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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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äh … wie hieß das noch? Ach ja, Aufenthaltserlaubnis! Also, der Staat hat ihr keine Aufenthaltserlaubnis gegeben. Weil sie inzwischen in einer asiatischen Stadt lebte …«
    »In Duschanbe.«
    »Stimmt. Ich hatte den Namen vergessen … Aber dort wären deine Schwester und ihr Mann beinahe getötet worden, und ihr Haus hat man ihnen auch weggenommen. Was hat dein Staat da getan? Hat er Soldaten ausgeschickt, damit sie für die Menschen eintreten? Und du hast mir von deiner Mutter erzählt. Sie hat viele Jahre gearbeitet, aber dafür hat sie kein Gold bekommen, sondern nur Papier. Ich weiß, dass ihr damals alle Papier bekommen habt. Aber deine Mutter hat ihr Papier … wie hieß das noch?«
    »Sie hat es auf die Bank gebracht.«
    »Richtig! Die Bank! Auch das Wort klingt wie ein Pistolenschuss! Und was hat der Staat getan, als die Ältesten dieser Bank deiner Mutter nichts zurückgeben wollten?! Warst du es nicht, der mir bei seinem letzten Besuch erzählt hat, dass diese Ältesten alles Papier gesammelt haben und in teuren Häusern auf Inseln im Meer lebten? Warum wurden sie nicht kopfüber aufgehängt? Warum hat niemand ihnen die Adern aufgeschnitten, damit die Eulen nachts ihre kalten Augen essen?« Die Hüterin bekam einen Hustenanfall. Sofort erhob sich eine junge Frau und brachte ihr einen Tee. »Ich will mich nicht mit dir streiten. Du wirst lernen. Ein Jahr, wenn es nötig ist, aber auch zwei oder drei. Bis du das Gleichgewicht in deiner Seele gefunden hast. Du fühlst, wenn etwas gerecht ist, aber dir wurde beigebracht zu gehorchen. Wenn du nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit leben kannst, nicht nach Verboten, wirst du bereit sein, unser Schwert zu werden.«
    »Aber hier gehorche ich doch auch nur!«, widersprach Artur. »Sonst wäre es ja Anarchie. Meine Güte, als ob die Wipper nicht auf irgendeine Form von Organisation aus wären!«
    Die Hüterin stand auf und gab ihm damit zu verstehen, dass die Audienz beendet sei.
    »Da irrst du dich, Schwert. Du gehorchst Berder und den anderen, weil du die ganze Zeit über Angst hast. Aber wir werden dafür sorgen, dass du deine Angst überwindest. Du wirst frei sein und verstehen, dass niemand dich hier hält. Du kannst das Dorf jederzeit verlassen. Mir selbst ist sehr daran gelegen, dass du nicht aus Angst bei uns Wippern bleibst, sondern weil die Gerechtigkeit es gebietet.«
    »Herrin! Nur noch eine Frage …« Artur hatte den Eindruck, eine solche Chance käme nie wieder. »Meine Frau, Nadja … Hat Ismail dafür gesorgt, dass ich mich in sie verliebe?«
    Mam Rita brach in schallendes Gelächter aus. »Auch wenn meine Augen nichts sehen, hab ich doch sieben Kinder zur Welt gebracht. Von fünf Männern übrigens«, sagte sie, während sie sich in ihren Pelz hüllte. »Aber nur einen von ihnen kann ich nicht vergessen, Schwert. Es war ein Norweger, der unsere Sprache nicht gesprochen hat. Seine Haut roch nach Salz und seine Hände waren rau wie die Rinde einer hundert Jahre alten Kiefer. Er hat mich immer mit seinem Bart gepikt, sodass ich mich jeden Morgen mit Öl einschmieren musste. Meine Schwester hat mir erzählt, dass er mir am ganzen Körper blaue Flecken hinterlassen hat. Seine Finger waren kräftig wie Wolfsfallen. Er ist zweimal zu mir gekommen, bis klar war, dass ich schwanger war. Pap Clement hat ihm vier Hirsche für sein Schiff gegeben. Inzwischen sind dreißig Jahre vergangen, Artur Schmied, meine Augen sind nicht wieder sehend geworden. Aber wenn du mich fragst, was ich wählen wolle, dann wäre es nicht das Sonnenlicht, sondern der Geschmack von Salz auf der Zunge. Wenn du selbst deine Seele nicht dem Bösen überantwortest, kann dich auch niemand dazu zwingen, Artur.«

(24)
    DER BEGINN DER GROSSEN POLITIK
    Die fahle Stute tänzelte auf ihren schlanken Beinen und streckte den Kopf vertrauensvoll dem Mann hinter dem Schlagbaum entgegen, bevor sie sich schließlich über das junge Gras hermachte, das aus Rissen in der Straße spross.
    »Gefällt mir, der Klepper!«, erklärte der Posten in der grünen Uniform und tätschelte dem Pferd den Rist. »Wie viel willst du für ihn, Mann? Zwei Gäule brauchst du ja eh nicht.«
    Der bärtige Wilde lächelte freundlich von seinem Hengst herab, schüttelte aber den Kopf. »Ich verkauf auch mein Packpferd nicht. Ich kann dich und deine Freunde gern auf etwas sauberes Wasser, Dörrfleisch und Obst einladen. Aber ich verkaufe nichts. Im Übrigen habe ich dir bereits gesagt, dass ich kein Händler

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