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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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– hätte an deiner Stelle einen Dieb oder Mörder in den Schlaf versetzen können, aber du hast beschlossen, den neuen Zauber selbst auszuprobieren. Das war sehr edel von dir. Belassen wir es dabei.«
    Sie holte tief Luft. Offenbar kam jetzt die entscheidende Eröffnung. »Du musst noch zwei weitere Jahre lernen, bis deine Frau das zweite Kind geboren hat. Du wirst ihr die schwere Arbeit abnehmen und lernen. Du wirst immer hinter unseren Leuten zurückbleiben, aber Berder wird dafür sorgen, dass du überleben kannst, wenn du ganz auf dich allein gestellt bist. In der Stadt und im Wald. Schweig, unterbrich mich nicht, ich höre deine Gedanken. Du fragst dich, warum wir nicht jemand anders ausgewählt haben. Du glaubst, dass wir genau wie eure Kirchenleute in der Stadt blind auf das Buch schwören und unseren eigenen Kopf gar nicht gebrauchen. Doch dem ist nicht so. Die Hüter des Gedächtnisses haben erst vor zwei Jahren entdeckt, dass unser Kampf nie von Erfolg gekrönt sein wird, solange Moskau besteht. Andere Städte sind nicht so bedeutsam. Aber Moskau zieht die Dunklen Male an … Sie kommen aus dem Osten und kreisen über der Stadt wie die Aasgeier. Denn sie folgen dem Dreck. Wenn wir zulassen, dass sie nach Moskau gelangen, dann besteht die Gefahr, dass die ganze Erde auseinanderplatzt … Es stimmt, wir könnten für diese Aufgabe ein Kind ausbilden, vielleicht sogar zwanzig oder hundert, und sie zu echten Schwertern formen, die hundertmal besser wären als du. Doch dafür fehlt uns die Zeit. Wir können nicht warten, bis diese Kinder herangewachsen sind. Diejenigen jedoch, die heute in deinem Alter sind, haben Angst, in die Stadt zu gehen. Dorthin kann sich nur ein Städter begeben. Nur will von denen niemand einem Wipper einen Gefallen tun. Denn wer von denen glaubt schon an das Buch?«
    »Und wie kommst du darauf, dass ich daran glaube?«, fragte Artur leise. »Schließlich gehen die Wipper den natürlichen Weg der Geschichte zurück . Nein, glaub mir, man muss die Industrie entwickeln, es muss ein Staat entstehen, auch wenn in der Vergangenheit viele gelitten …«
    »Ein Staat!«, höhnte Mam Rita. »Allein das Wort faucht wie ein Dutzend stinkender Fleder. Das, was du uns über deinen Staat erzählt hast, klang so schrecklich wie das Stöhnen eines hungrigen Bären und stank wie das faulige Wasser aus den Brandstätten. Was hat der Staat denn für dich getan? Du hattest kein Haus, in dem du deine Kinder aufziehen konntest, und du hast Angst gehabt, deine Frau abends allein auf die Straße zu lassen. Dein Freund wollte kein Soldat sein, aber er wurde mit Gewalt gezwungen. Sie haben ihn doch fortgeschleppt, ihm eine Waffe in die Hand gedrückt und ihn gezwungen, auf die friedlichen Bauern in den Bergen zu schießen, oder etwa nicht? Weil die Ältesten in Moskau es so wollten. Er wurde getötet – aber danach hat niemand seinen alten Eltern geholfen. Und als dein Vater sein gutes Motorrad verkauft hat und deine Mutter ihr Gold, damit sie dir … wie hieß das, eine Befreiung von der Armee kaufen konnten – wie war das? Verrat mir nur eins: War das klug von ihnen?«
    »Ich war doch ihr einziger Sohn.«
    »Ich will von dir wissen, ob sie klug oder dumm gehandelt haben.«
    »Das ist keine einfache Frage … Wahrscheinlich war es damals ganz richtig. Sie haben mir Tschetschenien erspart.«
    »Das heißt also, dass es richtig ist, wenn einfache Städter, keine Buchmenschen, ihre Söhne freikaufen. Denn die Ältesten, die in der Moskauer Burg regiert haben, haben euch in den Tod geschickt. Diese Menschen in den Bergen … Warum hätte man nicht einfach Grenzposten aufstellen, einen Graben um ihr Dorf graben und die Krieger zurückrufen können? Du hast gesagt, die Bergbewohner hatten gar nicht so viel Land.«
    »Das ist alles sehr kompliziert …«, erwiderte Artur. »Sie wollten unbedingt, dass die Einheit des Staats erhalten bleibt. Die Regierung hat damals gemeint, sie dürfe auf gar keinen Fall zerstört werden.«
    »Das kenne ich schon. Welche Frage auch immer ich dir über die Zeiten vor dem Großen Tod stelle, stets antwortest du damit, dass die Menschen das eine wollten, der Staat aber das andere getan hat. Wenn ich dich frage, welche Entscheidung weise war, windest du dich und hast Angst vor deinen eigenen Antworten. Ich habe dich gefragt, warum deine Schwester, die wieder in Petersburg leben wollte, dort keine Arbeit finden konnte. Und was hast du mir da geantwortet? Euer Staat hat ihr keine …

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