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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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die Augen auf, dann wälzte er sich auf den Rücken, um sich zu orientieren und herauszufinden, woher die Warnung gekommen war.
    Rennie stand keine zwanzig Meter von ihm entfernt, ein Gewehr an die Schulter gepresst, und zielte über Kimme und Korn. Er setzte sich erschrocken auf.
    Â»Nicht bewegen, habe ich gesagt.«
    Dann schoss sie.

23
    Der Rotluchs fiel tot vom Baum.
    Er landete direkt neben Wick im Gras. Staubwolken stiegen auf, als er auf dem Boden aufschlug. Ein blutiges Loch klaffte in seiner Brust. In Wick hämmerte das Herz wie besessen.
    Er schluckte mühsam. »Guter Schuss.«
    Rennie kam auf ihn zu und kniete neben dem Kadaver nieder. »Er war so schön.« Abgesehen von den todbringenden Fangzähnen sah das Tier tatsächlich aus wie eine zu groß gewordene Hauskatze mit seidenweichem Pelz. Rennie kraulte den weißen Fellbausch unter dem Ohr. »Ich wollte ihn nicht erschießen, aber er hatte schon zum Sprung angesetzt. Seit Monaten reißt er immer wieder Lämmer und Vieh. Heute Morgen war er sogar in meinem Stall.«
    Â»Ich wusste nicht, dass sich Luchse auch an ausgewachsene Pferde wagen.«
    Â»Das nicht. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach einem kleineren Tier, einer Maus oder einem Karnickel. Aber er hat die Pferde aufgeschreckt, ist daraufhin selbst in Panik geraten und hat eines von ihnen gekratzt. Ich habe den Aufruhr gehört und bin gerade noch rechtzeitig in den Stall gekommen, um zu sehen, wie er sich verzogen hat. Seit einer Stunde bin ich jetzt auf seiner Spur.«

    Â»Und er auf meiner.«
    Erst jetzt sah sie ihn direkt an. »Sie waren leichte Beute.«
    Â»Das verletzte Tier aus der Herde.«
    Â»Eher schon ein halbtotes. Was zum Teufel machen Sie überhaupt hier, Wick?«
    Â»Schlafen. Bis gerade eben.« Er nickte zu dem Gewehr auf ihren Knien hin. »Treffen Sie immer, wenn Sie schießen?«
    Â»Immer. Wollen Sie mir nicht antworten?«
    Â»Was ich hier mache? Das ist eine lange Geschichte. Aber letztlich läuft sie darauf hinaus, dass mir das Benzin ausgegangen ist. Ich hoffe, Sie sind nicht zu Fuß hier.«
    Sie stand auf und pfiff auf zwei Fingern. Er war beeindruckt. Er hatte noch keine Frau getroffen, die auf den Fingern pfeifen konnte. Doch das war noch nicht alles. Ein paar Sekunden später kam eine Stute angetrottet.
    Â»Wow, genau wie im Film«, sagte er. Das Pferd blieb in gebührendem Abstand zu dem toten Luchs stehen und stampfte nervös mit den Hufen. »Ich weiß nicht, ob ich ohne Sattel da raufkomme.«
    Â»Sie werden nirgendwo raufsteigen. Das tue ich.« Rennie drehte sich um und ging zu ihrem Pferd.
    Â»Sie wollen mich einfach so hier liegen lassen? Neben einem toten Tier?«
    Â»Ich habe Sie schließlich nicht eingeladen.«
    Ein zum Leben erwachtes Gedicht. So kam ihm ihr Anblick vor, als sie die Finger in die dichte Mähne der Stute grub und sich dann in einer einzigen, fließenden Bewegung so weit nach oben zog, dass sie das rechte Bein über die Kruppe schwingen konnte. Sie schaffte das sogar, ohne dabei ihre 22er fallen zu lassen. Dann drückte sie dem Pferd die Hacken in die Flanken, und die Stute wendete mit hoch erhobenem Kopf und Schweif in einem tänzelnden Kreis.
    Â»Sie kommen doch wieder, oder?« Er glaubte ein Lächeln auf Rennies Gesicht entdeckt zu haben, doch die Sonne war noch
nicht ganz aufgegangen, weshalb er sich das vielleicht nur einbildete. Mit einem kaum wahrnehmbaren Schenkeldruck forderte sie die Stute zum Galopp auf.
    Er war so sicher, dass sie zurückkommen und ihn abholen würde, dass er schon wieder eingeschlafen war, ehe Pferd und Reiterin am Horizont verschwunden waren.
    Â 
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Es konnten fünfzehn Minuten gewesen sein, aber genauso gut auch fünfzehn Stunden. Als er die Augen aufschlug, kniete Rennie wieder an seiner Seite. Sie wickelte den toten Luchs in eine feste Decke. Als sie merkte, dass er sie beobachtete, sagte sie: »Ich lasse ihn bestimmt nicht hier liegen, damit sie sich darüber hermachen können.«
    Er sah ins Geäst des Baumes hinauf. Hoch über ihnen kreisten Bussarde. »Vielleicht warten die auch darauf, dass ich endlich abkratze.«
    Â»Vielleicht.«
    Sie hob das Bündel hoch und trug es zu einem Pick-up, den er noch nie gesehen hatte. Aus den vielen Kratzern und Beulen in der Karosserie schloss er, dass der Wagen

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