Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

zusammen, als er sich ausmalte, welche Schmerzen Rubens’ Tochter litt. »Sage ihnen, dass ich gehört habe … wie die Dschingisse abgezogen sind. Die Gegend ist sauber. Die nächsten zwei Tage brauchen wir nicht mit einem Angriff zu rechnen. Die Drachen sind ebenfalls weggeflogen … Bis auf zwei … verletzte. Erschlagt sie …«
    »Nein!«, mischte sich Artur da ein. »Bitte, Herrin, lasst sie am Leben …«
    Die Sergeanten sahen sich ungläubig an. Bis auf Daljar kannte Artur diese Männer nicht. Charly versuchte, Kowal ein Zeichen zu geben. Arina richtete mit einiger Mühe den Blick ihrer riesigen Augen auf ihn.
    »Weshalb sollte ich diese Teufel am Leben lassen, Meister?«, fuhr sie ihn an. »Willst du sie in Moskau verkaufen?«
    »Gib mir vier Soldaten, Herrin«, bat Kowal, der spürte, dass die Konzentration der Frau nachließ. »Ich will allen zeigen, dass man diese Drachen nicht fürchten muss. Danach wirst du die Ordnung mühelos wiederherstellen können. Ich fessle diese Biester und legen ihnen Leinen an. Wenn wir dann mit ihnen nach Moskau kommen, werden alle Kinder lachen und sie mit Steinen bewerfen …«
    »Der ist doch verrückt, Herrin!«, wandte sich einer der Sergeanten an Arina, ein Muskelprotz, der aussah, als käme er aus einem der baltischen Länder. »Niemand wagt es, einen feuerspeienden Dämon auch nur anzufassen! Das sind Ausgeburten der Hölle, die die Zauberer uns auf den Hals gehetzt haben! Alle kennen die schlimmen Orte, die sich ständig ausbreiten. Dort wächst das Gras schneller und da kommen Vögel mit zwei Köpfen zur Welt. Das Wasser in den Bächen leuchtet und die Fische können ans Ufer kriechen. Zu solchen Orten gehen die Zauberer, um auf dem verseuchten Boden Samen zu verteilen, aus dem die verdorbene Erde dann die Dämonen hervorbringt. Die geflügelten Drachen zum Beispiel, aber auch andere Ungeheuer. Glaub mir, Herrin, das wissen alle, auch wenn es niemand laut ausspricht. Und deshalb darfst du nicht auf diesen Fremden hören. Wir müssen die beiden Teufel mit Masut begießen und verbrennen!«
    Andere Stimmen erhoben sich.
    »Herrin, wir sollten zu den Erdölarbeitern zurück und Brot von ihnen kaufen!«
    »Die Cowboys müssen neue Pferde herbeischaffen!«
    »Besser wäre es, wir würden mit den Leuten vom Gouverneur eine neue Karawane zusammenstellen!«
    »Mam Rona muss sich die ohnmächtige Mutter ansehen!«
    Arina schien die allgemeine Panik jedoch nicht zu bemerken. Sie musterte Kowal nachdenklich. Dieser sah sich auf der Suche nach Unterstützung um – und erhielt sie von völlig unvermuteter Seite, nämlich von diesem zerzausten Teenager Christoph, der ein kleines Kätzchen auf dem Arm hielt. Er strahlte Artur ganz überraschend an. Arina hob die Hand, was ihr offenbar große Mühe bereitete. Sofort verstummten die Männer.
    »Du musst jetzt einen Nachnamen erhalten …«
    »Ich habe bereits einen. Kowal.«
    »Das versteht doch keiner. Kowal? Was soll das sein?«
    »Im Ukrainischen bedeutet es Schmied.«
    »Das passt«, erwiderte sie und rang sich ein Lächeln ab. »Denn du hast gearbeitet wie ein echter Schmied. Und nun lasst ihn aussprechen. Dieser Mann hat Kühnheit bewiesen, sodass er es verdient, dass wir ihn anhören. Die Dämonen spucken Feuer. Wie willst du es anstellen, dass die Menschen sie nicht mehr fürchten?«
    Arina warf einen raschen Blick auf Charly und Sergo. Artur hatte den Eindruck, dass bereits irgendeine Entscheidung über sein weiteres Schicksal getroffen worden war.
    »Herrin …«, setzte er an. »Bevor ich in meinen Schlaf gefallen bin, habe ich den Organismus von Tieren und Menschen studiert. Es gibt keine Lebewesen, die in ihrem Körper ein brennendes Gemisch herstellen könnten. Und zwar nicht, weil das theoretisch nicht möglich wäre, sondern weil jedes innere Organ eine bestimmte Funktion zu erfüllen hat. Einige sind für die Verdauung verantwortlich, andere für den Erhalt der Art und so weiter. Dagegen hätte die Produktion von Flüssigkeiten oder Gasen, die in der Lage sind, schnell auf Sauerstoff zu reagieren, keinen anderen Zweck als …« Er spürte, dass ihn niemand verstand. Nicht bei diesen abgehobenen Ausführungen …
    »… Angst zu wecken!«, sprang ihm Christoph bei. Die Männer verhehlten ihre Scheu vor dem Jungen nicht, aber der strahlte weiter, offenbar an seine privilegierte Stellung gewöhnt. »Du hast gelacht, aber geweint. Denn du bist klug und dumm zugleich. Das Feuer ist lebend, wiewohl tot. Es