Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Aufständen und Unruhen innerhalb der Kommune führen. Aber diese hundert gefesselten Idioten lösten etwas in ihm aus. Gut, auch er hatte befohlen, ein paar Dschingisse aufzuhängen. Aber das waren Feinde gewesen, die sozusagen im Kampf starben. Sklavenhandel stand jedoch auf einem anderen Blatt … »Überrascht es dich eigentlich sehr, wenn ich dir sage, dass Pap Rubens die Wipper über mich informiert hat?«
»Bitte?!«
»Du hast mich sehr gut verstanden«, erklärte Kowal müde. »Dein Stiefvater hat eine Brieftaube zu dem verehrten Herrn Bruder unseres ehemaligen Häftlings geschickt. Keine Ahnung, ob er ihm etwas über die Mütter geschrieben hat – aber über mich wussten die Wipper Bescheid! Zwei Tigerjungen – das war also der Preis für mich, ja?«
Danach stapfte er los, noch ehe sie auf seine Worte reagieren konnte. Die Kutsche wartete bereits auf ihn. Die Bienen surrten und hatten eine schaukelnde Acht gebildet. Eine der beiden Wipperinnen bot den Müttern Beeren an. Auf dem Kutschbock saß ihr Ex-Sträfling. Als er Artur bemerkte, klopfte er auffordernd neben sich auf den Sitz und ließ die Peitsche wie ein geborener Kutscher knallen.
Sobald sich die Pferde in Bewegung gesetzt hatten, brach auch der Bienenschwarm auf, um der Kutsche zu folgen, ganz wie eine Ehreneskorte. Artur sah ein letztes Mal zurück. Im Einstieg des Panzerwagens machte er die kleine Gestalt Christophs aus. In der einen Hand hielt der Junge einen Apfel, mit der anderen winkte er ihm zum Abschied.
Wer weggeht, kehrt auch wieder, hatte der kleine Philosoph gesagt.
Nur gab es längst keine Philosophie mehr. Geblieben war einzig die Biologie.
(20)
NADJA VAN GOGH
Artur hatte es aufgegeben, die Tage zu zählen. Am achten oder neunten Tag war die Kutsche über den Marktplatz irgendeiner Kleinstadt gerumpelt. Dort hatten die Wipper ihm gestattet, mal wieder eine Nacht in einem Bett zu verbringen. Bis dahin waren die Pferde ohne Rast, wenn auch ausgesprochen langsam dahingetrabt. Die Bienen hatten sie inzwischen verlassen, stattdessen erfreute sich die Kutsche nun der Begleitung eines Wolfsrudels. Die Tiere folgten ihnen fraglos nicht aus freien Stücken, bissen sich zuweilen gegenseitig, blieben aber nie weit zurück. Unter diesen Umständen verbot sich natürlich jeder Gedanke an Flucht von selbst. Obendrein hätte Artur sich in einer derart gottverlassenen Gegend nie auf ein solches Unternehmen eingelassen.
Sie zogen immer weiter nach Osten. Manchmal war die Straße so von Gras überwuchert, dass die beiden Wipper Artur ein langes Messer in die Hand drückten und zusammen mit ihm die Fahrspur freilegten. Manchmal musste sich die Kutsche buchstäblich durch Gestrüpp pflügen, nur um kurz darauf wieder eine tadellose Straße vor sich zu haben. Es überstieg Arturs Vorstellungsvermögen, wie sich jemand diese unzähligen Abzweigungen und Biegungen einprägen konnte. Mittlerweile wusste er bereits, dass ihr Ex-Häftling Ismail und sein Kumpan, der Herr über die Wölfe, Prochor hieß. Bei den Frauen handelte es sich um Schwestern, wobei die Phantasie ihrer Eltern nicht mehr als die Namen Anna die Erste und Anna die Zweite zustande gebracht hatte. Die beiden hielten sich sehr bedeckt, doch soweit er es verstanden hatte, gab es auch noch Anna die Dritte und Anna die Vierte. Die zwei Annas brachten den Müttern Essen, sorgten für warmes Wasser, damit die vier Frauen aus der Eremitage baden konnten, halfen den Männern auch mal, den Wagen aus einem Schlagloch zu ziehen, und übernahmen nachts abwechselnd die Wache. Im Grunde hätten sich die Wipper diese Nachtwachen allerdings sparen können: Nicht ein Tier wagte es, sie anzugreifen.
Sie kamen an Dutzenden ausgestorbener Dörfer vorbei, machten manchmal aber auch Rauch am Horizont aus. Nachts brannten auf den Hängen der Hügel kleine Lagerfeuer. Ein paarmal stießen sie unterwegs auf Satansgeifer. An solchen Stellen hatte ein Wipper entweder seine Kräfte erneuert oder sich gegen Feinde verteidigt. Ismail gab sich nun stumm wie ein Fisch, während Prochor anscheinend nur mit den Frauen redete. Er konnte stundenlang im strömenden Regen vor der Kutsche hergehen, ein Wolfsjunges auf dem Arm.
Irgendwann erreichten sie dann wieder eine ordentlich asphaltierte Straße. Hier entließen die Wipper die gequälten Wölfe in den Wald.
»Wir kommen jetzt in die Stadt Scharja«, erklärte Ismail. »Dort werdet ihr in einem Hotel schlafen. Trinkt kein Wasser aus den Leitungen! Und schließt
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