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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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schöne Gesicht wutverzerrt; wie er die Pistole hob und den Schuss abfeuerte, der sie beinahe getötet hätte.
    So war es gewesen.
    Oder?
    Cole hatte versucht, sie umzubringen …
    »Mistkerl«, flüsterte sie und schob den Gedanken daran von sich. Heute Abend wollte sie nicht länger darüber grübeln.
    Sie ging ins Schlafzimmer, warf ihre Schmutzwäsche in einen Korb und hängte die übrigen Stücke, verknittert, wie sie waren, auf Bügel. Anschließend ging sie noch einmal ins Erdgeschoss, suchte Samson und drückte den schnurrenden Kater an sich.
    »Entschuldige die schreckliche lange Fahrt«, sagte sie. »Du bist so ein braver Bursche. Verzeihst du mir?« Die Katze sah sie aus großen, goldenen Augen an und rieb ihren Kopf an Eves Kinn. »Also gut, Samson. Wie geht es jetzt weiter? Hm? Ich denke, wir müssen einen neuen Anfang machen.«
    Und Cole konfrontieren.
    Die Katze wand sich aus ihren Armen und sprang auf eine Fensterbank beim Küchentisch, um in die Nacht hinauszuspähen.
    »Du springst nicht auf die Arbeitsfläche«, mahnte Eve wie immer. »Auch nicht auf den Tisch.«
    Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass alle Türen abgeschlossen und verriegelt waren, ging sie ins Bad und schloss die Tür von innen ab. Sie wischte die alte, klauenfüßige Badewanne aus, ließ warmes Wasser ein, zog sich aus und stieg hinein.
    Himmlisch,
dachte sie, ließ sich bis ans Kinn ins Wasser sinken und spürte, wie es ihre Haut liebkoste, die Verspannungen in Nacken und Rücken löste. Sie schloss die Augen. Das Wasser hüllte sie ein, und über das Geräusch ihres eigenen Atems hinweg hörte sie den Wind im Laub des Magnolienbaums im Garten rascheln und das Gebälk des alten Hauses ächzen.
    Wieder stand ihr Coles Bild vor Augen. Ein herbes, nicht im konventionellen Sinne schönes Gesicht, erstaunlich blaue Augen, die je nach Lichteinfall die Farbe wechselten, ein schmaler Mund, mal wütend-verkniffen, mal von einem belustigten Lächeln umspielt. Sie hatte geglaubt, er sei »der Richtige«, falls es so etwas überhaupt gab – und sie hatte sich getäuscht, wie ihr jetzt klargeworden war. Sie griff nach dem rissigen Stück Seife.
    Sie hatte sich schwer getäuscht.
     
    »Verdammt noch mal«, fluchte Cole, während er aus der Stadt hinausfuhr. All diese Gedanken an Eve führten zu nichts.
    Er steuerte den Jeep aufmerksam durch den Verkehr. Als er über die Brücke fuhr, die sich über den Lake Pontchartrain spannte, nahm er die Weite des schwarzen Wassers um sich herum kaum wahr. Nervös trommelte er mit den Fingern aufs Lenkrad. Nachdem er den See hinter sich gelassen hatte, fuhr er durch mehrere Kleinstädte bis zu einem Waldstück, in dem einer seiner Cousins einen Wohncontainer stehen hatte. Dort hatten sie als Kinder gespielt. Er nahm jedoch an, dass Jim – inzwischen längst verheiratet und mit Frau und Sohn in der Nähe von Philadelphia ansässig – seit mindestens fünf Jahren nicht mehr da gewesen war. Cole stellte den Wagen auf der Zufahrt ab und wartete.
    Fünf Minuten.
    Zehn.
    Niemand kam.
    Jetzt oder nie.
    Er nahm seine Werkzeugtasche und eine Taschenlampe und verriegelte den Jeep. Die Nacht war kühl, feiner Nebel stieg zwischen den Bäumen und aus dem Unterholz dieses Zufluchtsortes im Sumpfland auf. Cole zog dicke Handschuhe an, sprang über den Zaun und näherte sich dem alten Mobilheim. Langgestreckt und niedrig stand es da, ein ehemals weißer Klotz im ansonsten dunklen Wald. Er riskierte es, die Taschenlampe einzuschalten, und ließ den Strahl über altes Aluminium und Glas wandern. Die Vorhänge waren zugezogen, Spinnweben überzogen das von Schmutz und Moos blinde Glas.
    Offenbar war seit langer Zeit niemand mehr hier gewesen, allenfalls Jäger oder Angler mochten das Gelände betreten haben. Das Schloss war unversehrt, und es gab nicht einmal Spuren eines Lagerfeuers – nichts deutete darauf hin, dass Landstreicher die entlegene Behausung gefunden hatten.
    Umso besser.
    Wie gehetzt folgte Cole einem alten Wildwechsel bis zu einer Weggabelung. Von dort aus wandte er sich zielsicher nach Süden und gelangte an einen Anlegesteg, an dem früher das Schlauchboot seines Cousins gelegen hatte. Das Boot war nicht mehr da, der Steg verrottet, mehrere Planken fehlten. Als Cole die Taschenlampe auf das schwarze Wasser richtete, hörte er ein Platschen – wahrscheinlich war ein Alligator vom Ufer ins Wasser geglitten.
    Cole ließ den Lichtstrahl am Ufer entlangwandern, bis er eine einzeln

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