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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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ist, oder?«
    »Anna hat mir gesagt, dass du sie gebeten hättest, dir Sehnen zu geben … Ist das ein Musikinstrument?«
    »Ja …« Artur sog die Abendluft tief in sich ein, um den Rest seines Rauschs zu vertreiben. »Bis zu meinem heutigen Geburtstag habe ich nicht gewusst, was Glück ist. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Und? Was ist das Glück?«, fragte Berder, der sich gerade eine Pfeife mit Pflanzentabak stopfte.
    »Als ob das so einfach zu erklären wäre … Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich nichts lieber gemacht, als mit dem Motorrad rumzukurven und Rockmusik zu hören. Den Mädchen hat gefallen, dass ich sie auf meiner Maschine mitgenommen habe, und mir hat gefallen, jedes Mädchen haben zu können, das ich wollte. Es war eine saugute Zeit! Dann habe ich angefangen, Gitarre zu spielen. Damals habe ich gedacht, ich würde ein echter Rockstar werden, wie McCartney oder womöglich sogar wie Hendrix. Aber das war natürlich absoluter Quatsch. Heute kann ich darüber nur lachen. In Wahrheit haben wir uns alle nämlich nur so ins Zeug gelegt, um den Mädchen zu gefallen. Mehr steckte nicht dahinter. Tief in unseren Herzen, hier drin …« Er klopfte sich auf die Brust. »… wusste ich längst, dass aus mir nie ein Rockstar werden würde. Trotzdem klammerte ich mich selbst im Institut noch an das Motorrad, die Gitarre und Basketball … Dann ging dieser beschissene Krieg los, das Gemetzel in Tschetschenien, und niemand hat noch durchgeblickt. Niemand hat so richtig kapiert, wie es zu alldem kommen konnte. Die Soldaten hauten ab und ließen alle Waffen da, aber keinen der fettärschigen Generäle traf irgendeine Schuld. Natürlich nicht. So war das ja schon immer. Eines Tages kriegten unsere Nachbarn einen Sarg geliefert. In ihm lag mein bester Freund. Er war zwei Jahre älter als ich. Als er eingezogen wurde, hat ihm niemand gesagt, dass er nach Tschetschenien muss … Und er konnte noch nicht mal mit einer Waffe umgehen.«
    Artur schluchzte. Um ihn herum drehte sich schon wieder alles. Vielleicht wegen des Alkohols, vielleicht aber auch wegen des benebelnden Rauchs, der als Wolke um Berder hing.
    »Wir konnten nicht mal am offenen Sarg von ihm Abschied nehmen«, fuhr er fort, »so verstümmelt war er. Deshalb traf der Sarg auch schon verschweißt in Petersburg ein. Damals hat meine Mutter gesagt, dass sie sich lieber selbst töten lassen würde, als dass sie zusähe, wie ihr Sohn zur Armee geht. Meine Eltern haben alles verhökert, was sie hatten, nur um mich aus der Armee freizukaufen. Das war … das war wie eine Ohrfeige für mich. Ich bin mir wie das letzte Stück Dreck vorgekommen. Und zwar nicht, weil ich zu Hause hockte, während alle anderen durch die Gegend marschierten und schon so viele niedergemetzelt worden waren … sondern weil ich nicht wusste, wie ich meinen Freunden noch in die Augen sehen sollte, wenn sie zurückkamen …«
    Er atmete tief durch und seufzte, ehe er fortfuhr: »Damals habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, was Glück eigentlich ist. Meine Eltern und ich, wir haben mal zusammen in der Küche gesessen. Da habe ich meine Mutter gefragt: Was weinst du eigentlich, es ist doch alles vorbei, ich muss nicht zur Armee. Da hat sie gesagt, dass es für sie nur ein Glück gebe: ihren Sohn am Leben zu sehen. Und mein Vater hat gesagt, dass, wenn ich weiter nur auf Partys ginge und aus dem Institut geschmissen würde, er mir nicht mehr helfen könne … Aber das habe ich erst kapiert, als wir den Sarg mit Serjogas Leiche getragen haben … Da habe ich alles aufgegeben, innerhalb von einer Sekunde bin ich erwachsen geworden. Verstehst du das, Berder? Die Sache war nicht die, dass ich Angst hatte. Du weißt, dass ich inzwischen gelernt habe zu töten. Aber für nichts und wieder nichts zu verrecken?! Zu verrecken, weil irgendwo jemand weit oben eine Entscheidung für dich getroffen hat?! Da habe ich alles zum Teufel geschickt, die Rockgruppe, die Bikerpartys, den Basketball … Ich bin auch nicht mehr in Discos gegangen. Wozu ich das alles überhaupt brauchte, das habe ich erst später begriffen. Für die Frauen, für die brauchte ich das. Damit ich der coolste Typ der ganzen Gegend war und mir alle Weiber nachliefen. Das ist auch schon alles. Alles, was wir machen, machen wir nur für sie, auch wenn uns das selbst oft gar nicht klar ist.«
    Er stockte abermals. »Eines Abends bin ich dann zu meinem Vater gegangen und habe gesagt: Sieh mal, ich habe das Motorrad

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