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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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sehr zurückgezogen leben.«
    »Das stimmt!«, erwiderte Ismail. »Diese Menschen ertragen die Gesellschaft anderer nur schlecht. Mein jüngerer Bruder Christian ist einer von ihnen, er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern am Waldaisee …«
    »Dann war er es, den Rubens über mein Auftauchen im Museum informiert hat?«
    »Ja. Christian meidet den Umgang mit Menschen, aber Mischa Rubens oder auch andere Paps aus Petersburg suchen ihn zuweilen auf, um etwas über die Zukunft zu erfahren. Im Grunde ist es nicht besonders schwierig, die Zukunft vorauszusagen, allerdings erkennen wir immer nur einen schmalen Ausschnitt von ihr. Du musst wissen, die Zeit gleicht einer alten Kiefer. Der nackte Stamm der Vergangenheit ragt hoch auf, und die Gegenwart macht nur einen geringen Teil von ihm aus. Auf ihn folgt mit der Krone die Zukunft. Und jeder Zweig, jede Nadel in dieser Krone ist einer der Wege, den du wählen kannst. Christian vermag jedoch nur eine von tausend Nadeln zu erkennen …«
    »Das nennt man Variantenvielfalt …«
    »Wenn du es sagst, ich kenne mich mit solch gelehrten Ausdrücken nicht aus. Ich werde dich Christian vorstellen, aber nicht, damit du etwas über die Zukunft erfährst, sondern damit er dir die Vergangenheit zeigt. Das ist ein Leichtes für ihn. Allerdings zeigt er dir nicht die Vergangenheit, die du kennst, und auch nicht die, von der du in Büchern gelesen hast, sondern die Vergangenheit, die sehr weit zurückliegt, von der vor dem Großen Tod niemand etwas wusste. Er wird dir die Erde zeigen, wie sie vor fünf Millionen Jahren ausgesehen hat, vor zwanzig Millionen und vor sechzig Millionen Jahren.«
    »Was soll ich da denn bitte schön zu sehen kriegen? Mastodonten bei der Vermehrung? Oder ein Diplodocuspaar beim Liebesspiel?«
    »Auch was ein Diplodocus ist, weiß ich nicht«, gab Ismail zu. »Aber du wirst verständige Wesen sehen.«
    »Mit Sicherheit nicht, denn vor Millionen von Jahren gab es auf diesem Planeten noch keine Menschen.«
    »Habe ich denn etwas von Menschen gesagt?«
    »Du willst ja wohl nicht behaupten, dass …«
    »Damit will ich sagen, dass es auf dieser Erde bereits dreimal verständige Wesen gegeben hat. Und dreimal haben sie das Gleichgewicht zerstört, indem sie die Erde über die Maßen zum Wippen gebracht und damit förmlich einen Reigen Dunkler Male heraufbeschworen haben. Den musst du dir als eine Art eitrigen Ausschlag vorstellen, der dem körperlichen Zerfall vorausgeht. Oder wie Taigazecken, die sich unter die Haut fressen und dort Gänge anlegen, um einen Menschen dann mit einem einzigen Giftausstoß umzubringen. Die Erde jedoch erträgt jedes verständige Wesen, solange es das Gleichgewicht nicht zerstört …«, erklärte Ismail schweißüberströmt. »Sind die Dunklen Male aber erst einmal stark genug, bedarf es keines Dreiecks klirrender Knoten mehr – dann reicht ein weiterer Streich mit der Sichel, ein unter einem Stiefel zerquetschter Käfer oder eine in den Fluss gegossene Flasche Öl, und die Erde ist erledigt. Eine solche Gefahr hat, wie gesagt, bereits dreimal bestanden. Doch noch jedes Mal hat die Erde diese verständigen Wesen abgeschüttelt, wie du Insekten aus einer Decke schüttelst, bevor du deinen Sohn darauf bettest! Dann aber kamen die Menschen. Du hast uns erzählt, wie viele Atomkraftwerke gebaut, wie viele Flüsse mit Staudämmen versperrt und wie viele Wälder abgeholzt wurden, um Bücher zu drucken. Oder wie viel Öl die Menschen aus dem Boden gepresst haben, um es von Millionen von Motoren in tödlichen Rauch verwandeln zu lassen. Deshalb frage ich dich jetzt, ob du tatsächlich noch immer überzeugt davon bist, dass die Krankheit AIDS den Menschen zufällig heimgesucht hat?«
    »Die Kirchenleute haben laut genug getönt, AIDS sei eine Strafe des Himmels, sei göttlicher Wille …«
    »Wenn es einen Gott im Himmel gäbe«, winkte Ismail ab, »hätte mein Bruder mir das längst erzählt … Und nun hör dir an, was Prochor zu sagen hat.«
    »Seit dem Großen Tod haben sich die Dunklen Male nicht vermehrt«, begann Prochor mit seiner näselnden Stimme, die Folge eines kleinen Zwischenfalls, als einer der Zuchtbären ihn mit der Pfote an der Nase erwischt hatte. »Wir haben alle Dunklen Male in der Nähe alter Fabriken oder von Stellen, wo unter der Erde Feuerpilze schlafen, beobachtet. Wir haben Tausende von Dörfern geschmolzen und somit das Gleichgewicht in diesen Gebieten wiederhergestellt. Zurzeit wandern die Dunklen Male

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