Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
Er zählte elf Schläge. Die Glocken der Kathedrale kamen seiner inneren Uhr um zwei Minuten zuvor.
    »Wie viele Garnisonen in Moskau unterstehen nicht eurem Befehl?«
    »Drei.«
    »Und wann verleibt ihr euch die ein? Sprich! Sprich, sonst stecke ich dir einen bissigen Wurm in den Mund, der dir von innen die Augen wegnagt!« Kowal hielt seinen leeren Handteller unter Karims Nase. »Siehst du diese Hauer? Dieser Wurm ist sehr hungrig und wird sich mit Vergnügen über dich hermachen …«
    »Nein, bitte, das ist nicht nötig!« Karim zitterte hilflos in den Handschellen.
    »Dann antworte! Wer rebelliert noch gegen Pap Iwan?«
    »Die Cowboys aus Tschertanowo … Sie zahlen den Zehnten nicht und haben die Kremlgarnison vertrieben … Aber ein Bataillon mit Granatwerfern ist schon auf dem Weg zu ihnen …«
    »Was erwartet sie?«
    »Der Kleine Kreis hat beschlossen, die Mütter im Kreml unterzubringen und den Rest der Weiber ins Bordell …«
    »Verstehe. Wie viele Soldaten hat der Kreml hier und wie viele in Garnisonen außerhalb Moskaus?«
    »Viertausend hier und tausendsechshundert außerhalb Moskaus.«
    »Erhalten die Soldaten und Offiziere neben Verpflegung und Sold noch andere Vergütungen?«
    »Allen … allen, die gute Dienste leisten, teilt der Große Kreis Land zu.«
    »Das den Garnisonen gehörte, die ihr unterworfen habt, oder?«
    »Ja …«
    »Also ist bereits ganz Moskau aufgeteilt. Das ist doch zum Verrücktwerden … Was gehört dir persönlich? Welche Gebäude? Antworte, oder ich lasse den Wurm los!«
    »Das Land zwischen der Moskwa und dem Kanal. Außerdem darf ich Steuern auf dem Markt und an den Anlegestellen erheben.«
    »Was plant Pap Iwan sonst noch? Wann okkupiert ihr die kleinen Städte außerhalb des Rings?« Artur hielt den Atem an. Von Karims Antwort hing viel ab – obwohl sie wohl kaum überraschend ausfallen dürfte: Wenn der Kreml erst einmal angefangen hatte zu expandieren, würde er das so schnell nicht sein lassen. Und mit der Zeit würden die frischgebackenen Opritschniks das ganze Land in einen Bürgerkrieg treiben.
    »Diese Entscheidung trifft der Kleine Kreis, nicht Iwan …«
    »Bitte?« Damit hatte Artur nun doch nicht gerechnet. »Hat denn hier nicht der Präsident das Sagen?«
    »Nach dem Amt lecken sich doch alle die Finger«, meinte Karim, der langsam wieder zu sich kam. »Heute ist der eine Pap, morgen der andere. Aber Russland braucht eine harte Hand. Iwan ist ein Feigling … Wir sagen ihm schon seit über zwei Jahren, dass es höchste Zeit ist, die Jaroslawer in der Moskwa zu ertränken. Doch nachdem er sich in Rjasan eine Abfuhr geholt hat … Du musst wissen, die haben da noch viele Wagen mit Kanonen drauf …«
    »Ich habe gehört, dass alle vor euch Angst haben, weil Iwan den Schlüssel zu den Feuerpilzen hat?«
    »Aber natürlich, der Schlüssel!«, rief Karim beinah amüsiert aus. »Deshalb bist du also hier! Von wegen, du bist der Erwachte Dämon! Aber den Gedanken kannst du dir aus dem Kopf schlagen! Du wirst den Schlüssel nie an dich bringen! Denn du bist lediglich ein barfüßiger Dummkopf! Weißt du überhaupt, was Elektrizität ist? Oder ein Feuerpilz?! Nachts zünden die Wachen hundert Lampen über dem Kreml an, aber sie müssten noch hundertmal mehr anzünden, damit es sich mit einer Atombombe vergleichen lässt …«
    »Habe ich da gerade richtig gehört? Hast du eben Atombombe gesagt? Woher kennst du dieses Wort?«
    »Ich kann lesen … Und jetzt weiß ich auch, wer du bist.« Die Wirkung des Narkotikums hatte endgültig nachgelassen. Karim versuchte, selbst gefesselt eine überlegene Haltung einzunehmen. »Wir haben gedacht, dass das nur ein Märchen sei, das die Alten im Suff erzählen. Dieses Märchen besagt übrigens, dass in Piter jemand aufgetaucht ist, der viele Jahre in einem Bett aus Glas geschlafen hat, genau wie dieses … Na? Habe ich dich durchschaut? Du bist doch dieser Ingenieur, oder? Dann hör mir jetzt mal zu!«, verlangte Karim. »Wenn du von Anfang an die Karten auf den Tisch gelegt hättest, wärst du nie im Gefängnis gelandet. Und jetzt lass mich frei, ich will dich zu mir zum Mittagessen einladen! Du bekommst ein Haus, einen Diener und ein großzügiges Salär. Und den Rang eines Ingenieurs! Nirgends sonst würde man dich so schätzen wie hier in Moskau!«
    »Halt die Fresse!«
    »Was?!« Auf das gelbe Gesicht Karims traten rote Flecken.
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Und jetzt lass mich in Ruhe nachdenken.« Auf

Weitere Kostenlose Bücher