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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Aber der Staatsanwalt hat in meinen Augen nicht alle berechtigten Zweifel ausräumen können. Nur deswegen und aufgrund der Ermahnung, die wir vom Richter erhalten hatten, konnte ich nicht guten Gewissens zulassen, dass er verurteilt wird.«
    Â»Ihr Gewissen hat Sie demnach gezwungen, die übrigen elf Geschworenen zu einem Freispruch zu überreden?«
    Sie atmete tief ein und langsam wieder aus. »Als Sprecherin der Geschworenen war es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass alle Facetten des Falles beachtet wurden. Es war ein grässliches Verbrechen, das stimmt, aber ich habe meine Mitgeschworenen aufgefordert, ihre Emotionen nicht über ihren Eid zu stellen, die Gesetze zu achten, selbst wenn sie nicht perfekt sein mögen. Nach zweitägigen Beratungen hat jeder und jede Geschworene nach seinem oder ihrem eigenen Gewissen gestimmt.«
    Â»Ich denke, damit wären Ihre Fragen zur Genüge beantwortet.« Ihr Anwalt stand schon wieder auf. »Es sei denn, es gibt noch irgendein vollkommen belangloses Thema, über das Sie gern plaudern möchten, Detective Wesley.«

    Oren erklärte, dass er im Moment keine weiteren Fragen habe, und schaltete die Kamera aus, womit das Band zu Ende war.
    Während es zurücklief, rief sich Wick ins Gedächtnis, worüber er und Oren am Vorabend noch gesprochen hatten.
    Â»Lozada scheint während der Verhandlung eine… Verbindung zu ihr aufgebaut zu haben«, hatte ihm Oren erzählt.
    Â»Verbindung?«
    Â»Das ist vielen Anwesenden aufgefallen. Ich habe den Gerichtsdiener gefragt, ob es in der Jury jemanden gab, für den sich Lozada besonders interessiert hat, und er hat sofort gesagt: ›Sie meinen die Sprecherin?‹ Wie aus der Pistole geschossen, ohne dass ich Dr. Newton erwähnt hatte. Der Gerichtsdiener meinte, unser Knabe hätte sie die ganze Verhandlung über angestarrt. Und zwar ziemlich auffällig.«
    Â»Das heißt nicht, dass sie seine Blicke erwidert hätte.«
    Oren reagierte mit einem nichts sagenden Achselzucken, das paradoxerweise eine Menge sagte.
    Â»Dass Lozada eine gut aussehende Frau anstarrt, würde mich nicht überraschen«, hatte Wick eingewandt. »Er ist ein Schmierfink.«
    Â»Ein Schmierfink mit einem Aussehen wie ein Filmstar.«
    Â»Vielleicht aus dem Paten .«
    Â»Manche Frauen fliegen auf gefährliche Typen.«
    Â»Sprichst du dabei aus Erfahrung, Oren? Ich werde Grace nichts erzählen, Ehrenwort. Gib mir mehr. Ich will alle Details. Vor allem die pikanten.« Zu Orens großem Verdruss hatte er ihm dabei lüstern zugezwinkert.
    Â»Lass stecken.«
    In diesem Moment war Grace wieder zu ihnen gestoßen. Sie fragte, worüber Wick so lachte, und ermahnte ihn, als er es ihr nicht verraten wollte, dass die Mädchen nicht ins Bett gehen würden, bis er ihnen eine Geschichte erzählt hatte. Also erfand er ein Märchen von einer kecken Rocksängerin und ihrem blendend schönen, schneidigen Leibwächter, der erstaunliche Ähnlichkeiten
mit ihm selber aufwies. Bis zu seiner Abfahrt kamen er und Oren nicht mehr dazu, sich zu unterhalten.
    Nachdem er das Videoband aus dem Player gezogen hatte, beschloss er, auch noch das Tunfischsandwich zu essen. Es schmeckte fischig und alt, aber er aß es trotzdem auf, denn er wusste, dass er bis zum Morgen nichts mehr bekommen würde. Gerade als er die Krümel von seinen Händen klopfte, sah er einen Jeep in Rennie Newtons Einfahrt biegen.
    Er riss das Fernglas hoch, konnte aber nur noch einen kurzen Blick auf sie erhaschen, ehe der Wagen in die Garage rollte. Keine dreißig Sekunden später ging das Licht in ihrer Küche an. Als Erstes ließ sie den Träger ihrer übergroßen Handtasche von der Schulter gleiten und stellte die Tasche auf den Tisch. Dann zog sie ihre Kostümjacke aus und zupfte die Bluse aus dem Hosenbund.
    Mit ein paar Schritten war sie beim Kühlschrank, wo sie eine Flasche Wasser herausnahm, sie aufschraubte und trank. Dann drehte sie den Deckel wieder zu und blieb mit gesenktem Kopf an der Spüle stehen. Wick stellte das Fernglas scharf. Schlagartig schien sie hinter dem Fenster über der Spüle auf Armeslänge vor ihm zu stehen. Eine lose Strähne hing über ihre Wange bis auf ihre Brust.
    Sie rollte die kalte Wasserflasche über die Stirn vor und zurück. Ihre Miene, ihre Bewegungen, ihre Haltung ließen auf tiefe Müdigkeit schließen.

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