Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
Jahren eine stillschweigende Übereinkunft. Wenn wir miteinander fertig sind, wissen wir genau, wer von uns benutzt wurde. Und das bin nicht ich. Einen schönen Abend noch.«
Ich legte auf und lief über die Treppe vom zwanzigsten Stock ins Erdgeschoss. Ich wählte bewusst nicht den Aufzug, denn so entkam ich nicht nur Gideon, sondern konnte mir auch den Besuch im Fitnessstudio sparen.
Nach diesem grausigen Tag war ich so froh, endlich nach Hause zu kommen, dass ich praktisch durch die Wohnungstür tanzte. Ich drehte mich um die eigene Achse und rief laut: »Endlich zu Hause!« Da bemerkte ich das aufgeschreckte Paar auf dem Sofa.
»Oh«, murmelte ich beschämt über meinen albernen Auftritt. Cary und sein Gast befanden sich nicht gerade in einer kompromittierenden Stellung, als ich hereinplatzte, saßen aber nahe genug beisammen, dass offensichtlich war, dass sie in einer intimen Beziehung zueinander standen.
Widerwillig dachte ich an Gideon Cross, der es vorzog, den intimsten Akt, den es für mich gab, seiner Intimität zu berauben. Natürlich hatte ich schon einige One-Night-Stands und erotische Freundschaften gehabt, und niemand wusste besser als ich, dass Sex zu haben und sich zu lieben zweierlei war, dennoch konnte Sex für mich niemals etwas so Unpersönliches wie ein Händedruck sein. Cross’ Einstellung dazu fand ich einfach nur traurig, auch wenn er sonst keinen besonders mitleiderregenden Eindruck machte.
»Hey, Süße!«, rief Cary und stand auf. »Du kommst gerade noch rechtzeitig. Trey muss gleich los.«
»Mein Kurs fängt in einer Stunde an«, erklärte Trey und kam um den Couchtisch auf mich zu. Ich ließ meinen Schuhbeutel zu Boden fallen und legte meine Handtasche auf einen Hocker an der Frühstücksbar. »Aber es freut mich, dass wir uns vorher noch kennenlernen.«
»Mich auch.« Ich schüttelte ihm die Hand und musterte ihn kurz. Er war wohl ungefähr in meinem Alter, durchschnittlich groß und durchtrainiert. Er hatte zerzaustes blondes Haar, haselnussbraune Augen und eine Nase, die offensichtlich schon einmal gebrochen war.
»Puh, ich brauche dringend ein Glas Wein«, sagte ich. »War ein langer Tag.«
»Nur zu«, entgegnete Trey.
»Ich nehme auch einen.« Cary gesellte sich zu uns an die Frühstückstheke. Er trug eine weit geschnittene schwarze Jeans und dazu einen schulterfreien schwarzen Sweater – ein zugleich lässiges und elegantes Outfit, das sein dunkelbraunes Haar und die smaragdblauen Augen phänomenal betonte.
Ich ging zum Weinschrank und nahm aufs Geratewohl eine Flasche heraus.
Während ich sie entkorkte und die Gläser füllte, sprach Trey leise mit Cary. Die Hände in den Jeanstaschen, wippte er auf den Fersen.
Das Telefon läutete, und ich nahm den Hörer von der Wand. »Hallo?«
»Hey, Eva? Hier ist Parker Smith.«
»Parker, hi.« Ich lehnte mich an die Theke. »Wie geht’s?«
»Danke, gut. Ich hoffe, ich störe nicht? Dein Stiefvater hat mir die Nummer gegeben, weil ich dich auf dem Handy nicht erreichen konnte.«
Verdammt. Für heute hatte ich wirklich genug von Stanton. »Nein, überhaupt nicht. Wie sieht’s aus?«
»Ehrlich gesagt ziemlich gut. Dein Stiefvater hat sich als meine gute Fee entpuppt. Er finanziert ein paar Sicherheitsmaßnahmen für das Studio und einige andere dringend benötigte Nachbesserungen. Deshalb rufe ich auch an. Nächste Woche ist das Studio geschlossen. Montag in einer Woche gehen die Kurse wieder weiter.«
Ich schloss die Augen und unterdrückte einen Wutanfall. Parker konnte schließlich nichts dafür, dass Mom und Stanton Kontrollfreaks mit übertriebenem Beschützerinstinkt waren. Welch eine Ironie, mich in einer Situation beschützen zu wollen, in der ich von Leuten umgeben war, die Selbstverteidigung trainierten … »Klingt gut. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Ich freue mich schon sehr darauf, mit dir zu trainieren.«
»Ja, ich mich auch. Und ich werde es dir nicht leicht machen, Eva. Deine Eltern sollen schließlich etwas für ihr Geld kriegen.«
Ich stellte ein Glas Wein für Cary auf die Theke und nahm einen großen Schluck von meinem. Es erstaunte mich immer wieder, wie viel Entgegenkommen man sich doch mit Geld erkaufen konnte. Aber nein, es war nicht Parkers Schuld. »Ich habe nichts dagegen.«
»Nächste Woche legen wir sofort los. Dein Fahrer hat den Stundenplan.«
»Großartig, bis dann.« Ich legte auf und sah, wie Trey verstohlen Cary betrachtete. Sein Blick war sanft und von süßer
Weitere Kostenlose Bücher