Crush Gier
aus gehen und ihre Vorräte und Ausrüstung ins Haus tragen, ohne dass dies bei den Nachbarn, die an Umbauten im Viertel gewöhnt waren, unerwünschtes Aufsehen erregt hätte.
Wick kam wieder aus dem Bad und kramte in dem Seesack, den er mitgenommen hatte, um etwas zum Umziehen dabeizuhaben. Er stieg in eine Jeans und zog sich ein T-Shirt über, das er vor Jahren auf einem Eagles-Konzert in Austin erstanden hatte. Die nassen Haare kämmte er mit den Fingern zurück.
Oren hatte Thigpens Posten am Fenster übernommen. Er musterte Wick kritisch über die Schulter hinweg. »Ungewöhnliche Polizeiuniform.«
»Ich bin kein Polizist.«
Oren schnaubte nur.
»Ich schätze, Bier gibt es hier keins.«
»Thigpen würde uns sofort verpfeifen. Im Kühlschrank steht Cola.«
Wick holte eine Dose heraus, zog die Lasche hoch und nahm einen groÃen Schluck. »Du auch?«
»Nein, danke.«
Er kickte die Laufschuhe zu seiner Reisetasche hinüber und lieà sich auf einen Stuhl fallen. Dann nahm er noch mal einen groÃen Schluck Cola. Oren beobachtete ihn genau und verfolgte jede seiner Bewegungen. SchlieÃlich fragte Wick: »Was?«
»Was hast du in ihrem Haus gefunden?«
»Ich habâs dir doch gesagt.«
»Das war alles?«
Wick breitete die Arme aus und hob die Schultern zu einem unschuldigen Achselzucken. »Warum sollte ich dir was verheimlichen?«
»Weil es dein Schwanz so will.«
»Verzeihung?«
»Für eine WeiÃe sieht die Frau Doktor verdammt gut aus.«
Wick lachte und sagte dann: »Schön. Und?«
Orens Blick sprach Bände.
»Glaubst du ernsthaft⦠o Mann.« Er tat Orens Vermutung mit einem Handwedeln ab, schüttelte den Kopf und wandte dann das Gesicht ab. Als er sich Orens beharrlichem Blick wieder stellte, sagte er: »Pass auf, wenn sie mit Lozada unter einer Decke steckt, dann kann sie meinetwegen besser aussehen als die schöne Helena von Troja. Nackt. Ich will dieses Schwein kriegen, Oren. Das weiÃt du ganz genau. Ich werde alle Hebel und jeden in meiner Umgebung in Bewegung setzen, um ihn dranzukriegen.«
Oren war noch keineswegs überzeugt und meinte sanft: »Und genau das ist der zweite Grund, weshalb du mir Informationen vorenthalten könntest.«
»Ich kann dir nicht folgen.«
»Mach das nicht zu deinem persönlichen Rachefeldzug, Wick.«
»Wer hat denn hier wen um Hilfe gebeten?«
Oren wurde lauter, um seine Stimme Wicks anzupassen. »Ich habe dich mit ins Boot geholt, weil ich einen guten Mann brauche.
Jemanden mit deinem Instinkt. Und weil ich dachte, du hättest es nach all dem, was zwischen dir und Lozada passiert ist, verdient, dabei zu sein.«
»Ergibt irgendwas von diesem Blablabla eigentlich Sinn?«
Von einer verdrieÃlichen Bemerkung lieà sich Oren nicht aus dem Konzept bringen. »Ich möchte nicht bereuen müssen, dass ich dich mit reingenommen habe.« Er bedachte Wick mit einem Blick, der mindestens so streng war wie seine Bemerkung. Wick wandte als Erster den Blick ab.
Oren verstieà nie gegen irgendwelche Regeln. Für Wick kamen alle Regeln einer Einschränkung gleich, weshalb er sie nur streckenweise befolgte. Diese unterschiedliche Einstellung hatte schon oft für Zündstoff gesorgt. Doch genau das bewunderten beide auch aneinander. Oren mochte Wick noch so oft für seine Skrupellosigkeit schelten, insgeheim bewunderte er seinen Freund für dessen Wagemut. Und Wick rechnete es Oren hoch an, dass er sich an Regeln hielt.
Oren drehte sich wieder zu Rennie Newtons Haus um. Nach kurzem Schweigen sagte Wick: »Eine Sache ist mir aufgefallen. In ihrem Schrank. Jede Menge Blue Jeans. Kein DesignerscheiÃ. Und alle abgetragen wie meine.« Er strich mit der Hand über den Denim, der von der Zeit und tausend Waschgängen ausgebleicht und weich geworden war. »Dazu noch drei Paar Westernstiefel. Die hätte ich nicht erwartet.«
»Sie reitet.«
»Pferde?«
»So steht es in ihrem Lebenslauf. Im Archiv des Star-Telegram gibt es eine ansehnliche Akte über sie. Ich habe um eine Kopie gebeten. Dr. Newton war schon oft in der Zeitung. Spendenaktionen. Bürgerinitiativen. Ãrzte ohne Grenzen.«
»Was ist das?«
Auf dem Tisch lag eine braune Aktenmappe. Oren nahm sie hoch und lieà sie in Wicks Schoà fallen. »Lies selbst nach. Grace wartet mit dem Essen auf
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