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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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mich.«

    Er stand auf, streckte sich, griff nach der Rolle mit Blaupausen, die er als Tarnung verwendete, und verschwand in Richtung Treppe. »Wir haben gestern Abend das Video nicht zu Ende geschaut. Es liegt hier, du kannst es dir ansehen, aber lass dich dadurch nicht vom Observieren ablenken.«
    Â»Ich würde es gern zu Ende gucken. Vielleicht fällt mir irgendwas auf.«
    Oren nickte. »Ich habe den Piepser dabei. Ruf an, wenn irgendwas passiert.«
    Â»Zum Beispiel, wenn Lozada auftaucht?«
    Â»Ja, zum Beispiel. Ich kann in zehn Minuten hier sein. Bis morgen dann.«
    Â»Gibt es hier irgendwas zu essen?«
    Â»Sandwiches in der Minibar.«
    Die Treppe knarzte unter Orens Gewicht. Als er gegangen war, wurde es still im Haus, nur ab und zu knarrte das alte Holz. Die leeren Zimmer rochen nach den Sägespänen, die von der unvollendeten Renovierung liegen geblieben waren. Die meisten Menschen hätten es als eher ungemütliches Übernachtungsquartier betrachtet, doch Wick störte das nicht. Er hatte sich sogar freiwillig für die Nachtschicht gemeldet. Oren musste zu seiner Familie. Thigpen auch. Obwohl Wick annahm, dass es Mrs. Thigpen wahrscheinlich vorgezogen hätte, ihn so weit wie möglich von ihr entfernt zu wissen.
    Er griff nach dem Fernglas und überprüfte Rennie Newtons Haus. Sie war noch nicht heimgekommen. Er nutzte die Gelegenheit, um den kleinen Kühlschrank zu öffnen, in dem zwei verpackte Sandwiches lagen. Tunfischsalat. Pute und Schweizer Käse. Er entschied sich für das Putensandwich und nahm es mit an den Tisch vor dem Fenster. Dann schob er das Video in den Recorderschlitz unter dem Fernseher und lehnte sich zurück, um beim Essen das Band anzuschauen.
    Die Aufnahme setzte an dem Punkt ein, an dem Oren am Vorabend den Recorder angehalten hatte. Auf dem Video sagte
Oren: »Dr. Newton, waren Sie vor kurzem als Geschworene bei einer Verhandlung gegen einen gewissen Mr. Lozada, der des Mordes angeklagt war und freigesprochen wurde?«
    Ihr Anwalt beugte sich vor. »Inwiefern ist das relevant, Detective?«
    Â»Das erkläre ich gleich.«
    Â»Ich bitte darum. Auf Dr. Newton warten Patienten, die operiert werden müssen.«
    Â»Es könnte erforderlich werden, dass ein anderer Arzt ihre Aufgaben übernimmt.«
    Â»Wollen Sie mir damit drohen, mich hier zu behalten?«, mischte sich Rennie Newton ein.
    Oren überhörte ihre Frage und sagte: »Je schneller Sie meine Fragen beantworten, desto eher können Sie gehen, Dr. Newton.«
    Sie seufzte, als fände sie das Gespräch ungeheuer ermüdend. »Ja, ich war in der Jury, die Lozada freigesprochen hat. Sie wissen das doch schon, sonst hätten Sie es nicht erwähnt.«
    Â»Richtig, ich weiß es. Ich habe sogar alle elf Mitgeschworenen befragt.«
    Â»Warum?«
    Â»Aus Neugier.«
    Â»Wieso?«
    Â»Der Mord an Dr. Howell kommt mir vor wie ein Auftragsmord. Der Täter hat ihn nicht beraubt. Ein persönliches Motiv ist nicht erkennbar. Soweit wir wissen, hatte er außer Ihnen keinen einzigen Feind.«
    Das Entsetzen über diesen Vorwurf ließ sie lauter werden. »Lee und ich waren keine Feinde! Wir waren Kollegen. Gute Kollegen.«
    Â»Die sich ständig in die Haare gerieten.«
    Â»Wir hatten Meinungsverschiedenheiten, das stimmt. Aber das heißt doch nicht –«
    Â»Sie waren eine gute Kollegin, die kurz zuvor einen professionellen Killer vor dem Gefängnis bewahrt hat.«

    Â»Mr. Lozada wurde des Mordes beschuldigt«, mischte sich der Anwalt in typischer Juristenmanier ein. »Was für diese Angelegenheit ohne jede Bedeutung ist. Dr. Newton, ich muss darauf bestehen, dass Sie nichts mehr sagen.«
    Wick spulte den Wortwechsel durch, der sich daraufhin zwischen dem Anwalt und Oren entspann, wobei Oren den Anwalt überzeugen wollte, dass es im Interesse seiner Mandantin sei, die Fragen zu beantworten. Kooperation bei den Ermittlungen werde beim FWPD durchaus honoriert und so weiter. Wick kannte die Leier. Er hatte sie selbst schon tausendmal abgelassen.
    Er ließ das Band wieder normal laufen, gerade als Oren sagte: »Alle anderen Geschworenen haben berichtet, dass Sie von Anfang an für einen Freispruch waren.«
    Â»Das stimmt so nicht«, antwortete sie erstaunlich gelassen. »Ich war nicht für einen Freispruch. Ganz und gar nicht. Ich glaube, dass Mr. Lozada wahrscheinlich schuldig war.

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