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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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weil ich auf ihn gehört und einfach weggerannt bin. Deshalb hatte ich allen Grund zur Sorge. Es fühlte sich ziemlich beunruhigend an, in dieser Ungewissheit bleiben zu müssen.
    Miss Joy? riss mich plötzlich jemand aus den Gedanken und der Geruch von frischer Zitrone drang mir in die Nase. Erschrocken richtete ich mich auf und ignorierte dabei den heftigen Schmerz an meiner Taille. Vor mir stand ein etwas älterer Herr in einem weißen Kittel, der in seiner rechten Hand einen großen Erste-Hilfe-Kasten trug und sich nun lächelnd neben mir niederließ.
    Ja, die bin ich. Sind Sie... mein Arzt? fragte ich vorsichtig.
    So ist es. Dieser Vampir hat gedroht mich umzubringen, wenn dir nicht helfe, hübsches Fräulein. Er lachte auf, wobei es mich wunderte, dass in seiner Stimme keine Spur der Verspottung lag, und öffnete den Kasten. Das wäre aber überhaupt nicht nötig gewesen, denn wie ich sehe, bist du genauso ein Mnsch, wie ich. Da es nur noch so wenig unserer Art gibt, verspreche ich dir, dich wieder gesund zu machen.
    Erleichterung machte sich in mir breit. Oh, vielen Dank! Ähm... wo ist er? Ich meine den Vampir, der Sie hierhergebracht hat.
    Er hatte irgendetwas von Abendessen und Wild gemurmelt, ehe ich auch schon alleine vor dieser Höhle stand.
    Oh.
    Darf ich fragen, woher du kommst? Ich habe dich noch nie in dieser Gegend gesehen, obwohl ich bereits seit über fünfzig Jahren hier lebe.
    Ich komme aus Sydney. Allerdings wurde ich dort schwer verwundet und wäre beinahe gestorben. Ich habe diesen Vampir auch gerade erst kennengelernt.
    Hmm. Kennst du den Grund dafür?
    Ich schüttelte meinen Kopf. Er will es mir nicht sagen.
    Das ist höchst merkwürdig, aber trotzdem nett von ihm. Mir ist noch nie ein Vampir mit Herz untergekommen.
    Genauso wenig wie mir.
    Na ja, wir sollten froh sein, dass es anscheinend auch Gute von denen gibt. Er atmete einmal tief durch. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Patrick. Wo bist du denn verletzt?
    Meine Finger sind, glaube ich, gebrochen.
    Mit zusammengepressten Lippen hob ich meinen verletzten Arm, den er sofort sanft ergriff und betrachtete. Oh. Das sieht nicht gut aus. In Zeiten wie diesen sollte man sich besser nicht so schlimm verletzen. Wie hast du das hinbekommen?
    So gut es ging, erzählte ich ihm alles, was ihn nicht wirklich zu überraschen schien. Wahrscheinlich wurde er ebenfalls täglich verfolgt und gezwungen, anderen zu helfen. Die ganze Zeit nickte er bloß und schmierte eine auf der Haut brennende Salbe auf die Wunden an meiner Hand, die ich danach eine ganze Weile nicht bewegen durfte.
    Alex blieb verschwunden. Ich fragte mich, ob er dies mit Absicht tat, damit es für ihn nicht so schwer werden würde. Ganz vage konnte ich an dem Höhleneingang wahrnehmen, wie sich der Himmel langsam verdunkelte. Aus irgendeinem Grund wartete ich auf ihn. Ich wartete tatsächlich voller Aufregung auf einen Vampir! Dabei kannte ich ihn doch kaum.
    Der Gips muss nur noch fest werden, danach sind wir fertig und du kannst ein bisschen schlafen. Wenn ich mir dich so ansehe, dann kann ich nur sagen, dass du das wirklich nötig hast. Deine Haut ist übertrieben blass und deine Augenlider sind angeschwollen und ein wenig... lila. Du solltest dich in den nächsten paar Wochen ziemlich ausruhen, ansonsten könnten die Kopfschmerzen schlimmer werden. Da ich meine medizinischen Geräte nicht mehr bei mir habe, kann ich nicht genau sagen, ob du eine leichte Gehirnerschütterung bekommen hast. Es tut mir leid.
    Ich denke, meinem Kopf geht es soweit ganz gut. widersprach ich ihm, doch sein Gesichtsausdruck blieb besorgt und unverändert. Trotzdem, Chalina. Tu, was ich dir rate. Es wäre besser für uns beide. Dieser Vampir war ziemlich aufgebracht gewesen. Wenn dein Zustand sich verschlimmert, muss ich wahrscheinlich dafür büßen.
    Ich schnappte nach Luft, denn womöglich hatte er recht. D-das will ich auf keinen Fall! Natürlich werde ich alles befolgen.
    Braves Mädchen. Mit einer Hand strich er mir die Haare aus dem Gesicht.
    Patrick schien mir ein netter Herr zu sein, der genauso wie ich, ständig um sein Leben fürchten muss. Damals war man ziemlich hoch angesehen, wenn man eine ordentliche Ausbildung und grandiose Kenntnisse in einem speziellen Bereich hatte - heute wurde man dafür schamlos ausgenutzt. Zu meinem Glück hatte ich bloß die normalen Schulkenntnisse einer Siebzehnjährigen. In Fremdsprachen war nie die Beste gewesen, genauso wie in den Naturwissenschaften.

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