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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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im Krieg. Sein Verstand sagte ihm, dass er unter einer Panikattacke litt. Sein Körper sagte ihm, dass er sterben würde. Und sein Körper war eindeutig überzeugender.
    Seine erste Panikattacke hatte er bei einem Essen mit einigen Freunden erlebt. Mitten beim zweiten Gang überrollte ihn die Todesangst. Er hatte sie nicht kommen sehen. Es gab keinerlei Vorwarnung. Es war nicht so gewesen, dass es ihm schlecht zu gehen begann und sich das Gefühl dann allmählich verstärkte.
    Nein, im einen Moment ging es ihm prima, und im nächsten knallte eine Hitzewelle durch seinen Körper, und das Zittern setzte ein. Schlagartig wurde ihm schwindlig und kotzübel. Er entschuldigte sich hastig, eilte auf die Herrentoilette und wurde
von einem grausamen Durchfall durchgerüttelt. Er bibberte wie unter einer Schüttellähmung, und seine Kopfhaut fühlte sich an, als wollte sie ihm aus eigener Kraft vom Kopf krabbeln. Sein Herz hämmerte wie irre, und obwohl er hechelte wie ein Hund, bekam er einfach nicht genug Luft.
    Damals war er absolut überzeugt gewesen, dass er auf der Stelle sterben würde, ohne je zu erfahren, was ihn so plötzlich erwischt hatte. Er würde hier und jetzt sterben. Auf dem Boden einer Restauranttoilette. Er war so davon überzeugt gewesen, wie er noch nie in seinem Leben von irgendetwas überzeugt gewesen war.
    Zwanzig Minuten später hatte er sich so weit erholt, dass er aufstehen, sein Gesicht mit kaltem Wasser abwaschen und sich von seinen Freunden verabschieden konnte. Er war überglücklich, das Restaurant lebend zu verlassen – ausgewrungen wie ein altes Laken, aber am Leben. Danach war er heimgefahren und hatte zwölf Stunden lang geschlafen. Am nächsten Tag fühlte er sich zwar schwach, aber nicht wirklich schlecht. Er vermutete, dass ihn ein tückischer Grippevirus erwischt hatte oder dass vielleicht die Spaghettisoße schlecht gewesen war.
    Achtundvierzig Stunden später passierte es wieder. Diesmal lag er in seinem Bett. Kein Albtraum. Nichts. Er hatte tief und fest geschlafen, als er in tiefster Todesangst hochschreckte. Sein Herz hämmerte. Schweiß lief ihm über die Stirn. Er schnappte nach Luft. Wieder spürte er das Kribbeln in seinen Gliedern, das Kitzeln unter der Kopfhaut, und wieder wusste er mit absoluter Sicherheit, dass seine Zeit auf Erden jetzt abgelaufen war.
    Das war kurz nach der ganzen Scheiße mit Lozada gewesen. Der Killer hatte das ganze Department und vor allem Wick an der Nase herumgeführt. Und jetzt hatte Wick eine tödliche Krankheit erwischt. So hatte sich die Situation für ihn dargestellt, als er den Termin bei einem Internisten ausgemacht hatte.
    Â»Sie meinen, ich bin einfach nur verrückt?«
    Nachdem ihn der Arzt einer ganzen Batterie von Tests unterzogen
hatte – neurologischen, gastrologischen, kardiologischen und einigen in Wicks Augen völlig unlogischen –, hatte er Wick eröffnet, dass er unter einem akuten Angstsyndrom litt.
    Der Arzt beeilte sich, ihm zu versichern, dass er keineswegs verrückt sei, und klärte ihn über das Wesen seiner Panikattacken auf.
    Es freute Wick zu hören, dass er nicht an einer unheilbaren Krankheit litt, doch es machte ihm zu schaffen, dass die Attacken keine feststellbare Ursache hatten. Er wollte schnell wieder geheilt werden und war zutiefst betrübt, dass es so nicht funktionieren würde.
    Â»Vielleicht werden Sie nie wieder eine Panikattacke erleiden«, hatte ihm der Arzt erklärt. »Sie können aber auch bis an Ihr Lebensende in regelmäßigen Abständen welche bekommen.«
    Wick setzte sich mit dem Thema auseinander, machte sich kundig und las alles, was er darüber in die Finger bekam. Auch wenn es ein deprimierender Gedanke war, dass Tausende so leiden mussten wie er, so war es doch tröstlich zu wissen, dass seine Symptome weit verbreitet waren.
    Ein paar Monate ging er wöchentlich zur Therapie und nahm auch die verschriebenen Medikamente zur Prophylaxe ein. Schließlich jedoch überzeugte er seine beiden Ärzte und sich selbst, dass er geheilt war. »Ich bin drüber weg«, erklärte er dem Psychologen. »Was die Attacken auch ausgelöst hat – und das war eine ganze Reihe von Faktoren –, gehört der Vergangenheit an. Ich komme jetzt wieder zurecht.«
    Und während der letzten zehn Monate hatte er Recht behalten. So lange war die letzte

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