Cruel World
tatsächlich das Kind, das ich vor dem Feuer im Kerker des Regierungsgebäudes hatte retten können, bevor Aaran bei mir seine Sexfolter angewendet hat? Wie kam er hierher? Warum befand er sich in diesem Gebäude? War er geflohen? Waren die Zellen, in denen sich der rote, erstickende Nebel befand, doch nicht so sicher, wie ich dachte?
Der Junge riss auf einmal das nasse Tuch von meinem Mund weg, woraufhin ich ein paar mal tief durchatmete und leise stöhnte.
He, wir kennen uns doch, Kleiner.
Ich weiß. sagte er mit seiner kindlichen, zaghaften Stimme. Ich glaube, es ist nur gerecht, wenn ich dich nicht umbringe.
Irgendetwas schien mit ihm nicht in Ordnung zu sein. Jedenfalls kam er mir merkwürdig vor. Warum befreite er mich nicht von diesen Ketten?
Sag mal, geht es dir gut?
Ich bin mir nicht ganz sicher.
Was meinst du damit?
Der hübsche Engel, der mich aus dem Kerker herausgeholt hat, meinte, dass du dich mit Aaran Grant in der Folterkammer amüsiert hast, während ich geschlagen und zu den brutalen, erwachsenen Monstern geworfen wurde.
Oh. Oh! Jetzt verstand ich, weshalb er so drauf war. Dieser hübsche Engel konnte schließlich nur Olivia gewesen sein. Sie hatte mich also wirklich immer beobachtet!
Es war ziemlich verwunderlich, dass dieses Kind seine Artgenossen als Monster bezeichnete. Sie mussten also furchtbar grausam zu ihm gewesen sein.
Ich wurde auch bestraft. murmelte ich leise, doch er hob bloß eine Augenbraue, ehe sein makelloses Gesicht wutverzerrt wurde.
Sex ist keine Folter!
Doch, und zwar, wenn man es nicht will, jemandem wehgetan wird oder eben, wenn man gefesselt wird. Ich spürte, wie ich rot wurde. Und genau das war bei mir der Fall.
Du hast im Gegensatz zu mir aber keine Psychische Schäden erlitten.
Es tut mir leid. Ich konnte nichts anderes machen, als dir bloß das Leben zu retten.
Ich wäre lieber gestorben! schrie er und kaum eine Sekunde später durchfuhr mich ein großer Schmerz, der mich zum Schreien brachte. Mein Unterbewusstsein war sich sicher, dass es kein Schlag von ihm gewesen war, sondern irgendetwas anderes musste Schuld daran sein, dass ich meinen linken Arm nicht mehr bewegen konnte. Wimmernd ließ ich meinen Blick an ihm hochgleiten und erstarrte gleich darauf.
Es floss Blut an ihr herunter - viel Blut! Ich hatte Angst, weiter hochzuschauen, und trotzdem tat ich es einfach. Das, was ich zuerst befürchtet hatte, bewahrheitete sich zum Glück nicht, denn es befanden sich sowohl all meine Finger, als auch meine gesamte Hand noch an meinem Körper. Er hatte nichts abgetrennt, sondern mir bloß ein kleines Ding ins Handgelenk gestochen.
Ich blinzelte, aber die Tränen verschleierten meine Sicht. Irgendwann erkannte ich jedoch, dass es eine Spritze war, die mir gerade eine wabbelige, hellblau leuchtende Flüssigkeit zuflößte.
Panik durchfuhr mich wieder. Was war das? Würde es mir noch mehr Schmerzen bereiten? Warum tat dieses Kind so etwas? Wurde er von Kelly oder Olivia erpresst? Setzten sie ihn unter Druck? Hatten sie ihm etwas Schönes im Gegensatz versprochen?
Verdammt! rief ich sauer Bist du wahnsinnig, Kleiner? Zieh sofort dieses Teil aus meiner Haut heraus!
Wenn ich das tu, schickt der Engel mich zurück in den Kerker. meinte er und wartete tasächlich so lange, bis sich nichts mehr in der Spritze befand. Ich verstand ihn einfach nicht. Schließlich hätte ich Aaran auch bestimmt irgendwie überreden können, dass er ihn freilassen soll. Wusste er denn, dass er momentan auf der Seite der Bösen stand?
Ich habe Angst, Chalina-Anastasia.
Ich schnappte erschrocken nach Luft, als ich seine Stimme in meinem Kopf hörte. Sein Mund war verschlossen. Er hatte doch gar nichts gesagt! Anscheinend besaß dieses Kind außerordentliche Kräfte. Mir fiel plötzlich ein, dass er mir schon einmal etwas telepathisch gesagt hatte, und zwar kurz bevor ich ihn vor dem Feuer gerettet hatte. Er hat mich angefleht, sein Leben zu retten. Und so dankte er mir?
Ich kann dir helfen- versicherte ich ihm - wenn du mich losmachst und wir gemeinsam zu Aaran gehen können. Dann wird alles gut.
Du lügst. flüsterte er und zog die Spitze der Spritze heraus. Außerdem ist es zu spät. Gleich wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein. Du wirst dir nichts weiter als den Tod wünschen, damit diese Schmerzen aufhören dich zu zerfressen.
Ich traute meinen Ohren nicht. Wieso hast du das getan, du dummes Kind? Meine Stimme wurde zwei Oktaven höher. Ich bin deine Königin, du ehrenloser Bastard!
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