Crush Gier
Der Tätowierer hatte ihm vorgeschlagen, auch gleich die Brustwarze piercen zu lassen. »Mit dem Dolch und einem Piercing würdest du megacool aussehen, Mann.«
Lozada sah immer noch die Angst in den Augen des Mannes vor sich, als er ihn am Adamsapfel gepackt und von seinem Hocker gehoben hatte. »Glaubst du, ich bin schwul?«
Dem Typen waren beinahe die Augäpfel aus dem Kopf gefallen. Dann hatte er gekrächzt: »Nein, Mann, echt nicht. Ich habâs nicht so gemeint.«
Lozada hatte ihn langsam wieder freigegeben. »Und gib dir verflucht noch mal Mühe mit den Blutstropfen, sonst wird das dein letztes Tattoo.«
Mittlerweile hatte sich Sallys gieriger Mund bis zu seinem Schenkel vorgearbeitet. »Kondom«, befahl er.
»Ich brauch keins.«
»Aber ich.«
Er hinterlieà nie DNA-Spuren. Abgeschnittene Fingernägel spülte er die Toilette hinunter. Jeden Morgen rasierte er sich von Kopf bis FuÃ. Er war haarlos wie ein Neugeborenes, von den Augenbrauen einmal abgesehen. Dass er die abrasierte, lieà seine Eitelkeit nicht zu. AuÃerdem wäre die Narbe ohne die Brauen weniger auffällig, und er trug seine Narbe wie ein Ehrenmal.
Zum Glück hatte er einen perfekt geformten Schädel. Glatt und rund wie eine Bowlingkugel. Dazu sein olivbrauner Teint, und der Kahlkopf stand ihm exzellent. Zweimal täglich saugte er sein Bett und seine Kommode mit einem kleinen Handsauger ab, um alle Hautschuppen zu entfernen. Seine Fingerabdrücke hatte er sich schon vor Jahren ausbrennen lassen.
Die Erfahrung mit Tommy hatte ihn gelehrt, dass das Blut des Opfers Probleme bereiten konnte. Er hatte damals Angst gehabt, dass jemand sein Taschenmesser kontrollieren könnte, und er war nicht sicher gewesen, ob er wirklich alles Blut entfernt hatte. Niemand hatte ihn verdächtigt, und wenig später hatte er das Messer beseitigt, doch seither versuchte er immer, die Waffe am Tatort zu lassen. Er verwendete stets ganz gewöhnliche Gegenstände  â nichts Auffälliges, nichts, was er eben erst gekauft hatte, nichts, was zu ihm zurückverfolgt werden konnte. Manchmal waren seine Hände die einzige Waffe, die er brauchte.
Er hatte eine Sozialversicherungsnummer. Wie jeder gute Bürger zahlte er Steuern auf das Einkommen, das er mit seinem Fernsehreparaturservice erwirtschaftete. Ein alter Säufer, der schon seit der Erfindung des Fernsehens blau war, führte den Laden für ihn. Die Werkstatt lag in einem üblen Viertel, wo kaum jemand einen kaputten Fernseher reparieren lieÃ. In so einem Fall fuhr man einfach in ein besseres Viertel und klaute einen neuen. Trotzdem war es ein legales, wenn auch nicht besonders einträgliches Geschäft.
Sein eigentliches Einkommen floss spurlos am Finanzamt â und jedem Gesetzeshüter â vorbei.
Sally riss die Folie mit ihren groÃen Zähnen auf. »Sie sind bestimmt irre reich. Mit so einer Wohnung. Und diesem süÃen Mercedes.«
Er liebte seine Besitztümer, und zwar noch mehr, seit er acht Monate im Tarrant County Jail eingesessen und auf seine Verhandlung gewartet hatte. Das lehrte jeden, die guten Dinge im Leben zu schätzen.
Natürlich hatten ihn diese acht Monate auch ein Vermögen gekostet. Doch das beunruhigte ihn nicht. Der Job mit dem Banker war gut bezahlt gewesen.
Sein Geld steckte in Hochzinskonten auf Banken in aller Welt, an Orten, an denen er nie gewesen war und die er auch nicht vorhatte, jemals zu besuchen. Er konnte sich jederzeit zur Ruhe setzen und bis an sein Lebensende in Wohlstand leben.
Trotzdem kam ihm nie der Gedanke, seinen Job aufzugeben. SchlieÃlich arbeitete er nicht des Geldes wegen. Geld hätte er auch auf andere Weise verdienen können. Er machte seinen Job, weil er gut darin war und weil er ihn mochte. Weil er ihn liebte .
»Bei diesen Skorpionen krieg ich immer eine Gänsehaut, aber die Wohnung ist einfach super. Sie haben total tolle Sachen. Die Bettdecke ist aus echtem Nerz, stimmtâs?«
Lozada wünschte, sie würde endlich den Mund halten und ihm einen blasen.
»Sind Sie wirklich so gefährlich, wie es heiÃt?«
Er griff in ihr schwarz gefärbtes Haar und riss ihren Kopf nach oben. »Wer erzählt das?«
»Autsch! Das tut weh!«
Er wickelte ihre Haare um seine Faust und zog nochmals an. »Wer?«
»Bloà die anderen Mädchen, die hier im Hotel arbeiten. Wir haben ein bisschen
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