Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
geht es mir ein kleines bisschen besser.«
Er küsste mich. »Irgendwann waren Corinne und ich dann ›zusammen‹, wie man so schön sagt. Wir waren einander sexuell treu, und wir traten bei allen möglichen Gelegenheiten als Paar auf. Als sie eines Tages gestand, dass sie mich liebte, war ich dennoch überrascht. Und fühlte mich geschmeichelt. Ich mochte sie. Ich verbrachte gerne meine Zeit mit ihr.«
»Was ja anscheinend immer noch so ist«, murmelte ich.
»Hör mir weiter zu.« Er versetzte mir einen kleinen, tadelnden Nasenstüber. »Ich dachte, dass ich sie vielleicht irgendwann auch lieben könnte, auf meine Weise … die einzige Weise, die ich kannte. Ich wollte nicht, dass sie mit einem anderen Mann zusammen war. Also sagte ich Ja, als sie mir einen Antrag machte.«
Ich rückte ein Stück nach hinten, um ihm in die Augen sehen zu können. » Sie hat den Heiratsantrag gemacht?«
»Schau nicht so schockiert drein«, sagte er trocken. »Das tut meinem Ego nicht gut.«
Da verspürte ich auf einmal eine solche Erleichterung, dass mir ganz schwindlig wurde. Ich warf mich an seine Brust und umarmte ihn, so fest ich konnte.
»Hey.« Seine Umarmung war genauso heftig. »Alles gut bei dir?«
»Ja, so langsam geht es mir besser.« Ich löste mich wieder und nahm sein Gesicht in meine Hände. »Red weiter.«
»Ich sagte aus den falschen Gründen Ja. Nachdem wir zwei Jahre zusammen gewesen waren, hatten wir nicht eine einzige komplette Nacht zusammen verbracht. Hatten nie über die Dinge geredet, über die ich mit dir rede. Sie kannte mich nicht, nicht wirklich, und doch redete ich mir ein, dass man an dem Menschen festhalten sollte, der einen liebt. Wer sonst würde mich lieben, wenn nicht sie?«
Er kümmerte sich jetzt um mein anderes Auge und wischte auch dort die schwarzen Mascaraspuren fort. »Wahrscheinlich versprach sie sich von unserer Verlobung eine Veränderung in unserer Beziehung. Vielleicht, dass ich mich mehr öffnen würde. Vielleicht würden wir mal eine ganze Nacht im Hotel verbringen – was sie übrigens recht romantisch fand –, statt immer früh nach Hause zu gehen, weil man ja morgens schon wieder Seminare hatte. Ich weiß es nicht.«
Das klang ganz schön einsam. Mein armer Gideon. Er war so lange allein gewesen. Vielleicht sein ganzes Leben.
»Und als sie sich dann nach einem Jahr von mir trennte«, fuhr er fort, »hoffte sie, dass uns das einen neuen Impuls geben könnte. Dass ich mehr Anstrengungen unternehmen würde, um sie zurückzubekommen. Aber stattdessen war ich erleichtert, denn langsam wurde mir klar, dass ich unmöglich mit ihr unter einem Dach leben konnte. Wie sollte ich ihr plausibel erklären, dass ich in getrennten Zimmern schlafen und meinen eigenen Platz haben wollte?
»Du hast nie darüber nachgedacht, es ihr zu erzählen?«
»Nein.« Er zuckte die Achseln. »Bis ich dir begegnet bin, habe ich meine Vergangenheit nie als besonders problematisch angesehen. Natürlich beeinflusste sie meinen Alltag. Aber alles hatte seinen bestimmten Platz, und ich war nicht unglücklich. Tatsächlich glaubte ich, ein bequemes und unkompliziertes Leben zu führen.«
»Ach du je.« Ich kräuselte die Nase. »Hallo, Mr. Gemütlich. Ich bin Miss Kompliziert.«
Er grinste breit. »Dann wird uns wenigstens nie langweilig.«
22
Gideon warf das Abschminktuch in den Mülleimer. Dann wischte er mit einem Handtuch die Pfütze auf, die er auf dem Boden hinterlassen hatte, als er mich aus der Dusche geholt hatte, und entledigte sich seiner Schuhe. Zu meiner großen Erleichterung begann er nun, seine nassen Kleider auszuziehen.
Ich beobachtete ihn verzückt und bemerkte dann: »Du fühlst dich schuldig, weil sie dich immer noch liebt.«
»Ja, so ist es. Ich kannte auch ihren Ehemann. Er war ein netter Kerl und ziemlich verrückt nach ihr, bis er feststellte, dass sie nicht genauso für ihn empfand. Daran ist die Ehe gescheitert.«
Er sah mich an, während er sich das T-Shirt auszog. »Ich konnte damals nicht verstehen, warum ihn die Sache so mitnahm. Er war mit der Frau verheiratet, die er wollte, sie lebten in einem anderen Land, weit weg von mir. Was hatte er also für ein Problem? Doch heute ist mir klar, was er empfunden haben muss. Wenn du jemand anderen lieben würdest, Eva, würde ich jeden Tag Todesqualen leiden. Es würde mich umbringen, selbst wenn du bei mir wärst und nicht bei ihm. Aber im Gegensatz zu Giroux ließe ich dich nicht gehen. Vielleicht hätte ich dich nicht ganz
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