Cruel World
ich mir den Tod wünschen werde. Und genau das schrie ich auch laut aus.
Töte mich!!!
Du spinnst wohl!, rief Olivia lachend, Das ist viel zu köstlich!
Bitte!!! Ich zog so fest an den Ketten, die meine Handgelenke und meine Füße eisern festhielten und nicht loslassen wollten, dass meine einzelnen Finger sich verkrampften, ehe ich spüren durfte, wie sie sich von alleine krumm bogen.
Ich war bloß froh, dass meine Wirbelsäule noch gerade war.
Mein Gesicht war bereits nach nur wenigen Sekunden mit Tränen überströmt. Nun wusste ich wenigstens, wie sich wahre Schmerzen anfühlten. Ich hätte alles andere lieber erlitten, als das hier. Ich wollte nur noch in der endlosen Tiefe versinken, doch die schien mich leider Gottes nicht einzuholen, sodass ich weiterhin diese Qualen ertragen musste.
Olivia!, schluchzte ich und merkte, wie mir der Schweiß von der Stirn bis hin zu den Ohren hinunterfloss und danach auf meine Haare tropfte. Beende es, bitte...
Oh man!, meinte sie aufgebracht, Du scheinst ja eine noch größere Memme zu sein als dieser tote Junge! Er hat gewusst, dass ich im Raum war und er hat auch gespürt, wie ich seinen Kopf gepackt habe, und dennoch hat er es einfach geschehen lassen, ohne sich zu wehren!
Er hat sich doch den Tod gewünscht! Wieder verdrehte ich die Augen und dann wurde mir plötzlich übel - furchtbar übel. Ich hob meinen schmerzen Kopf so weit hoch, wie ich nur konnte, und drehte ihn danach zur Seite, um mich zu übergeben. Es kam jedoch keine unverdaute Nahrung aus meinem Magen, sondern nur rotes, schleimiges Blut heraus. Es verteilte sich ein wenig auf dem Tisch, auf dem ich lag, ehe es in einzelnen Tropfen hinunter auf den leblosen Körper des kleinen Jungen fiel.
Zum ersten mal bereute ich es, meine Unsterblichkeit wiederzubekommen. Ein gewöhnlicher Mensch hätte sicherlich schon lange das Bewusstsein verloren. Mein Blut spritzte nur so heraus und befleckte sogar Olivias schöne Gewand.
Ach ja, wusstest du eigentlich, dass Kelly sich eben gerade auf den Weg gemacht hat, um Aaran herzubringen? Sie lachte laut. Ich glaube, diese Frau hat vollkommen den Verstand verloren! Sie weiß, dass er seit knapp einem Jahr mit dir verheiratet ist und dass ihr schon mehr als nur einmal miteinander geschlafen habt, und dennoch will sie ihr Schicksal mit ihm erfüllen. Liebe kann wahnsinnig machen, Chalina, deshalb lasse ich sie nicht mehr in mein Herz.
Ich wimmerte und bog mich wieder. Die Liebe ist das schönste Gefühl, das es gibt. Durch sie wird man weichherzig und gutmütig. Sie bringt Glück in unsere Herzen und sie ist das Einzige, dass mich jedenfalls zum Lachen bringt.
Ach was.
Wenn ich in Aarans Augen schaue, dann bekomme ich immer das Gefühl auf einer grünen Wiese zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten. Wenn ich seine makellose, warme, weiche Haut berühre, fühle ich mich wie im siebten Himmel. Wenn ich ihn küsse, verschwindet alles andere um mich herum. Und wenn er in mir drin ist, dann lande ich mit meinen Gedanken und überwältigenden Gefühlen in einer anderen Welt, in der nur Liebe, Glück, Leidenschaft und Freude herrschen.
Ich merkte, wie Olivia ihre zartrosanen Lippen fest aufeinanderpresste und mit Tränen in den Augen zu Boden starrte. Ihr Gesicht sah unglaublich unglaublich schmerzverzerrt aus. Meine Worte hatten sie also berührt. Ich hatte ihr Herz getroffen. Das war mehr als nur fantastisch und so fühlte ich mich plötzlich auch.
Ich hielt inne. Meine Schmerzen waren weg! Ich empfand nur noch den unangenehmen Druck überall auf meiner Haut, aber dieser brachte mich nicht zum Schreien. Es war, als würde ich kurz vor dem Abgrund in die unendliche Tiefe stehen, aber aus irgendeinem Grund nicht fallen.
Erleichtert atmete einmal tief durch, denn das Wichtigste war doch, dass meine Wirbelsäule nichtbeschädigt worden ist, ansonsten hätte ich gelähmt werden können. Das wäre ein Alptraum. An so etwas wollte ich nie wieder denken!
Obwohl ich furchtbare Angst hatte, mich selbst zu betrachten, indem ich meinen Kopf hob und meine ganz leicht schmerzenden Augen öffnete, so tat ich es dennoch - und kreischte noch einmal auf, ehe ich mich kerzengerade mit keuchendem Atem zurücklehnte und mit aller Kraft versuchte ruhig zu bleiben, um nicht durchzudrehen.
Meine Augen wollten nicht wahrhaben, was sie gerade gesehen haben. Mein Fleisch war vollkommen zerfetzt. Überall hatte ich
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