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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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an, »hat es die Felder der Bauern verschlungen?«
    »Das ist eine lange Geschichte … Die Felder wurden völlig vernichtet. Das Vieh ist wahnsinnig geworden. Du darfst aber nicht glauben, dass die Natur selbst irgendwie schuld daran ist. Hinter diesem kleinen Berg lagen eine kleine Siedlung und eine Fabrik, weißt du. Von hier aus kannst du sie nicht sehen. Die Siedlung ist inzwischen verödet, da hat niemand den Großen Tod überlebt. In der Fabrik türmen sich aber noch immer alte Autoreifen, da gibt es ganze Berge von Reifen. Selbst der Boden riecht nach Gummi. Keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht hat man früher dort aus den alten Dingern neue gemacht, vielleicht wurden die Reifen aber auch einfach verbrannt. Jedenfalls steht da ein Schornstein, und in seinem Umkreis ist der ganze Boden schwarz. Und diese Verseuchung hat sich immer weiter ausgebreitet, hat alle Felder geschluckt …«
    »Hätte man das nicht irgendwie aufhalten können?«
    »Das versuchen wir ja«, polterte Charly und spuckte aus. »Die Erdölarbeiter brennen das gesamte verseuchte Gebiet nieder. Das hilft zwar – aber die Cowboys kommen trotzdem nicht mehr zurück. Sie kehren nie an die Orte zurück, wo … wo die eigenen Schweine ihre Kinder verschlungen haben. Würdest du das etwa tun? Eben!« Charly klopfte ihm auf die Schulter und sprang nach draußen, mitten hinein in den getrockneten Schlamm. Zwei seiner Bodyguards warteten bereits auf ihn, die beiden anderen blieben im Waggon.
    Artur, dem das gestrige Gespräch mit Lew, dem Bibliothekar, wieder eingefallen war, eilte ihm hinterher, um Charly auf diese Wipper anzusprechen.
    »Unser Lew ist vermutlich der klügste Mann im ganzen Rat«, räumte Charly ein. »Wahrscheinlich ist er sogar klüger als ich.« Er stieß ein Schnauben aus. »Denn so klug reden wie er kann ich nicht. Ich kann nur handeln und für das Wohl meiner Kommune sorgen. Aber wie man diejenigen aufhalten kann, die die Erde zum Wippen bringen …«
    »Kann man mit denen denn gar nicht verhandeln?«
    »Nein! Wenn sie etwas brauchen, holen sie es sich. Manchmal zahlen sie sogar dafür. Du musst wissen, ihr Hass gilt nicht den Städtern – sondern den Städten selbst. Und niemand kann sie aufhalten … Ah, da sind ja die Erdölarbeiter! Endlich!«
    Zwischen zwei Wagen zwängte sich rumpelnd und polternd eine höchst erstaunliche Kutsche hindurch, der Traum eines jeden militanten Futuristen. Das Vehikel besaß einen Raupenantrieb, eine breite Ladefläche und einen Gitterturm, in dem oben in einem Kranhäuschen ein Mann mit Taucherhelm saß, der Herr und Gebieter über einen Flammenwerfer. Dass es sich tatsächlich um einen Flammenwerfer handelte und nicht um einen Wasserwerfer, erkannte Artur auf Anhieb, denn die Unterseite der Waffe und die vordere Stoßstange waren schwarz von Ruß. Die Ketten stammten nicht aus russischer Produktion, sondern waren deutschen Baggern abgenommen worden. Auf der Ladefläche stand ein radloses amerikanisches Cabrio in schreiendem Orange, in dem zwei Menschen ohne Helm saßen, dafür jedoch in Gesellschaft eines riesigen Braunbären.
    »Herr im Himmel!«, entfuhr es Artur. Verdutzt kniff er die Augen zusammen. »Herr im Himmel, mach, dass ich nicht den Verstand verloren habe! Ihre Hunde können unter Wasser atmen … Was ist dann mit ihren Bären? Können die fliegen?!«
    Aber der Bär dachte gar nicht daran, irgendwohin zu fliegen. Die Pferde, die bisher in aller Gemütsruhe ihr Heu gekaut hatten, gerieten kurz in Aufruhr, doch der zottelige Gigant reagierte überhaupt nicht auf sie. Er trug ein breites Halsband mit einer Kette, die um den hinteren Sitz des Cabrios geschlungen war. Hinter dem amerikanischen Wagen ragten die Behälter mit dem Brennstoff für den Flammenwerfer und ein hoher Drahtkäfig auf. In diesem kauerte ein völlig verdreckter Junge von etwa zehn Jahren auf einem Holzklotz und spielte mit zwei Bärenkindern. Der Diesel ächzte ein letztes Mal und die Kappe auf dem Schornstein hob sich, um eine Wolke dicken Rauchs gen Himmel zu schicken. Dann trat Ruhe ein.
    Sämtliche Museumsleute aus dem Passagierwagen scharten sich um die beiden Erdölarbeiter. Vom Fahrersitz des Cabrios erhob sich ein extrem hagerer Mann mit wettergegerbtem, braun gebranntem Gesicht, der die aus Zelttuch gefertigte Kluft eines Feuerwehrmannes trug. Auf seiner Schulter hockte ein falkenähnlicher Raubvogel, der ständig die Position wechselte. Der Mann bedachte die Menge mit einem flüchtigen Blick

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