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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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erfahren.
    Andererseits war Oren wie ein das Flammenschwert schwingender Racheengel in sein Zimmer geplatzt und hatte ihm all seine Sünden vorgebetet, darum fühlte sich Wick seinem Freund
gegenüber momentan nicht besonders in der Pflicht. Jedenfalls nahm er das als Rechtfertigung dafür, dass er Oren nicht alles erzählte, was er wusste. Manches konnte warten, bis sie sich beide wieder beruhigt hatten.
    Während er über all das nachdachte, sah Oren ihn an, als erwarte er eine Erklärung für sein Verhalten. »Ich arbeite aus freien Stücken an diesem Fall mit, Oren, vergiss das nicht. Du hast mich angeworben, damit ich euch helfe. Gut, ich helfe euch. Aber auf meine Weise.«
    Â»Pass nur auf, dass du uns ›auf deine Weise‹ wirklich hilfst und uns nicht den Fall kaputtmachst.«
    Â»Pass auf, ich werde hier mit jedem Tag bleicher. Mir fehlt das Brausen der Brandung. Mir fehlt sogar die Möwenscheiße auf meiner Veranda. Ich wäre liebend gern wieder am Strand, würde mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, mich an die Schwester von diesem Krabbenfischer ranmachen und vergessen, dass du mich jemals besucht hast. Wenn du also auf meine Hilfe verzichten willst, dann sag es bitte.«
    Oren sah ihn sekundenlang nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf. »Damit du endlich einen Vorwand hast, Lozada allein nachzustellen? Oh no. Kommt gar nicht in Frage.« Er stand auf, sammelte die Fotos wieder ein und hielt sie Wick hin. »Möchtest du die für dein Tagebuch?«
    Â»Nein danke. Es war nur eine belanglose Begegnung.«
    Oren schnaubte. »Als hättest du jemals eine belanglose Begegnung mit einer Frau gehabt.« Er stopfte die Bilder in den Umschlag zurück, griff nach der Tüte mit den restlichen Donuts und sagte, schon auf dem Weg zur Tür: »Bis heute Abend. Schlaf gut.«
    Â»Bestimmt.«
    Er hatte nicht vor, ins Bett zu gehen.

10
    Â»Was darf’s denn sein, Süßer?«
    Wick klappte die laminierte Speisekarte zu und sah über die Theke hinweg die Kellnerin an. Irgendwer muss die so züchten und dann über ganz Texas verteilen, dachte er. Das gebleichte Haar war zu einem komplizierten Turm toupiert. Die Augenbrauen wirkten wie mit schwarzer Wachsmalkreide nachgezogen. Das fluoreszierende Rosa des Lippenstifts sickerte in die Raucherfalten rings um die dünnen Lippen, die ihn strahlend anlächelten.
    Â»Was empfehlen Sie denn?«
    Â»Baptist oder Methodist?«
    Â»Verzeihung?«
    Â»Heute ist Sonntag. Der Baptist muss heute Abend noch mal in die Kirche, darum würde ich ihm den Mexiko-Teller nicht empfehlen. Sodbrennen und Blähungen, Sie verstehen. Baptisten sollten das panierte Steak oder ein Schweinekotelett oder den Hackbraten nehmen. Der Methodist kann den Abendgottesdienst ausfallen lassen, ohne dass er gleich das Fegefeuer oder die ewige Verdammnis fürchten muss, darum kann er’s auch scharf und würzig haben.«
    Â»Und was ist mit uns Heiden?«
    Sie tippte ihm gespielt kokett auf den Arm. »Ich hab Sie gleich durchschaut, als Sie hier reinspaziert kamen. Gleich auf den ersten Blick hab ich zu mir gesagt, so gut kann kein Heiliger aussehen.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Sie können alles kriegen, was Sie wollen.«
    Er zwinkerte ihr zu. »Dann fang ich mit dem panierten Steak an.«
    Â»Mit Soße?«
    Â»Versteht sich. Und zwar extra viel.«
    Â»Das ist mein Mann. Zum Sonntagsmenü gehört außerdem ein Erdbeerkuchen oder Bananenpudding.«

    Â»Kann ich mich später noch entscheiden?«
    Â»Nehmen Sie sich alle Zeit der Welt, Süßer.« Sie sah kurz auf die Neonleuchten-Wanduhr. »Es ist schon nach zwölf. Wie wär’s mit einem Bier, bis das Steak gebraten ist?«
    Â»Ich dachte schon, Sie fragen nie.«
    Â»Wenn Sie sonst was brauchen, schreien Sie einfach nach Crystal. Das bin ich.«
    Das Wagon Wheel Café war ein typisches Texas-Kleinstadtcafé. Es lag am Stadtrand von Dalton, zwei Meilen abseits des Interstate Highways und servierte rund um die Uhr ein herzhaftes Frühstück. Trucker aus den ganzen Vereinigten Staaten kannten es wenigstens dem Namen nach. Der Kaffee war hier immer heiß und frisch, das Bier immer kalt. Fast alles auf der Speisekarte kam aus der Fritteuse, aber man konnte sich auch ein schweres T-Bone-Steak braten lassen, und zwar in allen Variationen von muhend bis

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