Crush Gier
Anwesenden. Manche sprachen ihn an oder schüttelten ihm sogar die Hand, als freuten sie sich aufrichtig, ihn wiederzusehen. Andere warfen ihm scheele Blicke zu und begrüÃten ihn mit sichtlicher Zurückhaltung. Wick konnte es ihnen nachfühlen. Eine Polizeidienststelle war in dieser Hinsicht nicht anders als jedes andere Büro. Jeder passte auf, dass er nicht unter die Räder geriet. Eine allzu freundliche Geste gegenüber einem Kollegen, der auf unbefristete Zeit vom Dienst suspendiert war, konnte von jenen, die über das berufliche Fortkommen entschieden, leicht falsch verstanden werden. Niemand, der auf eine Beförderung hoffte, wollte seine Chancen verringern, nur weil er sich mit einer Persona non grata wie Wick Threadgill einlieÃ.
Wie um seine Paranoia und Unsicherheit zu bestätigen, sah es so aus, als hätte der gesamte zweite Stock in der Arbeit innegehalten, sobald seine und Orens laute Stimmen erschallten, und würde nun mit unverhohlenem Interesse beobachten, welche Szene sich zwischen den beiden ehemaligen Partnern abspielte.
Wick schüttelte Orens Hand ab. »Ich bin cool, habe ich gesagt.«
»Ich will nur nicht â«
»Ziehen wir das jetzt durch oder nicht?«
Oren warf einen Blick über die Schulter auf das gespannte Publikum, dann öffnete er die Tür zum Vernehmungsraum und winkte Wick hinein. Weenie Sawyer saà am anderen Ende des kleinen Tisches. Er zitterte mit beiden Beinen, wobei seine knochigen
Knie auf und ab ratterten wie synchrone Nähmaschinennadeln. Die Zähne knabberten dazu im Takt auf einem Fingernagel.
Als er Wick sah, erbleichte er, was eine erstaunliche Leistung war, da sein Teint bereits das blasse Pastell eines Krötenbauches hatte. »Was will der hier?«
»Sie kennen Mr. Threadgill?«, fragte Oren freundlich.
Der Blick des Mannes zuckte von Wick zu Oren und wieder zurück. »Von den Zeitungsfotos.«
»Gut. Dann brauche ich ihn nicht mehr vorzustellen.« Oren setzte sich neben Weenie.
Wick zog am anderen Ende des Tisches einen Stuhl heraus, drehte ihn um und nahm rittlings darauf Platz. »Du bist also der schleimige kleine ScheiÃer, der Lozada mit Informationen versorgt.«
Der kleine Kerl schien noch kleiner zu werden. Ãngstlich sah er Oren an. »Wieso ist er hier?«
»Weil ich ihn eingeladen habe.«
»Wozu?«
»Damit er sich anhören kann, was Sie uns zu sagen haben.«
Weenie schluckte schwer. Er zappelte auf seinem Stuhl herum. »Ich ⦠ich habâs mir überlegt. Es ist nicht besonders klug, ohne einen Anwalt auszusagen.«
»Wenn ich es recht bedenke, haben Sie Recht«, bestätigte Oren. »Vielleicht sollten Sie lieber einen Anwalt hinzuziehen. Rufen Sie uns an, wenn Sie so weit sind.« Er machte Anstalten aufzustehen.
»Moment, Moment!« Wieder taxierte Weenie beide mit einem ängstlichen Blick. »Bleibt unser Deal gültig, auch wenn ich einen Anwalt dabeihabe?«
Wick schoss aus seinem Stuhl hoch. »Deal?« Er sah Oren an. »Du hast diesem Sackgesicht einen Deal angeboten?«
»Vergiss nicht, Wick, du bist nur hier, weil du versprochen hast, dich nicht einzumischen.«
»Und du hast versprochen, dass uns dieses Arschloch Lozada ans Messer liefern wird.«
»Das wird er auch. Aber nicht ohne â«
»Einen Deal«, fauchte Wick. »Was hast du ihm angeboten?«
»Dass gegen ihn nicht ermittelt wird.«
Er fluchte vor sich hin. »So ein ScheiÃdreck. So ein verfluchter ScheiÃdreck!«
»Was schlägst du stattdessen vor?«
Wick musterte Weenie hasserfüllt. »So einen dicken Fisch schmeiÃt man nicht ins Wasser zurück. Warum hauen wir ihn nicht einfach in die Pfanne?«
Schweià brach auf Weenies Gesicht aus. Mit weit aufgerissenen Augen sah er Oren an. »Seit sein Bruder gestorben ist, ist er total durchgedreht.«
Wie ein Blitz zuckte Wick über den Tisch. Er hob Weenie an seinem dürren Hals aus dem Stuhl und schob ihn rückwärts gegen die Wand, wo er ihn unerbittlich festhielt. Der kleine Mann quiekte wie eine Maus in der Falle.
»Mein Bruder ist nicht gestorben.«
»Wick, hast du den Verstand verloren? Lass ihn los!«
»Er wurde ermordet , du jämmerlicher kleiner Schwanzlutscher.«
»Wick, ich warne dich.«
»Und zwar von deinem Kumpel Lozada.«
Weenies Gesicht war bereits tiefrot angelaufen. Seine
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