, und nach weniger als fünf Minuten wurden wir zur Tür eines Konferenzraums geführt.
Als die Empfangsdame nach der Klinke griff, schaute Mark mich mit funkelnden Augen an. »Sind Sie bereit?«
Lächelnd nickte ich. »Ja.«
Die Tür schwang auf, und ich ging zuerst hinein. Ich bemühte mich um ein noch
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