Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
verkauft. Hier ist das Geld. Und die Gitarre habe ich auch verkauft. Aber jetzt verrate mir mal, was du unter Glück verstehst? Du lebst ja wohl nicht wie Mama meinetwegen? Da hat mir mein Vater eine runtergehauen und geantwortet, dass ich ein verdammter Narr sei. Ich lebe, damit deine Mutter glücklich ist, hat er dann geantwortet. Irgendwie hat mich das beeindruckt. Danach hat sich etwas bei mir verändert, und ich wurde der Beste des ganzen Jahrgangs. Ich, einer von diesen Typen, die bisher nur Partys im Sinn hatten! Noch während des Studiums hat man mir eine Doktorandenstelle angeboten … Jetzt wollte ich etwas erreichen, sonst würde sich nämlich nie eine anständige Frau mit mir einlassen. Ich habe wie ein Schwein gearbeitet … Wahrscheinlich habe ich sogar gute Arbeit geleistet, sonst wäre ich heute ja wohl nicht mehr am Leben, oder? Pah! Das ist echt ein guter Witz!«
Es folgte eine weitere Pause. »Trotzdem habe ich mich wieder geirrt … Denn ich habe die ganze Zeit über immer was Besonderes gesucht. Ich wollte keine graue Maus zur Frau, sondern die schönste und eleganteste Frau, die an einer Elite-Uni studiert hat und mindestens Englisch spricht … Ich habe mir ausgemalt, wie wir zusammen tauchen, Ski fahren … und ähnlichen Unsinn. Irgendwann meinte ich, meine Traumfrau gefunden zu haben. Die habe ich dann auf ein Motorrad gesetzt … Aber okay, lassen wir das! Zum Teufel damit! Heute habe ich nämlich alles verstanden … Das Glück, das ist … also bestimmt nicht Tauchen und Englischkenntnisse … Genau … so ist das.«
Berder klopfte die Pfeife aus. In seinem hageren, braun gebrannten Gesicht regte sich nichts.
»Ich verstehe viele Wörter nicht, aber ich habe deine Gedanken gehört«, sagte er. »Ich bin froh, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe. Verzeih Mam Klawdija, unter anderen Umständen wäre sie dir bestimmt nicht zu nahe getreten.«
»Ist sie doch auch gar nicht.«
»O doch. Aber sie hat das nicht zufällig gesagt. Sondern weil sie wusste, worüber ich heute mit dir sprechen würde.«
»Worum geht’s denn jetzt schon wieder?! Falls du die bescheuerte Idee haben solltest, Petersburg zu schmelzen, dann rechne nicht mit mir. Eher würde ich Malwina meinen Kopf ins Maul stecken!«
»Nur würde Malwina dich nicht fressen! Nein, es geht um etwas anderes … Lass uns zum Fluss runtergehen!«, forderte Berder Artur auf und zog ihn am Arm hoch. »Mam Klawdija macht sich große Sorgen und hat mich gebeten, die übrigen darauf vorzubereiten …«
»Warum macht ausgerechnet sie sich Sorgen?!«
»Weil sie die kleinen Kinder beobachtet. Aber bleiben wir zunächst bei dir, Schwert. Du willst nach Piter, bitte. Aber nicht jetzt. Erstens muss dein Arm noch behandelt werden. Zweitens müssen wir die Ernte einbringen und genug Wild für den Winter erlegen. Das nimmt noch etwa einen Monat in Anspruch. Aber das ist noch nicht alles. Wenn du aufbrichst, bringt Malwina dich bis zur Brandstätte vom Ilmensee, danach müsstest du dich allerdings zu Fuß durchschlagen, denn um Piter herum leben Tausende von Cowboys. Wenn diese Schmeißfliegen die Drachin sehen, bringen sie dich um. Du kannst dich mittlerweile einigermaßen zur Wehr setzen, aber du bist kein Wipper und hältst eine Menge nicht in Schach! Ismail könnte dir zwar hundert Wilde zur Verfügung stellen, aber …«
»Die kann ich nicht zusammenhalten!«
»Richtig, denn, wie gesagt, du vermagst eine Menge nicht zu befehligen. Du schaffst es lediglich, einen einzelnen Menschen zu lenken … Deshalb glauben wir, du solltest deine Ausbildung noch fortsetzen.«
»Wir? Wer interessiert sich denn alles dafür, dass ich auch in Piter ankomme?«
»Mam Klawdija und ich. Nein, keine Sorge, du sollst keine Dunklen Male aufspüren. Wenn du einverstanden bist, noch ein Jahr bei uns zu bleiben, dann werde ich mich deiner annehmen.«
»Ein Jahr?!«
»Du hast das Recht, noch heute aufzubrechen. Aber vergiss nicht, dass du in Moskau viel Glück hattest! Denn dich haben sogar die Menschen verraten, die du aus dem Zauberschlaf aufgeweckt hast! Ismail hat dich davor gewarnt, sie zu wecken! Das Buch lügt nämlich nie. Und es spricht von nur einem Erwachten Dämon. Diese lästigen Schmeißfliegen sind mittlerweile wahrscheinlich gestorben, aber in Piter … warten nicht gerade Freunde auf dich. Pap Rubens hat sich inzwischen dem Gouverneur unterworfen …«
»Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
»Weshalb hätte ich das tun
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