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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Manschetten befestigen«, antwortete Artur zögernd. »Indem man vielleicht von innen einen Keil hineintreibt. Dann könnte man die Eisenkonstruktion anschweißen … also, ich meine, falls es ein Schweißgerät gibt …«
    »Das schon«, mischte sich der Wagenführer ein. »Nur haben wir niemanden mehr, der mit Gas arbeiten kann. Aber so, wie du fragst … Bist du vielleicht Ingenieur? Kannst du mit Argon umgehen?«
    Schlagartig hörten alle Fahrgäste auf zu rauchen und stierten Kowal an. Der hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen. Warum musste er aber auch immer gleich mit allem rausplatzen?! Die Draisine stand wie festgewachsen in der schummrigen Wartehalle des Newski Prospekt, der Diesel nagelte bei geringer Drehzahl. Zwei Männer stiegen aus und verabschiedeten sich mit Handschlag vom Fahrer, dafür kamen gleich vier bis an die Zähne bewaffnete Typen und eine kleine, von Kopf bis Fuß in Pelz gehüllte Frau neu hinzu. Nur setzte sich die Draisine nicht wieder in Bewegung. Offenbar wartete der Wagenführer noch auf jemanden.
    »Ja, ich bin Ingenieur!«, antwortete Kowal schließlich, ohne auch nur zu ahnen, ob ihn das den Kopf kosten würde oder nicht. »Und ja, ich glaube, ich kann ein Gerät, das mit Argon betrieben wird, bedienen. Natürlich nicht ich allein …«
    »Sag mal, Daljar, ist dein Spezi etwa Moskauer?«, erkundigte sich der Fahrer. Vor Aufregung brach er sogar in Schweiß aus. In dem dreckigen Gesicht funkelten die Zähne und die tränenverhangenen Augäpfel. »Hör mal, Kumpel, ich glaube wirklich nicht, dass du zu denen vom Museum gehörst. Daljar, glaub mir, den bring ich besser zum Oberst. Wenn er bei dieser Schweißsache nicht lügt …«
    »Hör mal, Meister, wenn du Ingenieur bist, kannst du dann vielleicht auch Spulen bei einem Motor wickeln?«, fragte einer der Männer, die bereits vor der Station Gorkowskaja auf der Draisine gewesen waren.
    Artur setzte gerade an zu erklären, dass man für eine neue Wicklung nicht unbedingt Ingenieurskenntnisse brauchte, als Louis ihm heftig in die Seite boxte.
    »Er fährt mit uns zu Pap Rubens und Schluss!«, unterband Daljar jede weitere Diskussion. »Wenn der Oberst einen Ingenieur sucht, kann er uns ja ein Angebot machen!«
    Niemand widersprach. Artur hielt daraufhin zwei Sachen für sich fest. Erstens konnte er die Metroleute von den Fahrgästen unterscheiden. Alle – und zwar ausnahmslose alle –, die hier unten arbeiteten, trugen selbst jetzt, im Sommer, Pelz. Das war nicht weiter erstaunlich, hätten sie sich doch sonst bei der Feuchtigkeit, Kälte und dem Fehlen jeglicher Luftzirkulation hier unten leicht eine Erkältung oder Rheuma eingefangen. Und zweitens ging ihm auf, dass ihm in seiner Situation selbst sein oberflächliches Allgemeinwissen keinen schlechten Dienst erweisen dürfte, mehr noch, womöglich half es ihm sogar, ein ganz hohes Tier zu werden …
    Irgendwann traten drei Fahrgäste aus dem Halbdunkel auf den Bahnsteig. Sie waren genauso angezogen wie der Tote, dem Kowal das Schultergehänge abgenommen hatte. Das Herz hämmerte ihm in der Brust, aber die Männer achteten nicht weiter auf die Menschen um sie herum, setzten sich auf die vorderen Plätze und zündeten sich sofort Zigaretten an. Nun fuhr die Draisine endlich weiter. Ganz am Ende der Station, kurz vorm Tunnel, hingen an einem gespannten Draht gleich zwei flackernde Lampen. In ihrem Licht entzifferte Kowal die großen, mit einer Schablone ausgeführten Buchstaben an der Marmorwand: Der Aufenthalt in der Metro ohne Mittel der Selbstverteidigung wird mit dem Tod bestraft! Militärkommandant …«
    Nach dreihundert Metern bremste der Wagenführer abermals scharf vor einer Lampe und langte nach dem Hörer eines an der Wand angebrachten Telefons.
    »Zentrale? Hier Express Nr.   6. Ich bin am Newski, nehme jetzt den Ring bis zur Admiralteiskaja, dann komme ich zurück.«
    »Die rechte Spur ist frei!«, krächzte es aus dem Hörer. »Lass auf dem Rückweg den Elfer durch.«
    »Verstanden!«, antwortete der Fahrer.
    Er warf den Pelz ab, tastete unterm Sitz nach einem Kuhfuß, sprang von der Draisine – und landete in einer Pfütze. Dabei zeigte sich, dass er Jagdstiefel trug, die ihm bis zum Gürtel reichten. Er stellte die Weiche um und kehrte an seinen Platz zurück. Die Draisine schoss donnernd in einen Seitentunnel.
    Arturs Gedanken waren noch bei diesem Schild. Von den Fahrgästen besaßen nur die vier finsteren Kerle, die gerade eingestiegen waren,

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