Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
ich bisher abgeschleppt habe, hat sich mehr Mühe gegeben. ›Hey, wie heißt du? Bist du öfters hier? Bist du alleine hier? Darf ich dir einen ausgeben? Magst du tanzen? Arbeitest du in der Nähe?‹«
»Okay, okay, ich hab’s kapiert.« Er stellte sein Glas ab. »Lass uns ausgehen. Lass uns tanzen gehen. Vielleicht treffen wir ein paar nette Jungs, die mit dir reden.«
»Oder mir wenigstens einen ausgeben.«
»Hey, Cross hat dir in seinem Büro doch einen Drink angeboten.«
»Wie auch immer …« Ich schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich dusche mich schnell, und dann können wir los.«
Ich stürzte mich ins Nachtleben, als ob es kein Morgen gäbe. Cary und ich machten eine Clubtour von Tribeca bis zum East Village, gaben unglaublich viel an Eintritten aus und hatten einen Riesenspaß. Ich tanzte, bis ich meine Füße nicht mehr spürte, aber ich hielt durch, bis Cary in seinen Absatzstiefeln zuerst anfing zu jammern.
Wir stolperten gerade aus einem Techno-Club, um in einem Walgreens um die Ecke Flipflops für mich zu kaufen, als wir von einem Typen angequatscht wurden, der Werbung für eine Bar ein paar Blocks weiter machte.
»Großartiger Laden, um den Füßen etwas Ruhe zu gönnen«, erklärte er ohne das übliche Reklamegrinsen, das die meisten dieser Leute aufsetzten. Seine Kleidung – schwarze Jeans und Rollkragenpullover – wirkte elegant, was meine Neugier weckte. Und er hatte weder Flyer noch Postkarten, sondern gab mir stattdessen eine Visitenkarte aus edlem Papier mit goldglänzender Schrift, die das Licht der Neonschilder ringsum reflektierte. Das musste ich mir merken – ein Superblickfang für Printwerbung.
Fußgänger eilten an uns vorbei, während Cary versuchte, die Schrift zu entziffern. Er hatte eindeutig ein paar Drinks mehr intus als ich. »Sieht ganz schön schick aus.«
»Mit der Karte ist der Eintritt frei«, sagte der Typ noch.
»Super.« Cary hakte sich bei mir unter und zog mich mit sich. »Komm, lass uns das mal ansehen. Vielleicht findest du in so einem schicken Laden ja einen anständigen Kerl.«
Meine Füße brachten mich fast um, als wir endlich beim Club ankamen. Doch als ich den beeindruckenden Eingang sah, hörte ich zu quengeln auf. Die Schlange war ziemlich lang und ging sogar noch um die Ecke. Aus der offenen Tür erklang Amy Winehouse’ Soulstimme, und gut gekleidete Gäste traten lächelnd auf die Straße.
Wie angekündigt war die Visitenkarte tatsächlich der Zauberschlüssel, der uns sofortigen, kostenlosen Eintritt gewährte. Wir wurden von einer äußerst attraktiven Frau nach oben in den etwas ruhigeren VIP-Bereich geleitet, von wo aus man die Bühne und die Tanzfläche überblickte. Sie führte uns zu einem Tisch mit zwei halbmondförmigen Sofas, überreichte uns die Getränkekarte und sagte: »Die Drinks gehen aufs Haus. Genießen Sie den Abend.«
»Wow.« Cary pfiff leise. »Wie kommen wir bloß zu dieser Ehre?«
»Wahrscheinlich hat der Typ dich von irgendeiner Reklame wiedererkannt.«
»Wenn das nicht rockt …«, meinte er grinsend. »Was für eine Nacht! Ich hänge mit meiner besten Freundin ab und hab einen neuen Adonis in meinem Leben.«
»Aha?«
»Ich habe beschlossen, mich auf Trey einzulassen.«
Ich freute mich für ihn. Seit einer gefühlten Ewigkeit hoffte ich, dass er endlich jemanden fand, der ihm guttat. »Hat er dich schon gefragt, ob du eine Beziehung willst?«
»Nein, aber ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass er nicht will.« Achselzuckend glättete er sein kunstvoll zerrissenes T-Shirt. In Kombination mit der schwarzen Lederhose und dem Nietenarmband sah er darin sexy und wild aus. »Ich glaube, er möchte erst mal herausfinden, wie ich zu dir stehe. Als ich ihm erzählte, dass ich mit einer Frau zusammenlebe und extra von der Westküste hierhergezogen bin, um mit dir zusammenzuwohnen, ist er fast ausgeflippt. Wahrscheinlich hält er mich für bi und befürchtet, dass ich insgeheim scharf auf dich bin. Deshalb wollte ich, dass ihr zwei euch heute kennenlernt, damit er sieht, was für ein Verhältnis wir beide haben.«
»Tut mir leid, Cary, ich werde versuchen, ihn zu beruhigen.«
» Du kannst ja nichts dafür. Mach dir deshalb keine Sorgen. Wenn’s was werden soll mit uns beiden, wird es sich schon ergeben.«
Ich hatte dennoch ein schlechtes Gewissen und überlegte, wie ich ihm helfen konnte.
Zwei Jungs blieben vor unserem Tisch stehen. »Können wir uns dazusetzen?«, fragte der Größere.
Erst schaute ich
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