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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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einem geschmiedeten Eisenbottich hockte.
    Arina hatte ihm eingeschärft, der Wipper dürfe auf gar keinen Fall mit dem Erdboden in Berührung kommen. Selbst ein Holzkäfig sei für ihn nicht genug. Nein, um ihn herum müsse unbedingt Metall sein, damit dieser Dämon nicht aus den natürlichen Materialien eine neue Portion seiner schrecklichen Kraft ziehen könne. Doch als Kowal den gefesselten Feind an den Wagen vorbeigeführt und die Menschen den Kopf abgewandt hatten und zurückgewichen waren, hatte der Wipper bloß gelächelt und nicht mal ansatzweise einen Fluchtversuch unternommen.
    Da niemand ihm Wasser bringen wollte, musste Kowal das selbst übernehmen. Essen lehnte der Alte strikt ab. Bei jeder Begegnung lächelte der Kerl seinen Gefängniswärter nur schweigend aus der Dunkelheit des Eisenbottichs an. Und als Kowal ihm vorgeschlagen hatte, einmal aus dem Fass zu klettern und sich im Wagen die Beine zu vertreten, hatte der Wipper leise gefragt: »Du hast meine Worte nicht vergessen, Dämon? Wir beide wollen das Gleiche. Wir beide wollen, dass die Frau dir ein Kind gebiert. Du denkst doch an sie, das höre ich …«
    Als Kowal danach den Deckel auf den Bottich geknallt hatte, hatten ihm die Finger gezittert. Die beiden Soldaten, die mit Gewehren im Anschlag zur Bewachung des Gefangenen abgestellt waren, hatten sich einen Schritt zurückgezogen, als sie ihn sahen. Die meisten der einfachen Soldaten schienen ihm tatsächlich irgendeine mystische Kraft zuzuschreiben. Das machte seine Aufgabe als Chef der Bodyguards nicht gerade leichter. Sergo hatte ihm seine Pflichten dargelegt. Er hatte das zweite Mal im Leben auf einem Pferd gesessen und war unter dem Blick der Cowboys ziemlich nervös die Karawane abgeritten. Immerhin war er nicht aus dem Sattel gefallen. Anschließend hatte er die Wachtposten und die Feldküche inspiziert. Wie er bereits vermutet hatte, musste er in seinem neuen Amt zum Teil auch Aufgaben eines Stabschefs, Finanzministers und der Exekutive übernehmen. Dieser letzte Bereich seiner Pflichten schmeckte ihm zwar gar nicht, galt aber als besonders ehrenvoll. Außerdem sollte er als Auge und Ohr Arinas dienen. Er nahm sich allerdings fest vor, grundsätzlich niemanden zu verpfeifen, schließlich könnte ihn jemand bewusst provozieren, nur um seine Loyalität zu testen. Als Chef der Geheimpolizei saß man ja bekanntlich immer zwischen Baum und Borke. Entweder verdächtigte er alle – oder zahlte für seine Vertrauensseligkeit. Deshalb hatte er den Moment, als Abaschidze ihm die Stabsspitzel vorstellte, auch als besonders unangenehm empfunden. Der Kreis schließt sich, hatte Artur bedrückt gedacht, als er sich den Vortrag über kleine Gesetzesverletzungen wie den Konsum sanfter Drogen, Messerstechereien oder Glücksspiel anhörte. Das zog mal eine Geldstrafe, mal Küchendienst nach sich. Wer im Dienst schlief, wurde aus der Kommune gejagt. Oder aufgehängt. Ein Hoch auf die rechtschaffene Genossenschaft!, höhnte er innerlich – nur um sich gleich darauf zu fragen, was er sich eigentlich anmaßte, diesen Leute vorzuschreiben, wie sie leben sollten.
    Auch eine Uniform hatte er erhalten: ein paar Lederstiefel und Wollsocken. Als besonderes Bonbon stand ihm eine Extraportion Dörrfleisch und eine bestimmte Menge Gemüse zu, aber all das ließ er in den allgemeinen Kochtopf wandern. Da waren die MP und die Wurfmesser schon willkommenere Geschenke, die er sozusagen von Matrose erbte. Und bei seiner Rückkehr nach Piter winkte ihm der vierfache Sold eines einfachen Soldaten in Gold.
    Im Grunde gab es also genug, womit er sich beschäftigen konnte, um jeden Gedanken an Nadja aus seinem Kopf zu verbannen. Doch je öfter er sich befahl, nicht an sie zu denken, desto deutlicher ahnte er, dass er dieser Schwäche für diese Frau bloß ein Mal nachzugeben bräuchte – und der Wipper würde die Oberhand über ihn gewinnen. Wie, wusste er zwar nicht, aber fertigbringen würde er es auf alle Fälle. Als er an dem Wagen mit dem Eisenbottich vorbeigeritten war, hatte er deshalb auch unwillkürlich den Kopf eingezogen. Der Wipper schien ihm durch das Metall und Holz zuzulächeln. Die Brandwunden an Arturs Händen schmerzten immer noch, die Salbe des Marschalls half nur schlecht. Er ahnte, dass der alte Fuchs mit den Rastazöpfen seine Wunden wesentlich schneller hätte heilen können, verspürte aber nicht die geringste Lust, sich an diesen Dämon zu wenden.
    Vielleicht hat der Wipper ja auch gelogen, was die

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