Cruel World
durchzusetzen.
Ohne Sota anzusehen trat ich an Soo-jungs Seite, um zu beweisen, dass ich ihm vertraute und mir sicher war, dass dieser mich beschützen wird.
Vielen Dank. Den werde ich auf jeden Fall haben. Mit diesen Worten verschwand er wieder mit einem kalten Luftzug.
Blinzelnd starrte ich ins Leere und bemerkte erst nach wenigen Sekunden, dass ich zitterte.
Du solltest dich aufwärmen gehen, Chalina-Anastasia. Kopfschüttelnd ergriff er wieder mein Handgelenk und zog mich zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Wenn ich dich erfrieren lasse, erwartet mich etwas Schlimmeres als der Tod.
Meinst du die Unterwelt?
So ist es. Sein ohnehin schon blasses Gesicht wurde noch bleicher. In die Unterwelt kommen alle, die sich den bösen Mächten anschließen. Meinen Brüdern und mir war dies durch Verzweiflung am Tod unserer lieben Mutter passiert. Wir hatten uns der schwarzen Macht hingegeben und sind Sklaven gewesen.
Schwarze Macht? fragte ich verwirrt Was ist das?
Kelly Broun. antwortete er mit einem kurzen Blick zu mir, ehe wir die Lichtung erreichten und Teresha mich sofort von ihm wegzerrte, um zu erfahren, weshalb wir so weit weggegangen waren. Natürlich erzählte ich ihr nicht die Wahrheit.
Kapitel 16
Nur schweren Herzens brachte ich es über mich, Teresha weinend am Waldrand stehen zu lassen, um nach Sydney zurückzugehen, das von dem Hügel aus, auf dem ich stand, gar nicht mal so weit weg zu sein schien. Ich müsste einfach nur geradeaus gehen. Die zertrümmerten hochhäuser ragten sie riesige Glassplitter und Mauern in die Höhe, was mich dazu brachte den Kopf zu schütteln. Außerdem erkannte ich zum ersten mal, dass sich über der Stadt eine große Nebelwolke befand.
Natürlich war ich mir im Klaren, was passieren könnte, wenn ich Kelly gegenübertrat, aber es ließ sich nicht mehr vermeiden. Ich musste es tun.
Irgendeine verzweifelte Stimme in mir schrie, dass es falsch wäre, auch nur einen einzigen Schritt nach Sydney zu setzen. Davon ließ ich mich jedoch nicht abbringen. Stattdessen schickte ich Teresha einen Luftkuss und sah sie mir einen Moment lang bloß an, um mir ihr hübsches Gesicht genau so wie es jetzt aussah zu merken. Sie fehlte mir schon jetzt. Ich verstand einfach nicht, warum sie mich nicht begleiten will. Hatte sie Angst? Erwartete sie, dass ich es nicht schaffen und zurück zu ihr in Wald gehen würde? Wenn ja, dann irrte sie sich. Aaran hatte auch behauptet, dass ich irgendwann bettelnd zu ihm kommen würde. Ich würde ihnen beweisen, dass ich es schaffen kann. Ich würde es allen beweisen. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken und meinem Flammenwerfer in den Händen marschierte ich los, obwohl sich meine Stiefel unglaubich schwer anfühlten, weil nicht einmal mein Körper zurück in diese Stadt wollte. Aber ich war mir sicher, dass es die einzig richtige Entscheidung wäre. Ich musste meinen Clan warnen - egal, ob sie mich noch bei sich haben wollten oder nicht! Vielleicht würde sich Noah wieder für mich einsetzen. Jedenfalls hoffte ich das.
Der Weg dauerte länger, als ich am Anfang erwartet habe. Von dem Hügel aus hatte es wie eine ziemlich kurze Strecke ausgesehen, was jedoch nicht der Fall war. Ich musste bestimmt mehrere Stunden unterwegs gewesen sein. Nachdem ich die dreckige Landschaft, eine Brücke und ein paar zertrümmerte Farmen überquert hatte, stand ich endlich vor dem gelben Schild, das nur noch auf einer Seite an der Stange hing. An das letzte mal, als ich genau auf dieser Stelle stand, erinnerte ich mich noch sehr gut. Aaran hatte mich einfach ohne Erinnerungen an die Vergangenheit und ohne Schutz am Waldrand gelassen und ich war hierhergerannt. Damals hatte es allerdings nicht so lange gedauert, was mich jetzt ein bisschen irritierte. Ich hatte oft gedacht, dass ich womöglich mit meinem Kopf irgendwo gegen gestoßen war oder bei einem Kampf verloren hatte und deshalb kaum noch etwas von früher wusste.
Lächelnd betrachtete ich dieses alte Schild, auf dem das e bei Sydney kaum noch zu erkennen war.
Genau, als ich hier ankam, hatten mich die ersten Vampire angegriffen. Auf dieser Stelle hatte ich gestanden und ohne zu wissen, was ich tu, meinen Flammenwerfer betätigt. Als wenige Augenblicke später nur noch ihre Asche übrig gewesen war, bin ich keuchend in die Stadt hineingerannt, ohne zu wissen, was mich erwarten würde. Ich hätte mich niemals wieder in Sydney blicken lassen sollen. Das wäre womöglich das Beste gewesen. Ich hatte mich
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