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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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plötzlich klar wurde. Unter den Göttinnen würde sie noch üblere Rollenmodelle finden. Ich überließ sie ihrer Lektüre.
    In der Küche goss ich den Tee ein, drückte mir die Zinken einer Gabel in die Handfläche und zählte bis zehn. Meine Haut beruhigte sich allmählich.
    Als ich ins Wohnzimmer kam, hatte Meredith die Beine quer über Johns Schoß gelegt und küsste ihn gerade auf den Hals. Ich stellte das Tablett geräuschvoll ab, sie ließ sich nicht stören. John sah mich an und löste sich langsam von ihr.
    »Du bist heute ein richtiger Spielverderber«, schmollte sie.
    »Also, John, ich freue mich, dass du mit mir sprechen möchtest. Ich weiß, dass deine Mutter skeptisch war.«
    »Ja. Sie will eigentlich mit keinem reden, vor allem nicht mit der … Presse. Sie ist sehr zurückhaltend.«
    »Aber dir ist es recht?«, fragte ich. »Ich nehme an, du bist achtzehn?«
    »Gerade geworden.« Er nippte steif an seinem Tee.
    »Ich möchte nämlich, dass du unseren Lesern beschreibst, wie deine Schwester war. Der Vater von Ann Nash hat mit mir über seine Tochter gesprochen, und ich möchte nicht, dass Natalies Fall untergeht. Weiß deine Mutter, dass du zu mir kommen wolltest?«
    »Nein, aber es ist in Ordnung. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir in dieser Sache nicht einer Meinung sind.« Sein Lachen klang eher wie ein Stottern.
    »Seine Mom dreht jedes Mal durch, wenn es um die Medien geht«, sagte Meredith und trank einen Schluck aus Johns Glas. »Sie ist sehr, sehr zurückhaltend. Ich glaube, sie weiß kaum, wer ich bin, dabei sind wir schon seit über einem Jahr zusammen.« Er nickte. Sie runzelte enttäuscht die Stirn, weil er keine weiteren Informationen zu ihrer Romanze beisteuerte. Dann nahm sie die Beine von seinem Schoß und zupfte am Sofa herum.
    »John, ich habe gehört, du wohnst jetzt bei den Wheelers?«
    »Wir haben eine Wohnung hinten im alten Kutscherhaus«, sagte Meredith. »Meine kleine Schwester ist sauer, sie hing immer mit ihren fiesen Freundinnen dort herum. Ihre Schwester ist die Ausnahme, die finde ich cool. Sie kennen doch meine Schwester Kelsey?«
    Kein Wunder, dass ein solches Früchtchen sich mit Amma herumtrieb.
    »Die große oder die kleine Kelsey?«
    »Stimmt, hier gibt es viel zu viele Kelseys. Meine ist die große.«
    »Bin ihr begegnet. Scheinen eng befreundet zu sein.«
    »Ist auch besser so«, meinte Meredith knapp. »Amma beherrscht die ganze Schule. Wäre blöd, es sich mit ihr zu verscherzen.«
    Ich hatte genug von Amma, aber die Vorstellung, wie sie die unscheinbaren Mädchen vor den Schließfächern schikanierte, ließ mich nicht los. Die Junior Highschool ist eine schlimme Zeit.
    »Hast du dich eingelebt, John?«
    »Alles bestens«, zirpte Meredith. »Wir stellen gerade einen kleinen Korb mit Pflegemitteln für ihn zusammen – und meine Mom hat sogar einen CD -Spieler gekauft.«
    »Tatsächlich?« Ich schaute John nachdrücklich an.
Mach endlich den Mund auf, Freundchen. Sonst verschwendest du nur meine Zeit.
    »Ich musste einfach weg von zu Hause«, sagte er. »Wir sind alle ziemlich angespannt, und überall liegen Natalies Sachen rum, und meine Mom will nicht, dass jemand sie anfasst. Ihre Schuhe stehen noch im Flur, und ihr Badeanzug hängt im Badezimmer, ich musste ihn jeden Morgen ansehen, wenn ich duschen ging. Das habe ich nicht mehr ausgehalten.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Und ob: Marians rosa Mantel hing im Garderobenschrank, bis ich auszog, um aufs College zu gehen. Vielleicht hängt er immer noch da drin.
    Ich schaltete den Kassettenrekorder ein und schob ihn über den Tisch zu dem Jungen.
    »Erzähl mir was über deine Schwester.«
    »Hm, nettes Mädchen. Und sehr schlau. Unglaublich.«
    »Wie schlau? War sie gut in der Schule oder einfach intelligent?«
    »Na ja, so toll war sie in der Schule gar nicht. Kam mit der Disziplin nicht klar. Aber das lag wohl daran, dass sie sich langweilte. Hätte lieber eine oder zwei Klassen überspringen sollen.«
    »Seine Mom dachte, es würde sie zur Außenseiterin stempeln«, warf Meredith ein. »Sie hatte immer Angst, Natalie könne negativ auffallen.«
    Ich sah John mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Das stimmt. Meine Mom wollte, dass Natalie sich anpasste. Sie war ein bisschen ungelenk und wild, irgendwie ein verrücktes Huhn.« Er lachte und schaute zu Boden.
    »Denkst du dabei an etwas Bestimmtes?«, fragte ich. Anekdoten sind das Größte für Curry. Und es interessierte mich auch persönlich.
    »Einmal

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