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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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besorgen«, antwortete Kowal, den dieser Wortwechsel allmählich amüsierte. »Aber sobald ich in der Eremitage bin, gibt Rubens mir einen. Und meine Waffe gedenke ich mit dorthin zu nehmen.«
    Um ihn herum wurde mit einem Mal alles sehr still. Aus einem aus verschiedensten Teilen bunt zusammengewürfelten Waggon kam ein dritter Posten herausgeklettert, ein rotgesichtiger Fettsack mit Leutnantssternen auf den Schultern.
    »Wem willst du denn den Bären aufbinden, du Gauner?«, fuhr ihn der nach Schnaps stinkende Leutnant an. »Dein Rubens ist schon lange abgesetzt. Die Stadt untersteht heute dem Gouverneur. Steig jetzt auf der Stelle vom Pferd und lass uns einen Blick in deine Taschen werfen!«
    »Wie ihr mir alle auf den Senkel geht!«, stöhnte Kowal und zog den Fuß aus dem Steigbügel.
    Im nächsten Moment packte er die Nikonow am Lauf und rammte dem Posten, der ihm am nächsten stand, den Kolben in die Fresse. Der Mann im Kettenhemd knallte polternd aufs Straßenpflaster. Sein Kollege hatte noch nicht nach seiner Waffe gegriffen, als Kowal ihm bereits den Lauf aus gebläutem Stahl sanft über den Schädel zog.
    »Lass die Waffe fallen und spring sofort ins Wasser!«, verlangte Artur von ihm. »Aber zack, zack!«
    Der Soldat wich mit erhobenen Händen zurück, ließ gehorsam die Waffe fallen und kletterte flink über die Brüstung. Aus dem Kanal spritzte Wasser auf, die Wartenden johlten. Der Leutnant war in null Komma nichts nüchtern und tastete nach der Pistole, die hinter seinem Gürtel steckte.
    »Vergiss es!«, herrschte Artur ihn an. »Jetzt bist nämlich du dran, ein Bad zu nehmen! Ich zähle bis drei! Eins …«
    Weiterer Überredungskünste bedurfte es nicht. Die grölende Menge stürmte entzückt über dieses kostenlose Spektakel die Brücke. Die nassen Köpfe der Soldaten tauchten schnaubend wie Seehunde aus dem schmutzigen Wasser auf und schwammen schnell zur nächsten Leiter. Der dritte Posten lag in einer Pfütze, ihm quollen Blutblasen aus dem eingeschlagenen Mund. Der Menschenstrom umfloss ihn links und rechts, ein Junge beugte sich zu ihm runter und nahm ihm ein massives Goldarmband ab.
    Spätestens heute Abend weiß die ganze Stadt von der Geschichte, ging es Kowal durch den Kopf, während er sein Pferd antrieb. Das erste Anzeichen einer Diktatur sind immer Straßenkontrollen. Kontrollen und Entwaffnung der Leute. Aber wenn diesen kleinen Diktatoren mal jemand auch nur den geringsten Widerstand entgegenbringt, dann sind sie die Ersten, die die Beine in die Hand nehmen … Die können doch nur auf Schwache einprügeln, nur auf diejenigen, die leicht einzuschüchtern sind. Und leider geht ihre Rechnung auf. Denn die meisten Menschen leisten keinen Widerstand. Die haben ganz andere Sorgen. Sie müssen ihre Familie ernähren und ihre Kinder großziehen – und unterdessen bauen diese Schweine ihre Position aus! Meine Güte, da wird am Ende ja jeder zum Anarchisten …
    Das Tor zum Winterpalast schwankte in den Angeln und stand sperrangelweit offen. An der Zufahrt zum Palast bewachte ein Mann mit Säbel einen abgesteckten Platz mit einem Dutzend unterschiedlicher Autos. Hinter diesem Parkplatz standen kreuz und quer zahllose Pferde- und Motorkutschen. Der einst sauber gefegte Palastplatz war zu einer wahren Müllhalde verkommen. Vor der Alexandersäule malten zwei junge Leute die bärtige Visage von irgendjemandem auf eine riesige Leinwand. Wo früher der Springbrunnen vor der Admiralität gewesen war, fraß ein Dutzend ungesattelter Pferde in einem frisch angelegten Pferdegehege Hafer.
    Artur hatte aus den jüngsten Erfahrungen immerhin seine Lehren gezogen und die MP unter der Jacke versteckt. Er versprach dem Parkplatzwächter eine Goldmünze, wenn dieser besonders gut auf sein Pferd aufpasste. Der einbeinige Invalide machte im Übrigen sogar einen ganz passablen Eindruck und schien nicht die Absicht zu haben, ihn übers Ohr zu hauen.
    Von niemandem aufgehalten, stieg Artur die Marmortreppe im Winterpalast hoch. Im ersten Stock begegnete er erneut dem schnauzbärtigen Gesicht mit den leicht hervorquellenden Augen. Unter der Decke hing ein dickes Brett bemalten Furnierholzes, das die leicht beleidigt dreinblickende Heilige Familie verbarg. Dann musste Artur erst mal eine ganze Horde von Jungen durchlassen, die auf der linken Brust alle ein funkelndes Dreieck aus Bronze trugen. In dem Dreieck war ein Symbol zu sehen. Kein Stern, wie in Moskau, sondern etwas anderes. Was genau, konnte Artur jedoch

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