Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Haar fiel in weichen Wellen über die dick gepolsterten Schultern.
»Ich will wissen, wie man die macht.« Immer wieder betrachtete Olivia ihre Figur von allen Seiten und bewunderte die Details. Also erklärte Daisy, wie man den Salzteig anrührte und daraus die kleinen Würstchenfiguren formte, und Linc sah ihnen dabei zu. Es herrschte eine so warme und herzliche Atmosphäre wie in einer richtigen Familie. Das Gefühl machte ihn ein bisschen nervös, aber davon losreißen konnte er sich auch nicht.
Am nächsten Tag reisten die Studenten ab, und Julia kam in die Stadt. Sie wohnte zwar im Inn, verbrachte aber so viel Zeit wie möglich mit Daisy. Evan fing an, bei ihnen ein und aus zu gehen, was Linc überhaupt nichts ausmachte, und Art begann damit, jeden Nachmittag vorbeizuschauen, was Linc sehr störte.
»Was macht der hier?«, fragte er Daisy am Weihnachtsnachmittag. »Die Party ist doch erst um sieben!«
»Er ist ein Freund. Freunde können jederzeit vorbeikommen.«
»Das hätte ich Caroline mal sagen sollen«, murmelte er, und Daisy stieß einen pikierten Laut aus.
Um acht war das Haus voller gut gelaunter Leute, die reichlich dem Eierlikör zusprachen. Das Haus sah aus wie in einer Fotostrecke von Schöner Wohnen, und der Weihnachtstisch erinnerte an ein beschauliches Magazincover des alten Illustrators Norman Rockwell. In ihrem langen, tief ausgeschnittenen grünen Samtkleid aus dem Secondhandladen der Stadt sah Daisy aus wie eine Hexenkönigin. Linc wusste, dass es gebraucht war. Sie hatte es ihm erzählt, als sie zu ihm ins Schlafzimmer gekommen war, damit er den Reißverschluss hochzog. »Er klemmt«, hatte sie gesagt. »Wahrscheinlich hat die letzte Trägerin ihn kaputt gemacht.« Während er den Reißverschluss zuzog, beobachtete er, wie Daisys cremefarbener Rücken hinter dem immer kleiner werdenden V verschwand. Dabei bemerkte er, dass sie keinen BH trug, und er musste sich sehr zusammenreißen, um sie nicht von hinten zu umarmen und ihre Brüste zu umfassen. Anschließend schlang sie sich eine dicke rote Vorhangkordel um den Bauch und steckte sich einen Stechpalmenzweig in die Haare. Eigentlich hätte Linc sich über den komischen Aufzug wundern müssen, aber er konnte einfach nicht den Blick von ihr losreißen.
»Diese Stechpalme sollte ein Mistelzweig sein«, hörte er Art beim Dinner zu ihr sagen. Und sie antwortete: »Der hängt im Flur.«
Linc nahm sich vor, den Flur ganz genau im Auge zu behalten. Und Daisy genauso. Sie trank ziemlich viel, fand Linc, der selbst gerade sein drittes Glas Eierlikör leerte. Er musste auf sie aufpassen.
»Mir will einfach nicht einfallen, an wen du mich erinnerst.« Daisy beugte sich in einem gefährlichen Winkel über Julia hinweg, um Evan genauer mustern zu können. Dabei zeigte sie eine Menge von ihrem cremefarbenen Dekollete, und Linc beschloss, ihr nachher zu sagen, dass sie sich besser nicht nach vorn beugen sollte. »Das macht mich verrückt, seit ich dich kenne.« Daisy sah Julia an, auf deren Gesicht ein eigentümlicher Ausdruck lag. »Hattest du zu viel Eierlikör, oder weißt du es?«
»Beides.« Julia griff nach Evans Hand.
»An wen erinnert er mich denn?«
»An I-Aah«, sagte Julia.
»An Iha?«, echote Daisy.
»Nein. Der Esel I-Aah! Aus Pu der Bär.«
»Oh, mein Gott.« Daisy ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und lachte, bis sie Schluckauf bekam.
»Wer ist I-Aah?«, hakte Evan misstrauisch nach.
»Meine allerliebste Kinderbuchfigur.« Voll weinseliger Zuneigung sah Julia ihm in die Augen. »Ich habe I-Aah geliebt. Tue ich immer noch.«
»Oh.« Evan zog die Hand nicht weg. Linc verkniff sich die Warnung, dass sich auf Julias Hand vermutlich Bakterien befanden, und goss sich noch einen Eierlikör ein. Verdammt, warum auch nicht? Schließlich musste er nicht mehr Auto fahren. Und Julia und Evan auch nicht. Noch so ein Vorteil von Prescott: Alle konnten nach Hause laufen.
»Ich habe jetzt Efeu im Badezimmer«, sagte Booker zu Linc. »Ich glaube, es macht mir nichts aus, aber ich bin immer wieder überrascht, wenn ich reingehe.«
»Warten Sie, bis sie anfängt, Schlangen zu malen.« Bei dem Gedanken schüttelte Linc den Kopf. »Bei uns im Bad gibt es eine, die mich anstarrt, während ich mir das Gesicht wasche.«
»Alles ist perfekt, Honey«, sagte Chickie zu Daisy. »Das ist das beste Weihnachten, das ich je hatte.«
»Ich hab dich lieb, Chickie«, brachte Daisy leicht stockend hervor. »Wenn du nur nicht verheiratest wärst
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