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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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Männer im Vatikan. Solano ist die Galionsfigur der Ultrakonservativen und nimmt als Kardinaldekan und vormaliger Staatssekretär noch immer Einfluss auf die Politik des Heiligen Stuhls. Der Papst hat ihm nicht von ungefähr zwei suburbikarische Bischofsämter, die von Albano und Ostia, verliehen. Überdies ist er der Statthalter von Opus Dei. Für den ist jede Frau eine Hexe in spe! Wie übrigens auch für diesen närrischen Eremiten.“
                Simon horchte auf. Die heiße Liebesnacht würde wohl ein Wunschtraum bleiben, aber vielleicht stieß er auf eine heiße Spur.
     
    Vroni erhob das Glas und brachte einen Toast aus:
                „Salute! Auf Solano!“
                Ihre Stimme schwankte zwischen Häme und Härte:
                „Wenn du mich fragst, geben sich solche Typen zweimal am Tag die Peitsche und abends schlüpfen Sie in das kleine Härene!“
                Simon fiel es schwer seine animalischen Begierden zu unterdrücken, seine männlichen Instinkte zu sublimieren. Zumal sich Vroni sinnlich, schick in Schale geworfen hatte. Ihr enges, schwarzes, mit Pailletten besetztes Glitzerkleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren biegsamen Körper. In dem Fummel sah Sie wie die fleischgewordene Versuchung des heiligen Antonius aus. War es in Anbetracht der nackten und halbnackten Tatsachen ein Wunder, dass die Männer der Kirche die Wollust als größte Gefahr für ein keusches, heilsgemäßes Leben gegeißelt, den ranken, schlanken Leib des Weibs als ein Vehikel der Verführung, als ein Gefäß des Satans geschmäht hatten? Simon räusperte sich und würgte hüstelnd hervor:
                „Auf das kleine Härene! Auf dich!“
                Simon leerte das Glas auf einem Sitz. Wenn er in dem Tempo weiterbecherte, lag er irgendwann unterm Tisch. Er musste die Contenance bewahren, entspannt an die Sache herangehen, weder den einfühlsam, verständnistollen Softie noch den abgebrühten, mit allen amourösen Wassern gewaschenen Don Juan markieren:
                „Wenn du mich fragst haben die Burschen ein Problem! Entweder stehen Sie auf knackige Knabenärsche oder Sie sind exhibitionistisch oder masochistisch veranlagt. Diese aseptisch, asketische Fleischfeindlichkeit ist doch irgendwie wider die Natur, oder? Wenn sich jemand den Rücken blutig peitscht oder einen Dornengürtel anlegt, dann gilt das als bußfertiger Akt der Katharsis. Das ist doch krank!“
                Simon strich sich nachdenklich übers Kinn: Hatte Vroni mit ihrer unfehlbar, weiblichen Intuition ins Schwarze getroffen? Offenbarte sich in der Vorgehensweise des Marter-Mörders nicht die perverse Lust an der Zurschaustellung nackten, blutigen, „gezüchtigten“ Fleisches? Das schloss deswegen ja nicht aus, dass es einen Zusammenhang zwischen den Taten gab, dass ein von langer Hand vorbereiteter, ausgeklügelter Plan hinter der Mordserie steckte. Simon bleckte seine Zähne und lächelte wie Herodes als ihm die heiligen Drei Könige die Botschaft von der Geburt des Messias überbrachten:
                „Siehst du das nicht etwas zu einseitig? Neben Hexen, Huren und Hetären gibt es ja auch Heilige! Denk nur an die Jungfrau Maria, die Madonna mit dem Kind, die Mutter Gottes! Paradoxerweise haben ja auch Hitler und die ganze Nazi-Sippschaft dem Mutterkult gehuldigt. Nach dem Motto: eine echte deutsche Frau ist eine fürsorgliche Mutter. Jedes Kind, dass Sie zur Welt bringt, gleicht einer siegreichen Schlacht im Kampf um das Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes.“
                Vroni verzog ihren rot lackierten Schmollmund:
                „Wundert dich das? Die christliche und die faschistische Ideologie haben einen gemeinsamen Nenner: den Glauben an einen Mann der Vorsehung, an einen Heiland, einen Erlöser, einen Führer! Du musst nur zwischen den Zeilen lesen. Hier wie da ist die Rede von einem auserwählten Volk! Und was macht der Messias? Er verhält sich wie ein Usurpator und Eroberer und zieht mit den Seinen ins gelobte Land. Das Dumme daran ist nur: der zu Höherem geborene Übermensch oder besser Übermann lässt sich nicht so einfach aus der Rippe schneiden. Also muss eine von der Vorsehung prädestinierte Frau her!“
                Vroni hatte nicht Unrecht, mit dem was Sie sagte. Doch wie passte der hehre Führer- und Mutterkult zu den in den „Monita“ des Eremiten

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