Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
eingehend und warf Montoya einen Blick zu. »Melde den Fall und sag dem Burschen am Tor, er soll außer der Polizei niemanden aufs Gelände lassen. Scheiße.« Er richtete sich wieder auf und schluckte krampfhaft. »Wie es aussieht, haben wir die vermisste Nonne gefunden.«
[home]
24.
B entz stand draußen vor dem Klinikgebäude. Sein Magen rumorte, und Schweiß rann ihm in den Halsausschnitt seines T-Shirts. Die Sonne stand hoch am Himmel, die schwüle Hitze war erbarmungslos, die Luftfeuchtigkeit lag nahe hundert Prozent. Ein Forensik-Team war bereits an der Arbeit; die Kollegen hatten den Tatort mit gelbem Flatterband abgesperrt.
Schon wieder.
Zwei Nonnen waren ermordet worden, die Leichen tätowiert und sorgfältig positioniert zurückgelassen.
Ein Mörder, der ein Zeichen setzen wollte?
Aber einiges ergab keinen Sinn.
Serienmörder beschränkten sich gewöhnlich auf eine einzige ethnische Gruppe. Gewöhnlich hatten sie es auch nur auf ein Geschlecht abgesehen. Und gewöhnlich verging zwischen einem Mord und dem nächsten einige Zeit.
Gewöhnlich, gewöhnlich, gewöhnlich.
»Unser Täter treibt das Spiel voran«, stellte Montoya fest und steckte sich die Zigarette an, die er von einem der Uniformierten am Tatort geschnorrt hatte. »Es eskaliert.« Er inhalierte tief und stieß den Rauch durch die Nase aus.
»Es geht über den üblichen Rahmen hinaus. Hier haben wir es nicht nur mit einem Spinner zu tun, dem einer abgeht, wenn er aufs Geratewohl irgendeine Frau umbringt«, stimmte Bentz zu. »Dieser Kerl sucht seine Opfer nach besonderen Kriterien aus.«
»Und er kennzeichnet sie mit besonderen Zahlen. Mit
tätowierten
Zahlen, um Himmels willen.«
»Wir müssen alle Geschäfte in der Umgebung überprüfen, die Tätowierbesteck verkaufen.«
»Ist bereits geschehen. Zaroster ist dran«, sagte Montoya und riskierte einen Blick auf den abgesperrten Bereich vor dem Tor, wo Eve Renner und Cole Dennis neben ihrem Camry standen.
Bentz schirmte die Augen mit der Hand ab. Zehn Minuten nach Montoyas Anruf auf dem Revier war die Presse eingetroffen, und die Menge der Schaulustigen hatte sich vom Kloster vor die Klinik verlagert. Wie krank mussten diese Gaffer sein.
Und dann waren da noch die Typen vom FBI , die jetzt das Kommando übernahmen. Bentz konnte das nur recht sein – sollte das FBI doch seine Ressourcen einsetzen und mit den örtlichen Polizeikräften zusammenarbeiten. Dass sich die Bundespolizei des Falles angenommen hatte, eröffnete neue Perspektiven. Auch wenn ihn ein paar der Agenten ärgerten – sei’s drum, schließlich gab es auch in seiner eigenen Abteilung Cops, die ihn zur Weißglut trieben. »Die Zuschauermenge wird auf Video aufgezeichnet, nicht wahr?«
»Ja.«
»Gut.« Bentz wollte sichergehen, dass jeder, der an einem der Tatorte herumlungerte, identifiziert und überprüft wurde. Er sah sich forschend in der Menge um, hielt Ausschau nach jemandem, der einfach nicht fernbleiben konnte, den der Tatort magisch anzog. Sein Blick blieb an Kristi haften. Ach, zum Teufel! Sie sprach gerade in ein Diktiergerät. Anscheinend hatte sie sich den Tag freigenommen. Hatte sie nicht angekündigt, sie wolle diese Morde zur Vorlage für ihren albernen Krimi nehmen?
Als hätte sie gespürt, dass er sie beobachtete, sah sie zu ihm hinüber. Dieses Mal nahm sie Blickkontakt auf und winkte.
Er tippte auf seine Armbanduhr, um ihr zu signalisieren, sie solle sich schleunigst an ihren Arbeitsplatz begeben. Doch sie zuckte nur die Achseln.
Mist.
Leise fluchend kramte Bentz seine letzte Magentablette aus der Tasche.
»Nun, was hältst du von der verschwundenen Puppe? Glaubst du die Geschichte?«, fragte Montoya.
»Warum sollte die Frau sich so was ausdenken?«, entgegnete Bentz. »Warum hätte sie uns auf den Dachboden führen sollen? Ich denke nicht, dass die zwei uns verarschen wollen.«
»Wo ist dann die Puppe – Charlotte, so heißt sie doch, oder?«
»Keine Ahnung.«
»Könnte doch eine Lügengeschichte sein.«
Bentz sah seinen Kollegen fragend an.
»Die Zahlen stimmen nicht«, gab Montoya zu bedenken. »Laut Dennis und Renner war die Zahl 444 mit roter Tinte auf den Bauch der Puppe geschrieben. Aber unsere Nonne, Schwester Viv, hat die Zahl 323 auf der Stirn eintätowiert – und dieselbe Zahl wurde auch mit ihrem Finger und ihrem Blut an die Wand geschrieben. Nirgends eine 444 .« Montoya zog noch einmal heftig an seiner Zigarette, und die glühende Spitze spiegelte sich in seiner
Weitere Kostenlose Bücher