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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Zigarettenetui hin, das von Selbstgedrehten fast zu platzen schien. »Heißen die Menschen, die Kinder in die Welt setzen können, bei dir zu Hause etwa anders?«
    »Also, ich zum Beispiel, ich könnte jederzeit ein Kind in die Welt setzen, aber deshalb nennt mich niemand Pap!«, antwortete Artur leichthin. Da er gerade die Tasche schulterte, bemerkte er die ungläubigen Gesichter der beiden nicht sofort. Als das Schweigen jedoch anhielt, sah er sie voller Panik an. Hatte er doch irgendwas gesagt, womit er den beiden auf den Schlips getreten war? Warum sollten sie ihn sonst so anstieren?
    »Woher weißt du, dass du ein Kind in die Welt setzen kannst?«, fragte Daljar in dem misstrauischen Ton, den Artur schon an ihm kannte.
    »Äh …« Artur stockte. »Meine Freundin war … zweimal von mir schwanger.«
    Natürlich! Wie hatte er sie vergessen können?! Nataschka … Es war, als ob in seinem Hirn ein Hebel umgelegt würde. In seinem Schmerz verzog er das Gesicht und presste sich die Hände gegen die Schläfen. Mit einem Mal rückte wieder alles an seinen Platz. Natalja und er hatten auf der Datscha seines Vaters bei Sestrorezk, einem Vorort von Piter, gelebt. Seine Eltern waren zwei Jahre zuvor in eine neue Wohnung umgezogen. Jetzt sah er seine Mutter und seinen Vater auch wieder klar vor sich, erinnerte sich an die kleinsten Einzelheiten, zum Beispiel wie er und sein Vater noch in seiner Kindheit die Datscha überhaupt erst gebaut hatten. Und dass Natalja sich geweigert hatte, weiter mit seinen Eltern zusammenzuleben … Meine Güte, was war aus ihnen allen geworden? Vor allem: Wo war Natascha jetzt?
    »Soll das ein Witz sein, Meister?« Daljar langte nach seinem Dolch. Nun erst besah sich Artur die Waffen seines Visavis genauer. Sowohl der Dolch als auch das imposante Schwert auf Daljars Rücken stellten echte Kunstgegenstände dar: Den Stahl schmückte eine filigrane Ziselierarbeit, den Korb zierten ganze Nester von Edelsteinen. »Willst du damit etwa andeuten, dass du schon zweimal eine Mutter abgekriegt hast? Oder gibt es in deiner Stadt gebärfähige Frauen wie Sand am Meer?«
    »Das ist kein Witz!«, versicherte Artur. »Ich kann das alles erklären. Es ist so, dass ich, bevor ich eingeschlafen bin, mit meiner Freundin zusammengelebt habe und …«
    Da zerriss ein Schrei in der Ferne die abendliche Stille. Louis fuhr zusammen.
    »Wir müssen schnellstens hier weg, Dal!«, verlangte er. »Artur hat uns geholfen, alles andere soll er später erklären!«
    »Ja, du hast recht!«, erwiderte Daljar, obwohl er immer noch eine misstrauische Miene zur Schau trug. Immerhin nahm er die Hand vom Dolch. »Gehen wir!« Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte los.
    Innerlich stieß Artur einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn er weiterhin am Leben bleiben wollte, sollte er in Zukunft wohl besser jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und endlich herausfinden, in welchem Jahr er eigentlich gelandet war!
    An der Metrostation hatten sämtliche Ein- und Ausgänge bis auf einen ihre Glastüren gegen unverputzte Steinmauern eingetauscht. Bei der einzigen Ausnahme blitzte statt Stein Metall auf. Daljar ging zu der schmalen Tür, stellte sich auf die Zehenspitzen, öffnete einen am Rahmen angebrachten Eisenkasten und holte ein vorsintflutliches schwarzes Telefon, noch mit Gabel und Hörer, heraus. Lenin benutzte Apparate wie diesen gern in Filmen über die Revolution. Daljar wickelte vorsichtig die Schnur ab und stellte in einer ewig dauernden Prozedur eine Verbindung her. Mit angehaltenem Atem beobachtete Artur ihn. Die Menschheit musste mindestens um hundert Jahre zurückgefallen sein, das führte ihm dieses Telefon nur zu deutlich vor Augen! Aus dem Hörer drang ein Knistern, dann verkündete eine Männerstimme klar und deutlich: »Hier Metrostation Gorkowskaja.«
    »Drei Mann. Zur Admiralteiskaja«, nannte Daljar die Station, zu der sie wollten. Fast als bestelle er ein Taxi. »Wir gehören zur Eremitage.«
    »Losung?«, fragte die Stimme gelangweilt.
    »Minoga.«
    Mit einem Mal drückte Daljar Louis den Apparat in die Hand, warf die Tasche ab, zog den Dolch und raste noch einmal zurück zu dem Ascheweg. Alarmiert griff Artur nach der Pistole, doch drohte keine unmittelbare Gefahr: Einer der Köter, die Louis mit einem Armbrustpfeil erwischt hatte, hatte wie durch ein Wunder überlebt und kroch jetzt langsam zu den Sträuchern am Rand. Kaum hatte Daljar ihn erreicht, schlitzte er ihm auch schon mit lässiger Bewegung

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