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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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zurecht, Rennie?«
    Â»Wieso fragen Sie?«
    Â»Nur so.«
    Doch er machte sich sehr wohl Sorgen. Sie erkannte es daran, wie nervös er die Hutkrempe zwischen den Fingern drehte und wie konzentriert er auf die Spitzen seiner abgewetzten Arbeitsschuhe starrte.
    Â»Was ist los, Toby?«
    Daraufhin hob er den Kopf und sah ihr offen ins Gesicht. »Sie hatten in letzter Zeit mit einigen ziemlich finsteren Gestalten zu tun. Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.«
    Â»Ich gestatte sie nicht nur, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Wobei ›finster‹ für Lozada noch milde ausgedrückt ist.«
    Â»Ich meine nicht nur den. Diesen Threadgill, den haben sie bei der Polizei rausgeschmissen, wussten Sie das?«
    Â»Er hat sich beurlauben lassen.«
    Tobys Achselzucken hieß Das ist doch das Gleiche. »Na ja, jedenfalls machen Corrine und ich uns Sorgen.«
    Â»Das ist nicht nötig, Toby, ganz bestimmt. Schließlich habe ich mich nicht freiwillig mit diesen Leuten eingelassen. Mein Weg hat sich durch einen unglücklichen Zufall mit Lozadas gekreuzt. Und meine Beziehung zu Mr. Threadgill liegt allein in der Natur des Berufes. Seines und meines Berufes. Mehr nicht.«
    Er blieb sichtbar skeptisch.
    Â»Ich habe schon immer allein auf mich aufgepasst, Toby«, sagte sie leise. »Seit ich sechzehn bin.«
    Er nickte, offenbar verlegen, weil er diese unangenehmen Erinnerungen zum Leben erweckt hatte. »Corrine und ich sind es einfach gewöhnt, für Sie zu sorgen, wissen Sie?«
    Â»Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Immer bedeutet hat.«
    Â»Also dann«, er setzte den Hut wieder auf, »mach ich mich
wieder auf den Weg. Rufen Sie einfach an, wenn Sie irgendwas brauchen.«
    Â»Bestimmt. Noch einmal vielen Dank dafür, dass Sie das Tor repariert haben.«
    Â»Passen Sie auf sich auf, Rennie.«
    Sie genehmigte sich ein Glas Wein, während sie sich Spaghetti Marinara zum Abendessen kochte. Über dem vollen Teller sah sie die Sonne im Westen versinken. Danach trug sie die Taschen zum Auspacken nach oben. Hier auf dem Land war sie längst nicht so penibel. Die Unterwäsche stopfte sie in die Schublade, ohne sie erst zusammenzufalten. Die Kleider hängte sie so in den Schrank, wie sie ihr in die Hände fielen, ohne einer besonderen Ordnung zu folgen. Hier draußen gab sie ihrer rebellischen Ader nach – entgegen ihrer ordnungsliebenden Natur.
    Nachdem das erledigt war, ging sie von Zimmer zu Zimmer und überlegte, was es noch zu tun gab. Endlich hatte sie die lang ersehnte Freizeit, und nun wusste sie nicht, wie sie sie ausfüllen sollte. Im Fernsehen gab es nichts Interessantes. Und einen Film aus ihrer DVD-Bibliothek abzuspielen erschien ihr ebenfalls wenig verlockend. Sie versuchte, sich in eine neue Biografie zu vertiefen, fand das Thema aber fade und den Stil höchst prätentiös. Also wanderte sie in die Küche weiter, wo sie eher nach einer Beschäftigung als nach etwas zu essen suchte. Besonders verlockend erschien ihr nichts, doch nachdem sie schon mal hier war, öffnete sie eine Kekspackung und knabberte ein paar Kekse.
    Zu den schönsten Geschenken des Landlebens weitab der gleißenden Lichter der Großstadt gehörte das funkelnde Sternenzelt. Müßig trat sie auf die Veranda, um den Nachthimmel zu bewundern. Sie machte mehrere vertraute Sternbilder aus und erspähte dann einen Satelliten, dessen Bogen sie verfolgte, bis er außer Sichtweite geriet.
    Dann ging sie über den Hof zu dem Korral, dessen Gatter Toby repariert hatte. Obwohl sie wusste, dass er nur ihr Bestes wollte und sich aufrichtig um sie sorgte, betrat sie den dunklen Stall
nach seiner Warnung mit einem mulmigen, fast panischen Gefühl.
    Normalerweise fand sie den vertrauten Duft von Heu und Pferden ausgesprochen tröstlich. T. Dan hatte sie schon auf ein Pony gesetzt, als sie kaum laufen konnte. Seither hatten Pferde stets eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt. Sie hatte sich noch nie vor einem Pferd gefürchtet und hielt sich gern in ihrer Nähe auf.
    Heute jedoch wirkte der höhlenartige Stall eigenartig Unheil verheißend. Die Schatten kamen ihr außergewöhnlich dunkel und undurchdringlich vor. Während sie von Box zu Box ging, wieherten die Pferde auf einmal leise und scharrten nervös mit den Hufen. Sie waren gestriegelt und gefüttert. Sie waren trocken. Kein Gewitter war im Anzug.

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