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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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der eine ihrer wertvollsten Waren gerettet: eine Mutter. Andererseits glaubten die Museumsleute aber, dass die Gefangennahme des Wippers nicht ohne Folgen für die Karawane bleiben würde. Charly redete kaum noch ein Wort mit Artur und schien ihm aus dem Weg zu gehen.
    Die Glocke schlug erneut viermal. Nachdem Kowal aus dem Wagen gestiegen war und sich die Augen gerieben hatte – sah er die Ewige Brandstätte vor sich. Kein Flecken dieser Erde, den er kannte, bot einen solchen Anblick. Ihm verging prompt der Appetit. Es war ein Bild, das Herzrasen auslöste, einen aber auch gleichzeitig in einen magischen Bann schlug; es war, als wären sämtliche Cyberspace-Romane wahr geworden, als wäre jeder nur denkbare biologische Fehler aufgetreten …
    Nichts deutete auf ein Feuer hin. Die riesige Ebene von aschgrauer Farbe war mit Farn zugewuchert, allerdings nicht ganz, sondern in ungleichmäßigen Flecken, fast als hätten Verwandte der Mammuts einzelne Brocken aus dem Boden gerissen. Die kahlen Stellen bedeckte stachliges silbernes Moos, das von Weitem aussah wie ein Teppich aus krummen Nägeln. Ab und an gab es auch Hügel aus eng miteinander verflochtenen, irgendwie abnormalen Stängeln, auf denen ein fahler gelber Belag lag. Artur setzte das Fernglas an. Wuchsen zwischen diesen fleckigen Farninseln etwa völlig neue Baumformen? Nein … Als er näher hinsah, erkannte er in den knorrigen entrindeten Stämmen nichts anderes als Birken. Zumindest erinnerten ihn diese pilzförmigen Gebilde an ebendiese Bäume. Er betrachtete den Horizont so intensiv, dass ihm irgendwann bunte Flecken vor den Augen tanzten. Über dieser chlorophylllosen Landschaft kreiste nicht ein Vogel. Hier und da wies die graue Ebene schmale Furchen auf, die an Tierpfade denken ließen, allerdings rührte sich nirgendwo auch nur ein Blatt. Diejenigen, die diese Wege getrampelt hatten, legten nicht gerade gesteigerten Wert darauf, die Bekanntschaft der Karawane zu machen …
    Lew fiel ihm ein. Der hatte unter anderem von toten Wäldern im Süden Piters, von Regenfällen, nach denen die Tannen all ihre Nadeln verloren, und von wiederaufbereitetem Wasser, das in die Böden und die Flüsse sickerte, gesprochen …
    Kowal versuchte, sich die Gegend aus der Vogelperspektive vorzustellen. Die Ewige Brandstätte erinnerte an eine gigantische Zunge, die sich durch Nowgorod und den Ilmensee weiter nach Osten zog, etwa in Richtung der Kleinstadt Baranawitschy. Die Länge dieser Zunge ließ sich nicht schätzen, aber die Breite betrug über vierzig Kilometer. Die Karawane war bis zur Grenze dieser toten Zone vorgestoßen, dann hatte Sergo zum ersten Mal Arturs Plan durchkreuzt und bis zum Sonnenaufgang rasten lassen: Nachts würde niemand durch die Brandstätte ziehen, erklärte er ihm jetzt. Tagsüber hätte es hier noch nie Schwierigkeiten gegeben, das versicherten alle, da hätten sie weder Tiere noch Wilde angegriffen. Aber von früheren Reisen berichtete man eine amüsante Legende, die Daljar ihm allerdings ohne den zartesten Anflug eines Lächelns auf den Lippen wiedergab und die Kowal zunächst nicht glauben wollte. Nur machte man in dieser Welt selten Scherze.
    Diese Legende besagte, dass in jener Ewigen Brandstätte, die die Straße nach Murmansk schnitt, vor ein paar Jahren die Begleitung einer ganzen Karawane verschwunden sei, insgesamt dreißig Mann. Wilde gab es in diesen Breitengraden praktisch nicht, dafür waren die Winter zu streng, kamen zu wenig Karawanen. Diese hatte es jedoch sehr eilig, denn sie brachte, wie es hieß, leicht verderbliche Ware nach Piter. Deshalb entschied man sich dazu, das Nachtlager auf der Straße durch die Ewige Brandstätte aufzuschlagen. Vier Tage später brachen Reiter auf, um die Karawane zu suchen. Zunächst stießen sie auf die völlig unberührten Wagen. Die Fische waren inzwischen natürlich vergammelt, das Eis geschmolzen, die Hälfte der ungenießbar gewordenen Waren ordentlich auf der Straße verteilt. Dann fingen die Männer zwei gesattelte Pferde ein, besser gesagt, die Tiere kamen freiwillig auf sie zu. Schließlich fanden sie ein weiteres Pferd. Es stand etwas abseits, vielleicht zehn Meter von der Straße, mit hängendem Kopf, fast als schlafe es. Ein paar tapfere Männer wagten sich an das Tier heran. Kurz bevor sie es erreichten, bemerkten sie, dass es nicht mehr atmete und irgendwie versteinert wirkte. Von ihm war nur noch die äußere Hülle übrig, innerlich war es völlig ausgehöhlt. Da seine

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