Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
wenn es daran geht, den Nachlass zu regeln.«
»Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht. Sowieso muss die Polizei erst die Leiche freigeben.«
»Wann wird das sein?«
»Das hängt von einer ganzen Menge Faktoren ab.« Cole nahm einen Apfel aus dem Korb und wechselte ihn von einer Hand in die andere, um seine Anspannung abzubauen. »Ihr könnt die Freigabe zwar beantragen, aber ihr müsst trotzdem warten, bis die erforderlichen Untersuchungen abgeschlossen sind.« Er warf den Apfel in die Luft und fing ihn, ohne hinzusehen, mit einer Hand auf. »Habt ihr es denn eilig?«
»Ich sehe keinen Grund, die Sache hinauszuzögern.« Kyle zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, klopfte eine heraus und steckte sie zwischen die Lippen. Er fand sein Feuerzeug in derselben Tasche und wollte es gerade betätigen, als er Eves ablehnenden Blick auffing.
»Du meine Güte, Eve, darf ich hier etwa nicht einmal rauchen? Und das, nachdem ich dich so lange bei mir aufgenommen habe?«
»Geraucht wird draußen.« Sie reichte ihm das schnurlose Telefon. »Bei der Gelegenheit kannst du auch gleich deine Frau anrufen. Sie ist halb verrückt vor Sorge um dich.«
»Halb verrückt ist sie sowieso. Dieses Weib!« Doch Kyle nahm das Telefon mit.
»Ruf sie auf ihrem Handy an. Sie ist auf dem Weg hierher.«
»Ach du Schei…!« Mit einem finsteren Blick in Eves Richtung ging er mit Zigarette und Telefon hinaus auf die Veranda.
Als die Tür hinter ihm zufiel, sagte Van: »Hör mal, Eve, es tut mir leid, dass ich dich nicht öfter besucht habe – du weißt schon, als du krank warst. Ich hatte viel zu tun und … Tja, ich weiß, das ist eine lahme Entschuldigung, aber ich habe eine harte Zeit hinter mir.« Er presste die Lippen zusammen. »Eine verdammt harte Zeit. Bin nur so mit Ach und Krach über die Runden gekommen. Verdammt, ich bin sogar nach Arizona umgezogen, weil ein alter Army-Kumpel behauptete, dass die Wirtschaft da draußen floriert.«
»Und, ist es nicht so?«, fragte Eve. Cole stand am Fenster, wo er Kyle im Auge behalten konnte.
»Eine einzige Pleite. Ich wollte sowieso gerade meine Zelte dort abbrechen. Kyle hatte ich schon angerufen.«
»Er hat kein Wort darüber verloren.«
»Ich glaube, er wollte dich und Anna nicht beunruhigen.«
Quatsch,
dachte Eve, hielt jedoch den Mund.
Van fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Also, die Sache ist die: Ich bin …«
»… pleite«, beendete Cole den Satz.
Van nickte, sah aus dem Fenster und furchte die Stirn. »Je schneller wir Dads Nachlass abwickeln können, umso besser für mich, verstehst du? Und für Kyle. Himmel, für dich doch auch.«
»Ich bin nicht die Testamentsvollstreckerin, Van. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
»Du hast sein Testament nicht?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann hat er es sicher im Haus aufbewahrt.« Die Aussicht hob Vans Stimmung.
»Die Farm ist der Tatort eines Verbrechens. Ich weiß nicht, ob die Polizei sie schon freigegeben hat.«
»Herr im Himmel, wie lange dauert denn so was?«
»Erheblich länger als im Fernsehen«, sagte Cole.
»Wie erfahren wir dann, wer wie viel erbt? Er war stinkreich.«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Eve.
»Irgendwer muss doch was wissen«, beharrte Van. »Ich könnte das Geld wirklich gut gebrauchen.«
»Wer sagt denn, dass er dir etwas vermacht hat?«, fragte Cole. »Terrence könnte ebenso gut alles einem wohltätigen Verein hinterlassen haben.«
»Nein. Ausgeschlossen. Das hätte er nie getan.« Van war der Verzweiflung nahe. Er strich sich das lange Haar aus den Augen. »Hör mal, Eve, wir müssen das klären.«
»Das werden wir – sobald wir in sein Haus können und das Testament finden.«
Cole stieß sich vom Fenster ab. »Frag mal Guy Perrine bei O’Black, Sullivan und Kravitz. Möglicherweise hat er für Terrence gearbeitet. Es wäre allerdings besser, wenn du meinen Namen nicht erwähnst. Bei denen bin ich immer noch eine Persona non grata.«
»Und wenn dieser Typ, dieser Guy, das Testament nicht hat?«
Cole begegnete Vans Blick, in dem die Verzweiflung stand. »Dann hast du wohl Pech gehabt.«
»Lassen wir das«, sagte Eve rasch. In diesem Moment stieß Kyle so heftig die Tür auf, dass sie gegen die Wand schlug.
»Sie ist auf dem Weg hierher«, sagte er und sah seine Schwester so böse an, als sei sie schuld an seinen Eheproblemen. »Und sie ist völlig außer sich wegen der Nonne.«
»Wegen der Nonne?«, wiederholte Eve verständnislos.
»Die
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