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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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im Rucksack ein, der sich, da er selbst die Orientierung verloren hatte, mit den Krallen in Karims Rücken festgehakt hatte.
    Zweimal forderten Soldaten Artur auf anzuhalten. Dieser verlangsamte das Tempo, tat so, als folge er dem Befehl, riss dann aber im letzten Moment das Vorderrad hoch, sodass die Posten sich nur noch mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen konnten. Hinter der Krasnocholmski-Brücke setzten ihnen berittene Männer nach, die aber nicht die geringste Chance hatten. Das kitzelte Arturs Bedürfnis, diese Herren so richtig vorzuführen: Inständig hoffend, nicht in einem Schlagloch zu landen, ließ er die Reiter an sich rankommen. Da sie nicht auf ihn schossen, vermutete er, die Meldung über Karims Entführung sei über offizielle Kanäle durchgegeben worden. Sobald links und rechts Pferdebeine auftauchten, stieg er auf die Bremse, legte sich voll in die linke Seite und gab sofort wieder Gas. Die Yamaha drehte sich um sich selbst und erwischte mit dem Hinterrad die Beine eines der Pferde. Die anderen Reiter konnten ihre Tiere gar nicht so schnell zügeln, da schoss Artur auch schon davon. Mit Karim als Beifahrer war es zwar nicht gerade leicht, die Balance zu halten, aber immerhin leistete Hochwürden keinen Widerstand.
    Als ein Reiter zur Verfolgung ansetzte, geriet er in gefährliche Nähe der Reifen – und sollte beim Zusammenprall das Nachsehen haben. Das Pferd fiel auf die Seite und begrub seinen Reiter unter sich. Mit zwei Beinbrüchen kam er dabei noch recht glimpflich davon … Nachdem Artur noch einen Reiter mit einem um den Ellbogen gewickelten Lasso mit dem Wurfmesser ausgeschaltet hatte, schoss er wie eine gesengte Sau davon. Über die Brücke rückte eine ganze Schwadron an.
    Sobald es dunkelte, musste er zwar die Geschwindigkeit drosseln, kam dafür aber in den Genuss eines anderen Vorteils. Da er sämtliche Patrouillen bereits aus der Ferne sah, konnte er sie mühelos umfahren. Die Soldaten hatten Fackeln angezündet und durchsuchten in Kettenformation alle Höfe. Einmal wartete Artur zehn Minuten in einer dunklen Ecke, bis der schnaufende Spürtrupp an ihm vorbei war. Die Soldaten warfen bloß brennende Stöcke in die Kellerfenster oder beleuchteten die Räume mit langen Laternen, trauten sich aber nicht selbst in die Häuser. Mit zusammengepressten Kiefern beobachtete Karim diesen Eifer.
    »Was wunderst du dich, Hochwürden?«, fragte Artur. »Dich mag halt niemand.«
    In diesem Moment flammten Hunderte von Lichtern auf. Viehtreiber und arme Händler, die sich keinen Schlafplatz in einer der Garnisonen leisten konnten, hatten hier am Rand der Stadt ihr Nachtlager aufgeschlagen. Morgen früh würden sie weiterziehen, zum Markt im Zentrum – aber auch in die südlichen Gouvernements. Und erst da glaubte Hochwürden daran, dass er tatsächlich aus Moskau entführt werden sollte.
    »Was willst du von mir … Erwachter Dämon?«, fragte Karim hoffnungslos.
    »Dass du Moskau rettest«, antwortete Artur und inhalierte die Düfte, die von den aus dem Winterschlaf erwachenden Feldern ausgingen. »Du wirst meinen Freunden alles erzählen, was du mir gesagt hast. Wie gut man bei euch lebt, wie glücklich alle sind, dass endlich eine starke Macht am Ruder ist und was der Präsident alles für sein Volk tut. Denn mir glauben meine Freunde nicht, da kann ich ihnen hundertmal erzählen, dass es ohne einen Staat nicht geht. Aber wenn du mit ihnen sprichst … Überleg dir also, wie du Moskau retten kannst, und halte eine flammende Rede bereit.«
    »Und vor wem?«, presste Karim heraus. »Vor wem bitte soll ich Moskau retten?«
    »Vor mir, Hochwürden. Vor mir.«

(32)
    EIN NUTZLOSER STREIT
    »Sitz still!«, verlangte Ismail zum wiederholten Mal. »Wenn du weiter so zappelst, breche ich dir eine Rippe.«
    Artur hatte sich am Ende doch zwei Schrotkugeln eingefangen, die inzwischen mit dem Fleisch verwachsen waren und schmerzten, sobald er sich etwas schneller bewegte.
    »Es tut mir alles so leid. Beide Pferde und den Drachen habe ich verloren … Die Stute haben diese Schweine einfach niedergemetzelt. Und zwar nur, weil sie hinter mir hergelaufen ist. Ich konnte sie nicht retten …« Artur lag auf einem breiten Brett und sprach ohne Punkt und Komma, nur um den Schmerz zu vergessen. Trotz der ersten Wundversorgung waren die Einschusslöcher vereitert, weshalb Ismail jetzt mit glühenden Haken in ihnen herumstocherte. »Ich habe auch fast alles verloren, was ihr mir sonst

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