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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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die Kehle auf. Danach checkte er sicherheitshalber auch noch den Zustand der anderen. Kowal war abermals kurz davor zu kotzen.
    »Du kannst ganz bestimmt gehen?«, fragte Daljar Louis, als er wieder bei ihnen war.
    »Ein verletzter Bullterrier ist noch längst kein toter!«, wiegelte Louis ab. In diesem Moment schrillte das Telefon mit einem endlos langen Klingelton. »Alles klar!«, antwortete Louis jemandem am anderen Ende und verstaute den Apparat wieder im Kasten. »Dauert noch zwanzig Minuten … He, hast du gehört, Dal? Wir müssen noch warten.«
    Eine Brise trug den Geruch von Seeluft heran. Ein jäher Schmerz sagte Artur, dass er sich die Füße in den Gummistiefeln wund gerieben hatte. Er setzte sich etwas abseits von den beiden hin, tastete nach Teleschews Aufzeichnungen, die auf den Rücken gewandert waren, und nahm die Lektüre wieder auf. Louis fing an, die Armbrust zu reinigen. Daljar paffte mit mürrischer Miene eine Papirossa, wobei sein Blick ständig die Gegend absuchte. Hunde tauchten nicht mehr auf, dafür landeten zwei Kormorane mit lautem Flügelgeklatsche auf dem umgekippten ausgeschlachteten Autobus.
    Irgendwo in der Ferne miaute kurz eine Katze, danach war alles still. Artur meinte am Abendhimmel Raubvögel auszumachen, die über den Bäumen kreisten. Er steckte das Heft wieder weg. Fassungslos …
    »Sagt mal«, wandte er sich mit einer Frage an seine neuen Bekannten, »dieses Schild … hängt das schon lange hier?«
    »Welches Schild?«, wollte Daljar wissen.
    »Da drüben, bei der Moschee. Wo’s um diesen Friedhof geht.«
    Und wieder einmal handelte er sich mit einer Frage misstrauische Blicke ein.
    »Du kannst lesen?«, brachte Louis fast ehrfürchtig heraus. »Dann verrat uns doch mal, was da draufstand!«
    »Da stand …« Artur hüstelte. In der letzten Stunde hatte er seine Stimmbänder ganz klar überreizt. »Da stand: Isolationszone. Friedhof Nr.   6. Zutritt nur für Befugte.«
    »Ganz genau!«, erklärte Daljar und ließ die stinkende Papirossa von einem Mundwinkel zum andern wandern. »Und das Ding hing schon immer da!«
    »Woran sind diese Menschen gestorben?«, rang Artur sich zu einer weiteren Frage durch.
    »Von welcher Insel kommst du eigentlich, Meister?« Daljar spuckte die Kippe aus und nahm die Tasche von den Granitstufen. Hinter der Metalltür hantierte jemand an irgendwelchen Riegeln herum. »Denn du willst ja wohl nicht behaupten, dass du das Lesen bei denen im Wald gelernt hast!«
    »Aber ich weiß wirklich nicht, was hier los ist!«, jammerte Artur. »Mein Vater hat mich nicht eingeweiht«, improvisierte er dann.
    Die Tür quietschte gewaltig, als sie geöffnet wurde. Echtes elektrisches Licht schlug ihnen entgegen. In dem geradezu magischen Strahl stand wie ein Engel an der Himmelspforte ein kräftiger Kerl mit einem MG , Typ Degtjarjow, im Anschlag.
    »Die Menschen sind an AIDS krepiert, Kumpel!«, flüsterte Louis Artur ins Ohr und kratzte ihn dabei mit dem Bart am Ohr. »Und wenn man auf deiner Insel nicht weiß, was das ist, und die Mädels da frei verteilt werden, dann schwöre ich bei Mam Rubens, dass ich noch morgen da hinfahre!«

(6)
    GEFANGEN IN DER EREMITAGE
    In der Eingangshalle der Metro sah Kowal neben dem zottigen Riesen mit dem MG die erste Frau seit seinem Aufwachen. Die beiden waren angezogen, als wollten sie gleich an einer avantgardistischen Modenschau teilnehmen. Während sich der Hüne jedoch mit einem zerschlissenen, kahl gewordenen Kurzpelz und Schlaghosen aus einem Samtvorhang begnügte, funkelte unter dem Pelzcape der Frau ein Atlaskleid, und ihren Kopf zierte eine orientalische Kopfbedeckung samt den kläglichen Überresten einer prachtvollen Feder. Die holen sich ihre Kleidung aus dem Museum, schoss es Kowal durch den Kopf. Das schlichte runde Gesicht der Frau wurde von der dicken Brille mit bifokalen Gläsern kaum entstellt. In den Händen hielt sie ein dickes Buch.
    »Die Fahrgäste müssen ihr Gepäck vorzeigen!«, erklärte der Riese grinsend und deutete auf ein Schild neben den Relikten des Drehkreuzes am Eingang.
    Louis öffnete die Patronentasche und gab der Frau einige kleinere Gegenstände. Sie verstaute sie in einem Metallkasten, verschloss diesen mit einem Vorhängeschloss und notierte etwas in ihrem Buch. Danach galt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der beiden Metroleute ganz dem kahlen Kopf Arturs, der sie geradezu erstarren ließ.
    »Wieso trägt der keine Maske?!«, donnerte der Gigant. »Was soll das heißen,

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