Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Farben, leg los, und tu etwas für dich. Was hast du in letzter Zeit auf die Leinwand gebracht?«
»Nichts. Ich habe nur Zimmer und Möbel bemalt.«
»Siehst du. Dann bemalst du jetzt ein paar Leinwände für die Zimmer. Oder besser: Bemal ein paar Leinwände für dich.«
Daisy dachte darüber nach. Sie hatte keine Lust mehr auf Wände und Muster. Es war Zeit, zu ihren Geschichten zurückzukehren. »Du hast recht. Ich schließe einfach die Schlafzimmer ab, dann sehen diese ganzen Leute vom ersten Stock nur das Bad. Hier unten im Erdgeschoss ist alles außer der Küche fertig. Vielleicht lebe ich mich in der Küche noch richtig aus. Und ich mache ein paar Collagen. In dem tollen Secondhandladen beim College steht eine Kiste voller Spitzen und Stickereien, die ich für eine Collage im Flur nehmen könnte. Und ich werde malen. Ich habe mir hier schon einen Haufen Geschichten ausgedacht, die ich malen will. Es ist toll hier. Komm schnell zu Besuch.«
»Das werde ich«, versprach Julia. »Wie geht es Linc?«
»Gut. Er scheint glücklich zu sein, und er kommt gut mit seinem Buch voran.«
»Ich meinte, wie geht es mit Linc und dir?«
Daisy dachte an ihre morgendlichen Joggingrunden. »Es geht uns gut.«
»Nach dem Kuss bei der Hochzeit dachte ich, es geht euch inzwischen besser als gut.«
»Ich glaube, das hatte nichts zu bedeuten«, versuchte Daisy ihre Freundin abzuwimmeln. »Er ist nicht besonders interessiert. Er steht auf schlanke Blondinen, schon vergessen?«
»Ja, aber geheiratet hat er eine pralle Brünette«, konterte Julia trocken.
»Er hatte ja keine Wahl.«
Julias Seufzen war nicht zu überhören. »Linc hat immer eine Wahl. Er ist der kontrollierteste Mensch, den ich kenne. Wenn er dich geheiratet hat, dann wollte er es so.«
Daisy spürte, wie ein Funken Hoffnung in ihr aufglomm. »Vielleicht.«
»Und wie geht’s Evan?«, fragte Julia betont beiläufig.
»Evan? Er ist depressiv, wie soll es ihm sonst gehen?«
»Oh.«
Daisy kramte in ihrem Gedächtnis nach etwas, das sie über Evan erzählen konnte. »Wo ich so darüber nachdenke, momentan scheint er noch depressiver als sonst. Neulich hat er dich erwähnt. Er sagte, du hättest einen interessanten Sinn für Humor.«
»Oh.«
Hallo? Überrascht zog Daisy die Augenbrauen hoch. Evan und Julia? Nun, es gab merkwürdigere Dinge auf der Welt. Zum Beispiel sie selbst und Linc.
»Komm bald zu Besuch«, sagte sie zu Julia.
»Geh malen. Ich komme, wenn du eine Ausstellung für diese Galerie fertig hast. Bist du schon dort gewesen?«
»Nein, und bis dahin wird es auch noch eine Weile dauern«, antwortete Daisy. Aber nachdem sie aufgehängt hatte, ging es ihr viel besser als vorher. Ich fange wieder an zu malen, sagte sie zu sich selbst. Gleich wenn ich Jupiter abgeholt habe.
Das Zusammenleben mit Jupiter gestaltete sich anfangs schwierig. Ständig bellte er. Außerdem entwickelte er eine fast krankhafte Zuneigung zu Linc, obwohl der sagte: »Das ist das hässlichste Tier, das ich je gesehen habe«, als er ihn zum ersten Mal sah.
Weil Jupiter nur ein Auge hatte, schien es, als würde er dauernd zwinkern. Er hinkte, und sein Schwanz hatte einen rechtwinkligen Knick nach unten. Und weil ihm rechts ein paar Zähne fehlten, hing ihm auf der Seite meistens beim Hecheln die Zunge aus dem Maul.
»Ich finde ihn süß.« Wann immer Daisy Jupiter sah, blutete ihr das Herz aus Mitleid. »Armes Baby.«
»Armes Baby, Schwachsinn.« Gereizt starrte Linc auf den kleinen Hund. »Das ist der glücklichste Köter von ganz Prescott. Du bist am Ende«, erklärte er dem Tier. »Wir sollten dich mit einem Bettelhut auf die Straße setzen.«
»Linc.«
»Er könnte Bleistifte verkaufen, und wir würden damit ein Vermögen verdienen.«
»Hör nicht auf ihn, Baby.« Daisy strich Jupiter über den Kopf, aber der Hund ignorierte sie und kuschelte sich stattdessen an Linc.
Anfangs brüllte Linc nach Daisy, damit sie den Hund holte, wenn Jupiter sich wieder zu ihm ins Arbeitszimmer gemogelt hatte. Aber als sie am Freitag auf dem Weg in ihr Atelier am Büro vorbeikam, hörte sie ihn mit Jupiter reden.
»Du Nichtsnutz. Hier. Friss einen Keks.«
Einen Keks? Hatte er für Jupiter Hundekuchen gekauft? Vielleicht war die Erde doch eine Scheibe.
Vorsichtig klopfte sie an die Tür. »Möchtest du, dass ich Jupiter wegnehme?«
»Nein«, antwortete Linc von drinnen. »Er kommt sowieso wieder angekrochen. Dummer Hund.«
»Ja, Linc«, erwiderte sie und lachte im Weggehen
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