Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
besessen darauf, sie zu beherrschen.
Und das machte Cole entsetzliche Angst.
Eve starrte immer noch auf das Bett. Cole schob sie zum Wandschrank. »Pack ein paar Sachen ein. Wir bleiben heute Nacht nicht hier. Der Täter ist nicht gewaltsam eingedrungen, Eve«, fügte er hinzu und reichte ihr eine klei-ne Tasche. »Jemand besitzt einen Schlüssel zu deinem Haus.«
»Niemand hat einen Schlüssel«, widersprach sie und öffnete die Tasche.
»Irrtum. Ich habe einen Schlüssel, hast du das vergessen?«, hielt Cole ihr vor. »Du hast ihn mir gegeben, als wir übers Heiraten nachdachten.«
Sie nickte.
»Hat vielleicht auch einer von deinen Nachbarn einen? Um nach dem Rechten zu sehen, wenn du nicht zu Hause bist? Oder deine Brüder? Als du hier eingezogen bist, hast du die Schlösser nicht ausgetauscht, oder?«
»Nein, es war ja Nanas Haus.«
»Und wem könnte Nana wohl einen Schlüssel anvertraut haben? Einer Haushälterin? Vielleicht einem Gärtner? Ihrer besten Freundin?« Cole nahm ein paar Blusen von den Bügeln und stopfte sie in die Tasche.
»Ich weiß es nicht.«
»Eben. Komm, pack deine Sachen. Der Polizei wird es zwar nicht gefallen, dass wir in diesem Zimmer etwas angerührt haben, aber das ist deren Problem.«
Eve warf einen letzten Blick auf das Bett, dann packte sie Wäsche, eine Jeans und zwei Pullover in die Tasche. »Das ist doch Wahnsinn«, flüsterte sie, und Cole musste ihr beipflichten. Anschließend gingen sie ins Bad und holten ihren Kulturbeutel.
Auf dem Weg nach draußen nahm Cole noch Eves Laptop an sich. Als sie aus der Tür traten, hörten sie in der Ferne bereits Sirenen heulen.
Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit war Cole Dennis froh darüber, dass die Polizei auf dem Weg war.
Montoya klappte sein Handy zu und schaltete den Fernseher aus. »Ich muss los«, sagte er zu Abby und steckte Brieftasche, Waffe und Dienstmarke ein.
»Wohin?«
»Probleme bei Eve Renner.«
Abby hob ruckartig den Kopf. »Ist ihr etwas zugestoßen?«
»Ich glaube nicht.« Er griff nach seinen Schlüsseln.
»Ich komme mit«, erklärte sie und nahm ihre Handtasche.
»Ausgeschlossen. Das ist eine Angelegenheit der Polizei.«
»Eve ist womöglich meine Schwester.«
»Die Betonung liegt auf ›womöglich‹.« Er war bereits auf dem Weg zur Tür. »Ich weiß nicht, was da drüben los ist, aber du kommst auf keinen Fall mit.« Er bedachte sie mit einem strengen Blick.
»Du kannst mich nicht aufhalten.«
»O doch. Misch dich nicht ein, Abby.«
»Ich komme mit, verdammt.«
»Ach, um Himmels willen, ich habe jetzt keine Zeit für Diskussionen. Bleib zu Hause. Ich rufe dich an.«
Sie sah aus, als wollte sie weitere Einwände erheben, doch dann gab sie mit einer Handbewegung nach.
Montoya eilte hinaus, und Hershey winselte ihm nach.
»Ich weiß«, sagte Abby entschlossen zu dem Hund und tätschelte seinen breiten Kopf. »Keine Sorge. Wir fahren hin, wenn auch nicht mit ihm zusammen.«
Sie wartete, bis Montoya abgefahren war. Als sie die Rücklichter seines Wagens drei Blocks entfernt um eine Kurve verschwinden sah, pfiff sie Hershey herbei und ging hinaus zu ihrem Honda. »Komm«, sagte sie und öffnete die Tür.
Hershey sprang auf den Rücksitz, und Abby fuhr los. Sie wusste, dass Eve im Garden District wohnte, und wenige Minuten später steuerte sie ihren Wagen die St. Charles Avenue entlang, vorbei an stattlichen alten Villen, bis sie die rotierenden Lichter von Streifenwagen vor einem prächtigen alten viktorianischen Haus mit Türmchen sah. In der Nähe stand Reubens Mustang in zweiter Reihe geparkt. Hier musste es sein. Neugierige Nachbarn in Pyjamas oder Shorts und T-Shirts standen auf ihren Veranden oder hatten sich auf dem Gehsteig versammelt. Irgendwo ein paar Häuser weiter bellte ein Hund, und Hershey antwortete mit einem Wuff.
»Pssst. Sei brav«, ermahnte Abby ihn. »Ich bekomme so schon genug Schwierigkeiten.«
Sie stellte den Wagen einen Block entfernt ab, ließ ein Fenster einen Spalt offen, schloss ab und lief zu Eve Renners Haus. Draußen standen Menschen in Gruppen zusammen. Ein Polizist sperrte gerade das Grundstück mit Flatterband ab, ein anderer notierte die Personalien von allen, die zu nahe kamen. Ein Kleinbus der Spurensicherung war bereits eingetroffen, und gerade bog der erste Ü-Wagen eines Nachrichtensenders auf die Straße zum Tatort ein.
Abby näherte sich von der Garage her, mit möglichst großem Abstand zur Veranda, wo Montoya mit Bentz, Cole Dennis und
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