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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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bereits mehrmals beschossen worden sein. Über dieser Eisenverkleidung dienten allerdings nur noch Gitter dem Schutz des Museums. In etlichen Fenstern brannte Licht. An einer schmalen Schießscharte über dem Durchfahrtsbogen zielte der Lauf einer Pistole direkt auf Arturs Gesicht. Zwischen den Stacheldrahtreihen wand sich labyrinthartig ein Weg. Die drei mussten zunächst nach links abbiegen, dann nach rechts, sodass sie sich den Scharfschützen von allen Seiten darboten. Mittlerweile eilte ein Posten auf Daljar zu, um sich nach Kowal zu erkundigen. Mindestens drei Scharfschützen auf dem Dach richteten die Gewehre auf ihn. Die funkelnden Visiere verrieten sie. Wäre Artur allein zum Palast gekommen, hätte er es vermutlich nicht mal bis zur Alexandersäule mitten auf dem Platz geschafft, ohne von Kugeln durchsiebt zu werden. Die gehören alle zur Museumskommune, rief er sich in Erinnerung. Diese Bande hat die Eremitage gestürmt. Und Pap Rubens ist ihr Chef. Das haben sie jedenfalls behauptet. Außerdem hätte ich ja auch bei denen in der Metro bleiben können. Allem Anschein nach ist der Oberst dieser Gang auch nicht schlechter als Rubens. Und Ingenieure nimmt er offenbar mit Kusshand …
    Der Posten wechselte ein paar Worte mit Daljar, nickte kurz und öffnete eine kleine Tür. Die drei folgten ihm. Im Innern wurde Artur sofort der Rucksack abgenommen, Louis schickte man ins Krankenzimmer, auch wenn er sich nicht schlecht fühlte. Aber die Wunde wollte fachkundig versorgt sein. Noch stand die Tür offen, sodass Artur unwillkürlich auf den Platz hinausspähte. Vom Admiralteiski Prospekt trabte ein Vierspänner heran, der mit seinem Hufgeklapper die Stille zerriss. Die Räder der langen geschlossenen Kutsche waren mannshoch und gut gefedert. Der Kutscher saß in einer Kabine, und aus einer Luke im Dach des Wagenkastens ragte der Oberkörper einer Frau mit Stahlhelm und Schussweste heraus. Unter der hässlichen Kopfbedeckung quollen lange blonde Locken hervor. Das Gesicht der Frau konnte Artur nicht erkennen, denn es lag hinter einem kugelsicheren Visier. Die Schützin drehte sich, mit einer Hand auf die Luke gestützt, langsam hin und her. Kaum tauchte das Vehikel auf, sprangen auch schon vier Kerle aus einem der Mannschaftspanzer und öffneten die schweren Torflügel. Zwei andere schufen einen Durchlass im Stacheldraht. Der Kutscher nahm die Kurve, ohne das Tempo im Geringsten zu drosseln. Das Hufgeklapper dröhnte durch den ganzen Innenhof. Artur fiel ein Zeichentrickfilm von einer kleinen Ameise ein, die alles daransetzte, um wieder zu ihrem heimatlichen Ameisenhaufen zurückzugelangen.
    Mittlerweile stand über dem gelangweilten Engel auf der Alexandersäule die bleiche Sichel des Mondes. Der hungrige Wind pfiff durch die menschenleere Stadt, weit in der Ferne, kaum noch hörbar, fielen ein paar Schüsse, wieherte ein Pferd. Dann schlug gleichmäßig eine Glocke, insgesamt zehnmal. Ein Mann mit einer Fackel lief den Rand des Platzes ab, um Feuer in Eisenfässern anzuzünden. Die Flammenzungen beleckten heulend die kühle Luft der hereinbrechenden Weißen Nacht. Im Hof schnaubten Pferde, es roch nach Stroh und gebratenem Fleisch.
    »Artur!«, riss Daljar ihn aus seinen Beobachtungen. »Pap Rubens will dich sprechen.«
    Der Posten schnippte seine Kippe nach draußen und schlug die Tür zu. Obwohl er keine Schusswaffe trug, spannte sich über seine Brust ein Patronengürtel – in dem allerdings statt Patronen schmale Wurfmesser steckten. Und zwar mindestens ein Dutzend. An einem prachtvollen Schultergehänge baumelte ein Kosakensäbel. Aber nicht diese stählerne bläuliche Klinge jagte Kowal den größten Schrecken ein. O nein, das war etwas anderes. Weiter hinten in der Eingangshalle schlummerte auf einer eleganten orientalischen Ottomane voller Goldquasten, im Schlaf den alten Brokat mit den Krallen zerfetzend, ein Geschöpf, das Tausendundeiner Nacht entsprungen schien. Nur war das hier kein Märchen. Trotzdem hätte nicht viel gefehlt und Artur hätte sich ins Bein gekniffen.
    Im Vergleich zu diesem anderthalb Meter langen Monstrum auf dem wertvollen Möbelstück nahmen sich selbst die kahlen Hunde wie Schoßhündchen aus. Von diesem Tier zu behaupten, es lümmele sich auf dem Sofa, träfe den Nagel genau neben den Kopf, besaß es doch eine wahrhaft teuflische Grazie. Kowal fiel ein, dass er einmal etwas über Albinotiger gelesen hatte. Ohne Frage handelte es sich bei dem Viech um eine Großkatze. Am

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