Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Drachenschwarm und verwandelten die Biester im Nu in Hackfleisch. Artur überzog sie von oben bis unten und von links nach rechts mit Kugeln. Sollte tatsächlich eines dieser Schuppentiere den Angriff überlebt haben, zerbrach er sich nicht den Kopf darüber. Den Wilden entging das ruhmlose Ende ihrer Luftwaffe ebenfalls nicht, sodass sie unter lautem Geschrei von ihren bisherigen Angriffszielen absahen und auf Artur zuhielten.
Warum lenkt die bloß keiner ab?, stöhnte Kowal innerlich. Alle Museumsleute werden ja wohl nicht tot sein! Noch drei Minuten, dachte Artur entsetzt, dann stehen diese Wilden vor mir. Aber gut, die Suppe habe ich mir selbst eingebrockt. Was musste ich denn unbedingt nach Moskau?!
Nach der nächsten Salve stellte er voller Genugtuung fest, dass er der frisch eingetroffenen Reiterei der Wilden ordentlich zugesetzt hatte. Allerdings meinte er, hinter den Kavalleristen eine offene Kutsche auszumachen, in der eine weiß gekleidete Gestalt saß … Quatsch, das habe ich mir nur eingebildet, redete er sich ein. Und selbst wenn: In zehn Sekunden gleicht die Kavallerie der Dschingisse eh fein zerhacktem Gulasch!
Die Espen, Birken und Linden zerbrachen wie Streichhölzer. Dort, wo eben die Reiter dahingesprengt waren, brannte die Erde. Dann verstummte die Flak. Gut möglich, dass es irgendwo noch Ersatzgurte mit Patronen gab, aber egal. Als er sich die Kalaschnikow schnappte, sah er sie unwillkürlich an, als handle es sich bei ihr um eine Wasserpistole. Im Vergleich zur Flak war die gute alte Kalaschnikow das irgendwie aber auch. Wie viele Jahre das Ding wohl schon auf dem Buckel hatte?
Kowal spähte vorsichtig aus dem Laster – und wollte seinen Augen nicht trauen. Die Dschingisse waren bis auf den letzten Mann verschwunden. Die reiterlosen Pferde irrten hilflos umher und setzten die verletzten Hufe nur mit Mühe auf. Die Tür des Traktors quietschte, der Fahrer lugte vorsichtig aus der Kabine. Als er den toten Drachen auf der Motorhaube des Urals sah, fuhr er vor Schreck zusammen.
Die Tür des Stabswaggons wurde aufgerissen und drei imposante Figuren kletterten heraus. Kowal erkannte Mücke und Elch. Ganz langsam kam wieder Leben in die Karawane. Türen schlugen zu, hier war ein Lachen zu hören, dort ein Weinen. Beile wurden geschwungen. Die überlebenden Männer von Mam Kate wagten sich ebenfalls zurück. Sie konnten ihr Glück noch immer nicht fassen und sahen sich ständig verdutzt um.
»Wir haben gewonnen!«, schrie Artur, sprang hinaus, ließ die Waffe fallen und sackte kraftlos zu Boden. »Weil wir die richtigen Mittel eingesetzt haben. Ihr mit eurer Diplomatie …!«
(13)
DIE DEMOKRATIE DER STRASSE
»He! Bist du taub, oder was?!«
»Hä?« Die quiekende Stimme des Mannes vor ihm drang wie durch eine dicke Watteschicht an Kowals Ohr.
»Arina Rubens will dich sprechen. Also hoch mit dir, Freundchen.« Nachdem Artur sich hochgerappelt hatte, bemerkte der Soldat, in welchem Zustand sich der Mann befand, den zu holen man ihn losgeschickt hatte. Daraufhin fuhr er in deutlich freundlicherem Ton fort: »Wenn du nicht laufen kannst, trag ich dich.«
Kowal hatte sich in der Tat schon besser gefühlt. Müdigkeit ließ ihn torkeln. Sollten sie erneut zu den Waffen greifen müssen, würde er es nicht mal schaffen, auch nur eine Pistole zu halten. Während er seinem Begleiter zum Stabswaggon hinterherstolperte, fiel er dreimal hin. An allen Wagen waren Reparaturarbeiten im Gange, nur bewegten sich die Menschen wie in Zeitlupe. Die Soldaten standen am Wegrand und hielten Ausschau, duckten sich aber bei jedem lauten Geräusch. Neben den Leichen der Wilden machte Artur einen verletzten Drachen aus. Ein gestürztes Pferd hatte seinen Flügel unter sich begraben, sodass dieses Biest nur fauchen und den Schwanz durch die Luft schlagen konnte. Trotzdem mieden alle den Saurier, und es hatte sich bisher kein kühner Held bereitgefunden, den Drachen abzuknallen.
So ein Mist, dachte Kowal, die sind ja völlig demoralisiert. Toll! Aber wenn hier jemand das Recht hätte, Schiss zu haben, dann ja wohl ich. Die sind schließlich Profis!
Ein flüchtiger Blick genügte, um zu begreifen, dass Arina Rubens schwer verwundet war. Ihr Gesicht war leichenblass und über eine Wange zog sich eine frisch genähte Wunde. Am Fußende ihrer Liege türmte sich ein Berg blutgetränkter Fetzen. Ein baumlanger Mann im Kettenhemd beugte sich über sie und hielt sie fest, während ihr ein Arzt die Pfeile herauszog. Kowals
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