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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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starrte. John Stokes: ein hinterhältiger Junge, der ständig sediert wurde. Man munkelte, er habe seine Cousine umgebracht. Ronnie Le Mars … Eve stockte, als sie den Namen las. Das war der Junge, der sie immer so eindringlich angestarrt hatte. Ronnie Le Mars. Sie schauderte bei dem Gedanken an seine brennenden blauen Augen. Weshalb war er in der Anstalt gewesen? Selbstverstümmelung? Oder … verwechselte sie ihn mit John Stokes? War Ronnie derjenige, der eine Verwandte umgebracht hatte? Ihr Blick wanderte zurück zu den Akten. Der letzte Name, der ihr bekannt vorkam, war Neva St. James, ein munteres, schlaues Mädchen, dessen Tante sie wegen einer Art von Autismus hatte einweisen lassen.
    Zwar fand sie die Akten faszinierend und hätte sie gut für ihre Studien brauchen können, doch sie konnte sie nicht mitnehmen, zumindest nicht jetzt. Also verschloss sie den Schrank wieder und ging zurück zur Treppe, leicht geduckt, um sich nicht den Kopf zu stoßen, während der immer schwächer werdende Strahl ihrer Taschenlampe auf dem heißen Dachboden von einer Seite zur anderen huschte.
    Da sah sie die Puppe.
    Ihre
Puppe, die sie seit fast zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, lag da im gelben Lichtkegel.
    »Lieber Himmel«, hauchte Eve und richtete das schwache Licht in eine Ecke, in der ein verblichener Schlafsack unter das winzige, verschmutzte Fenster geschoben war. In diesem Winkel hatte sie als Kind stundenlang gespielt. Mit ihrem Koboldgesicht und ihrer niedlichen Art war es ihr gelungen, dem Küchenpersonal Teller und Besteck abzubetteln, dazu Kuchen oder Pralinen von der Köchin, und diese Beute hatte sie hier heraufgebracht. Nach all den Jahren hatte sie diesen Winkel fast völlig vergessen, ebenso wie die Puppe Charlotte.
    Jetzt lag die Puppe bäuchlings auf dem fadenscheinigen Schlafsack.
    Hier war irgendetwas faul.
    Eve konnte sich nicht erinnern, Charlotte auf dem Dachboden gelassen zu haben, und sie war noch oft dort gewesen, nachdem sie bereits das Interesse an Puppen verloren hatte. Ihre Großmutter hatte diese Puppe selbst gefertigt. Nana hatte ihr sogar ein blaues Kleid mit Schürze genäht, das braune Haar geflochten und ihr einen Hut aufgesetzt, so dass sie aussah wie ein kleines Mädchen um die Jahrhundertwende.
    Als Eve näher kam, sah sie, dass Charlottes Hut zur Seite gefallen war, die Bindeschleifen waren verrutscht. Jemand hatte den Zopf abgeschnitten, der runde Puppenkopf war fast kahl. Schlimmer noch, Charlotte lag mit weit gespreizten Armen und Beinen, der Saum ihres Kleides war bis über die Taille hochgezogen und mit einem Gummiband befestigt, das Höschen bis zu den Schuhen heruntergezogen, und ihr blassrosa Po reckte sich in merkwürdiger Pose in die Höhe.
    »Ekelhaft«, sagte Eve. Niemals hatte sie selbst Charlotte in einem solchen Zustand zurückgelassen. Es war sexuell anzüglich und krank, das Werk eines Psychopathen. Ihr Magen hob sich, und trotz der drückenden Hitze fror Eve plötzlich bis ins Mark.
    Wer hatte hier gespielt und Charlotte so zurückgelassen? Ein Patient der Anstalt, einer der geistig zerrütteten Jungen?
    War es der missratene Scherz einer gequälten Seele?
    Nein, Eve, es ist kein Zufall!
    Das weißt du genau.
    Jemand hat die Puppe mit voller Absicht in dieser Pose hier abgelegt. Jemand sollte sie so finden, wahrscheinlich du.
    Ihr Mund war ausgetrocknet. Sie unterdrückte ihre Angst, näherte sich dem Schlafsack und drehte Charlotte um.
    Das Blut drohte ihr in den Adern zu stocken.
    Sie wollte schreien, brachte jedoch nur ein entsetztes Keuchen heraus.
    Charlottes Knopfaugen waren abgeschnitten, ihre Schürze war mit einer Zackenschere zerschnitten, und auf ihrem Bauch stand mit blutroter Tinte die Zahl 444 geschrieben.
    Unter der Zahl stand ein einziges Wort:
    EVE .

[home]
    19.
    E ve ließ die Puppe fallen, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
    »O Gott«, hauchte sie und wich zurück. Wer tat so etwas? Welches kranke Hirn hatte …
    Brrriiing!
    Ihr Handy klingelte, und ihr Herz wäre beinahe stehengeblieben. Sie tastete nach dem verdammten Ding, nahm es aus dem Rucksack und betrachtete das Display.
Unbekannte Nummer.
    Ach, zum Teufel!
    Es klingelte erneut. Starr vor Angst überlegte Eve einen Moment lang, ob sie das Handy nicht einfach ausschalten sollte.
Nimm den Anruf nicht an!
    Doch sie drückte auf die Empfangstaste.
    Hielt das Gerät ans Ohr, sagte aber kein Wort.
    »Eeeer isssst freiiii …«
    Sie klappte das Handy zu und fuhr herum. Das

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