Crush Gier
die Tüte, suchte einen glasierten Donut heraus, verschlang die Hälfte davon mit einem einzigen Biss und fragte dann mit vollem Mund: »Kaffee gibtâs keinen dazu?«
»Erzähl mir von letzter Nacht.«
Er schluckte. »Das habe ich doch schon. Frau Doktor wurde kurz nach eins angerufen. Keine zwei Minuten später verlieà sie das Haus. Ich hätte mir beinah den Hals gebrochen, so schnell bin ich mit den Stiefeln in der Hand die dunkle Treppe runtergerannt. Drei Blocks von ihrem Haus entfernt habe ich sie auf der Camp Bowie eingeholt. Und bin ihr bis zum Krankenhaus hinterhergefahren. Dort ist sie bis zehn nach fünf geblieben. Dann ist sie wieder heimgefahren und ich hinterher. Und dort ist sie geblieben, bis ich von Thigpen abgelöst worden bin. Der übrigens heute Morgen fünfzehn Minuten zu spät aufgetaucht ist.«
Oren warf ihm den braunen Umschlag zu. Er klatschte gegen Wicks nackte Brust. Wick aà erst seinen Donut auf und leckte den Zucker von seinen Fingern, ehe er den Umschlag öffnete und die zwanzig auf vierundzwanzig Zentimeter groÃen Bilder herauszog.
Es waren vier. Er studierte sie nacheinander und hielt anschlieÃend eines hoch. »Das hier gefällt mir am besten, obwohl es mich nicht von meiner besten Seite zeigt.«
Oren riss ihm die SchwarzweiÃfotos aus der Hand und warf sie auf das Tischchen neben seinem Sessel. »Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
»Okay, ihr habt mich erwischt. Ich bin aufgeflogen. Was soll ich dazu noch sagen? Herzlichen Glückwunsch, Detective. Hervorragende Arbeit. Oder soll ich vor dir niederknien und um Verzeihung bitten? Deinen Ring küssen? Oder deinen Arsch? Was ist dir lieber?«
»Was zum Teufel hast du da getrieben, Wick?«
»Verdeckte Ermittlungen gegen eine verdächtige Person.«
»ScheiÃdreck.« Oren zog das kompromittierendste Foto heraus. Es zeigte von hinten, wie Wick Rennie vor dem Country Club zu ihrem Auto begleitete. Auf dem Foto sah er sie an und hatte die Hand auf ihrem Rücken liegen. »Beleidige mich nicht.«
Wick geriet unter seinem anklagenden Blick unter Druck. SchlieÃlich antwortete er: »Ihr Haus zu beobachten hat uns schlieÃlich nicht weitergebracht, oder? Seit einer geschlagenen Woche hocke ich jetzt in dieser Bruchbude und drehe Däumchen. Vor Langeweile habe ich mir schon dreimal die Fingernägel manikürt. Wenn ich noch lange hier rumhocke, wird mein Arsch so breit wie der von Thigpen. Also habe ich gedacht, es könnte nicht schaden, wenn ich etwas Initiative entwickle.«
»Indem du dich an eine Verdächtige ranschmeiÃt?«
»So war es nicht.«
»Ach nein? Dann sag du mir, wie es war, Wick. Wie war es, so vertraulich und intim mit Dr. Rennie Newton zu plaudern?«
Nur um Orens bohrendem Blick zu entgehen, suchte er in der Tüte nach einem zweiten Donut. »Sie ist eine Eiskönigin. Sie lässt sich so ungern berühren wie eine Klapperschlange. Sie hat mich sogar angezischt.«
»Du hast sie berührt?«
»Nein. Unsere Berührungen beschränkten sich auf das da«, erklärte er ungeduldig und deutete dabei auf das verräterische Foto, »und ein Händeschütteln. Als ich dem Jungen vom Parkservice ein Trinkgeld gegeben hab, hat sie mir die Zähne gezeigt.«
»Er wird dir den Fünfer zurückgeben.«
Wick sah Oren an, schüttelte fassungslos den Kopf und schnaubte dann: »Er war einer von uns? Dieses Pickelgesicht?«
»Rookie. Ein Genie an der Kamera. Er hatte eines von diesen Kugelschreiber-Dingern.«
»Das erklärt die Fotos. Woher habt ihr gewusst, dass sie auf die Hochzeit gehen würde?«
»Das wussten wir erst, nachdem wir im Krankenhaus nachgefragt haben. Sie hat auf dem Weg zur Kirche einen kurzen Abstecher gemacht. Also haben wir uns rangehalten. Und als sie zum Empfang kam, hatten wir unseren Jungen schon postiert.«
»Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
»WeiÃt du was? Das habe ich versucht. Ich bin sogar zum Haus zurückgefahren, um dir zu erzählen, wohin sie will und dass ich sie von jemand anderem beschatten lassen werde, nur für den Fall, dass du mal Pause machen willst, vielleicht um schön Essen oder ins Kino zu gehen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dich für den Samstagabend eingeteilt hatte. Stell dir vor, wie überrascht ich war, als ich das Haus verlassen vorfand und du nirgends
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