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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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mitgegeben habt … natürlich nicht aus böser Absicht …«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Lieg jetzt lieber still …«
    Artur befand sich in einer kleinen Kirche, dem einzigen noch stehenden Gebäude in einem verlassenen Dorf noch vor Sergijew Possad, weit genug von Moskau entfernt, sodass sich die Wipper hier aufhalten konnten. Hier hatten Berder, Ismail und Artur ihr Basislager aufgeschlagen, ehe er nach Moskau weitergezogen war. Als er wieder zu ihnen stieß, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass inzwischen auch Prochor und zwei ihm unbekannte Alte aus einem weit entfernten Dorf eingetroffen waren. Nach der Flucht aus Moskau war er derart am Ende, dass er nicht mal fragte, wie die drei sie eingeholt hatten. Prochors Grinsen deutete jedoch auf eine keinesfalls schlichte Antwort …
    Die Wipper hatten seine Ankunft schon lange im Voraus gespürt, ja sie waren sogar darüber im Bilde, dass er einen Gefangenen mitbrachte. Deshalb hatten sie einen Berg Steine zum Glühen gebracht und Birkenzweige bereitgelegt. Er durfte den Luxus eines echten Dampfbads genießen. Obwohl Ismail ununterbrochen Schwaden von Waldgerüchen durch Kirche und Dorf schickte, nahmen die Wipper den Geruch Moskaus selbst auf diese Entfernung noch wahr. Er ließ sich einfach nicht überlagern. Artur dagegen hatte den Eindruck, aus einem stinkenden, verfaulten Moloch direkt ins Paradies zu kommen.
    Unterwegs hatte Artur zweimal getankt, indem er von Autofahrern, die ihm begegnet waren, Benzin abgezapft hatte. Nach dem zweiten Mal hatte der Motor jedoch zu klopfen angefangen, sodass er bis zum Dorf nur noch tuckerte. Sofort war ihm Berder entgegengeeilt. Kaum war Artur abgestiegen und hatte auch den bewusstlosen Karim vom Motorrad geschnürt, setzte Berder an, eines jener Familienkunststückchen vorzuführen, zu denen Artur nie imstande sein würde. Drei Sekunden später blätterten von der Yamaha glühende Brocken ab, bis sie sich schließlich völlig aufgelöst hatte. Der Satansgeifer würde noch zwei Wochen lang zu sehen sein, ehe junge Triebe diese Stelle eroberten.
    »Warum hast du ihn mitgebracht?«, fragte Ismail und nickte in Richtung Karim, der wie eine Mumie verbunden war und leise jammerte. Hochwürden hatte zwei gebrochene Rippen, entzündete Furunkel auf dem Rücken, und seine Leber stand kurz vorm Versagen. »Dieser erbärmliche Zauberer hat uns nichts Neues zu sagen.«
    »Das sehe ich anders …« Artur fühlte in jeder Zelle seines Körpers eine solch wohlige Müdigkeit, dass er selbst die einfachsten Worte nur mit Mühe herausbrachte. »Ich glaube, er kann euch überzeugen.«
    »Wovon, Erwachter Dämon?«
    »Davon, dass ich recht habe. Man darf die Geschichte nicht aufhalten … Das, was diese Menschen tun, ist grausam, aber notwendig.«
    »Es war also notwenig, dich zu schlagen und dir mit Folter zu drohen?«, fragte Berder.
    Die beiden unbekannten Alten warfen sich einen beredten Blick zu und schmauchten lange lackierte Pfeifen, die keinen Tabak, sondern irgendein Pflanzengemisch enthielten. Von dem Duft verschwamm Artur alles vor den Augen.
    »Ihr fasst eure Feinde auch nicht gerade mit Samthandschuhen an, sondern verkauft sie sogar wie Vieh!«
    Das waren harte Worte – die seine Lehrer jedoch weder verletzten noch dazu brachten, ihre Meinung zu ändern. Das konnten nur harte Fakten.
    »Also gut«, setzte Artur erneut an. »Gehen wir noch einmal alles in Ruhe durch. Ihr habt gehofft, sobald ich in die Stadt käme, würde ich in Hass auf sie entflammen. Ich gebe sogar zu, dass eure Hoffnung sich erfüllt hat – aber deshalb schreibe ich nicht hunderttausend Menschen vor, wie sie leben sollten. Denn damit käme ich eurer vielbeschworenen Gerechtigkeit keinen Schritt näher. Im Übrigen habe ich bereits dreißig Jahre in einer Gesellschaft hinter mir, die dieses Wort häufig im Munde geführt hat. Nur wusste sie auch, dass es eine private Gerechtigkeit und ein Interesse der Allgemeinheit gibt … Aber zurück zum heutigen Moskau: Karim hat mich ins Gefängnis gesteckt und hätte mich foltern oder umbringen können. Aus Nadjas Sicht wäre das höchst grausam gewesen, denn ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Die meisten Markthändler dürften Karims Soldaten jedoch kaum ins Herz geschlossen haben. Da bezahlt jemand mit dem Splitter eines Fabergé-Eis …? Und hackt einem Dieb den Finger ab …? Ich bin mir sicher, unter anderen Umständen hätten mich die Händler glatt vor der Patrouille versteckt.

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