Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
Du schaffst gerade eine Art Präzedenzfall, wie ich in Zukunft mit ihnen umgehen soll. Ich richte mich ganz nach dir.«
Er erhob sich mit finsterer Miene. »Du drohst mir.«
»Ich würde es eher als Nötigung bezeichnen«, stichelte ich. »Auch in Beziehungen gilt: Wie du mir, so ich dir … Pass auf, du bist nicht ihr einziger Freund. Sie kann sich jemanden suchen, der geeigneter ist, ihr in der Krise beizustehen.«
Wir packten unsere Sachen zusammen und gingen ins Wohnzimmer. Dort herrschte wildes Chaos – ein wasserfarbener BH unter einem Beistelltisch und Bluttropfen auf meinem cremefarbenen Ecksofa – und ich wünschte mir, Cary wäre noch da, denn ich hätte ihm gerne etwas Verstand eingebläut.
»Ich werde morgen mit ihm darüber reden«, stieß ich gepresst hervor, mein Kinn angespannt vor Wut und Sorge. »Verdammt, ich hätte ihm eins verpassen sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte. Ich hätte ihn niederschlagen und ihn so lange in seinem Zimmer einsperren sollen, bis sein Hirn wieder funktioniert.«
Gideons Hand lag auf meinem Kreuz und streichelte mich beruhigend. »Es ist besser, wenn du das morgen in Angriff nimmst, wenn er allein ist und einen Kater hat. Das wird viel effektiver sein.«
Angus wartete schon auf uns, als wir unten ankamen. Ich wollte gerade auf den Rücksitz klettern, als Gideon leise fluchte.
»Was ist?«, fragte ich.
»Ich hab noch etwas vergessen.«
»Warte, ich hole eben meine Schlüssel heraus.« Ich griff nach der Tasche, die Gideon hielt und in der auch meine Handtasche war.
»Nicht nötig. Ich habe auch welche.« Er grinste ohne jedes Bedauern, als ich die Augenbrauen hochzog. »Ich habe sie nachmachen lassen, bevor ich sie dir zurückgab.«
»Ernsthaft?«
»Wenn du aufmerksam hingesehen hättest«, sagte er und küsste mich auf den Scheitel, »hättest du gemerkt, dass an deinem Schlüsselbund seitdem auch der Schlüssel zu meinem Apartment hängt.«
Sprachlos starrte ich ihm hinterher, als er am Portier vorbeieilte und wieder im Haus verschwand. Ich erinnerte mich an die Qual jener vier Tage, als ich geglaubt hatte, dass unsere Beziehung zu Ende sei. Ich erinnerte mich an den fürchterlichen Schmerz, als der Schlüsselbund aus dem Briefumschlag in meine Hand fiel.
Ich hatte ihn die ganze Zeit gehabt – den Schlüssel zu seiner Wohnung und zu seinem Herzen.
Ich schüttelte den Kopf über meine Blindheit und blickte mich in meiner Wahlheimat um. Ich liebte diese Stadt und war dankbar für das unglaubliche Glück, das ich hier gefunden hatte.
Gideon und ich hatten zwar noch viel Arbeit vor uns. Denn so sehr wir einander liebten, es gab keine Garantie, dass wir die Wunden aus unserer jeweiligen Vergangenheit überwinden würden. Aber wir redeten miteinander, wir waren aufrichtig, und wir waren beide viel zu eigensinnig, um ohne ein Wort, ohne eine Auseinandersetzung zu gehen.
Gideon erschien genau in dem Augenblick, als zwei große, aufwendig frisierte Pudel mit ihrer ebenso sorgfältig frisierten Besitzerin vorbeiliefen.
Ich stieg in die Limousine. Als wir losfuhren, nahm mich Gideon auf den Schoß und zog mich liebevoll an sich. »Das war ein anstrengender Abend, aber wir haben ihn überstanden.«
»Ja, das haben wir.« Ich neigte den Kopf nach hinten und hielt ihm den Mund für einen Kuss hin. Er tat mir den Gefallen: ein langer, süßer Kuss, eine einfache Bestätigung unserer kostbaren, komplizierten, unerträglichen, notwendigen Verbindung.
Ich legte ihm die Hand in den Nacken und fuhr mit den Fingern durch sein seidenweiches Haar. »Ich kann es kaum erwarten, dich wieder ins Bett zu kriegen.«
Er gab ein wollüstiges Knurren von sich und attackierte meinen Nacken mit kitzelnden Bissen und Küssen, die unsere Geister und ihre Schatten vertrieben.
Zumindest für eine Weile …
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