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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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konnte es sonniger und entspannender sein als auf Hawaii.

Novus Ordo Seclorum
    »Filipinos sind warmherzige, freundliche, fürsorgliche, großzügige Menschen«, sagt Avi, »und das ist gut so, denn eine ganze Menge von ihnen tragen versteckt Waffen mit sich herum.«
    Randy befindet sich am Flughafen von Tokio, wo er mit einer Langsamkeit, die seine Mitreisenden zum Wahnsinn treibt, einen Gang entlangschlendert. Den letzten halben Tag haben sie alle, auf schlechten Sitzen festgezurrt, auf engstem Raum in einer mit Flugbenzin angetriebenen Aluminiumröhre verbracht. Auf dem mit Sicherheitsnoppen versehenen Fußboden des Gangs dröhnen ihre rollenden Koffer wie Kampfflugzeuge. Beim Umschiffen seines untersetzten, stämmigen Körpers berühren sie ihn an den Kniekehlen. Randy hält sich sein neues GSM-Handy seitlich an den Kopf. Angeblich funktioniert es überall auf der Welt, nur in den Vereinigten Staaten nicht. Dies ist die erste Gelegenheit für ihn, es auszuprobieren.
    »Du klingst glockenrein«, sagt Avi. »Wie war der Flug?«
    »Ganz in Ordnung«, antwortet Randy. »Oben auf dem Videobildschirm hatten sie eine von diesen bewegten Landkarten.«
    Avi seufzt. »Die gibt’s jetzt bei allen Fluggesellschaften«, erklärt er mit monotoner Stimme.
    »Das Einzige, was man zwischen San Francisco und Tokio zu sehen bekam, war Midway Island.«
    »Und?«
    »Stundenlang nichts anderes. MIDWAY. Verlegene Stille um mich herum.«
    Randy erreicht den Flugsteig für Manila und bleibt bewundernd vor einem einen Meter fünfzig breiten High-Definition-Fernseher stehen, der das Logo einer bedeutenden japanischen Firma für Unterhaltungselektronik trägt. Gerade läuft ein Videofilm, in dem ein verschrobener Zeichentrickprofessor, assistiert von seinem entzückenden Hündchen, frohgemut die drei Übertragungswege des AIDS-Virus abhakt.
    »Ich habe einen Fingerabdruck für dich«, sagt Randy.
    »Schieß los.«
    Randy betrachtet seine Handfläche, auf die er mit Kugelschreiber eine Ziffern- und Buchstabenfolge geschrieben hat. »AF 10 06 E9 99 BA 11 07 64 C1 89 E3 40 8C 72 55.«
    »Registriert«, sagt Avi. »Kommt von Ordo, stimmt’s?«
    »Stimmt. Ich habe dir per E-Mail den Schlüssel von SFO geschickt.«
    »Die Wohnungsfrage ist noch nicht endgültig geklärt«, sagt Avi.« Deshalb habe ich dir erst einmal eine Suite im Manila Hotel reservieren lassen.«
    »Was heißt, noch nicht endgültig geklärt?«
    »Die Philippinen sind eines dieser post-spanischen Länder, wo die Grenzen zwischen geschäftlichen und privaten Beziehungen fließend sind«, erklärt Avi. »Und an eine Wohnung kommst du, glaube ich, nur, wenn du in eine Familie einheiratest, nach der eine größere Straße benannt ist.«
    Randy lässt sich im Warteraum nieder. Selbstbewusste Kontrolleure mit flotten, ausgefallenen Mützen picken sich Filipinos mit zu viel Bordgepäck heraus und lassen sie in einer Art öffentlichem Ritual kleine Schildchen ausfüllen und ihre Besitztümer abliefern. Die Filipinos verdrehen die Augen und starren sehnsüchtig aus den Fenstern. Die meisten der wartenden Passagiere sind jedoch Japaner – ein paar Geschäftsleute, hauptsächlich aber Urlauber. Sie schauen sich ein lehrreiches Video darüber an, wie man im Ausland überfallen und ausgeraubt wird.
    »Was?«, sagt Randy mit einem Blick aus dem Fenster, »nach Manila runter fliege ich wieder mit’ner 747.«
    »In Asien gibt sich keine anständige Fluggesellschaft mit was Kleinerem als einer 747 ab«, lästert Avi. »Sollte jemand versuchen, dich in eine 737 oder, Gott bewahre, einen Airbus zu stecken, verschwinde, so schnell du kannst, aus der Abflughalle und piep mich auf meinem Sky Pager an, damit ich dir einen Hubschrauber schicke, um dich zu evakuieren.«
    Randy lacht.
    Avi fährt fort. »Jetzt pass auf. Dieses Hotel, in das du gehst, ist sehr alt, sehr groß, steht aber mitten in der Pampa.«
    »Warum haben sie mitten in der Pampa ein großes Hotel gebaut?«
    »Früher war es der Renner – direkt am Meer und gleich neben Intramuros.«
    Randy hat in der High School genug Spanisch gelernt, um das zu übersetzen: Innerhalb der Mauern.
    »Aber 1945 wurde Intramuros von den Japanern dem Erdboden gleichgemacht«, fährt Avi fort. »Systematisch. Sämtliche Bürogebäude und Hotels für Geschäftsreisende liegen jetzt viel näher beim Flughafen, in einem neuen Viertel namens Makati.«
    »Du willst unser Büro also in Intramuros einrichten?«
    »Wie hast du das erraten?«, erwidert Avi,

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